Interview:

2008-05-09 Cataract

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Mit ihrem fünften Album haben CATARACT erneut ein hochklassiges Werk vorgelegt, mit dem sich selbst das schönste Geschenk zum zehnjährigen Geburtstag gemacht haben. Sieht Drummer Ricky ähnlich und lässt im Gespräch nochmal Höhen und Tiefen der vergangenen Dekade passieren. Müde sind die Schweizer noch lange nicht, in den nächsten Jahren haben sie noch Einiges vor.InterviewZehn Jahre, fünf Alben - dazu meinen Glückwunsch! Hättest du in den
Anfangstagen gedacht, dass ihr mal so weit kommen würdet?


Oh nein, nie! Es war schon klar, dass wir mit dieser Band alles geben und uns richtig reinhängen wollten, aber dass wir z.b. den Deal mit Metal Blade landen würde, das war eher ein Traum damals. Wir haben CATARACT ja gestartet, weil wir bei den andern Bands (Damage ID und Cease) nirgendwohin gekommen sind.


Welcher Moment war der Schönste in diesen zehn Jahren, welcher der
Unschönste?


Also topp war sicher, als wir den Deal unterzeichnet haben und natürlich diverse Shows, die unsere Erwartungen mehr als übertroffen haben…
Greenfield Open Air, WFF, Wacken, etc etc…
Und unschön, naja, die ganzen Wechsel waren nichts Tolles. Besonders als wir uns von unserm ersten Sänger Mosh und unserem ersten Basser Michael getrennt haben, das war für mich persönlich ein Tiefpunkt. Nur schon weil die Jungs erstklassige Typen sind.


Wie hat sich die Musikszene (egal ob HC oder Metal) in der Zeit
verändert?


Ich denke die ganze Szene hat sich kommerzialisiert, und das passt wirklich zu beiden Sparten. Man erkennt die Strukturen aus dem grossen Musikbusiness, und wenn man so vergleicht mit der Zeit vor 2000 – das ist schon erschreckend, wo die Prioritäten jetzt liegen. Das Image ist immer wichtiger geworden, Leute wollen keine Kunst mehr kaufen, sondern ein Produkt. Früher haben die Bands im Underground gemacht, was immer sie wollten, mittlerweile passen sich die Bands dem gängigen Trend an, um auf die Bühne zu kommen und möglichst schnell eine CD rauszubringen. Man kann's aber niemandem verdenken, denn mit dem heutigen Informationsfluss hat eine Band ohne irgendein Demo oder irgendeine Show die Möglichkeit, auf der ganzen Welt präsent zu sein.


Fühlst du dich noch einer bestimmten Szene zugehörig?


Das habe ich mich nie. Man rutscht irgendwie in eine Szene rein, aber wenn man sichs mal überlegt, ist es ja fast schon peinlich, wo dann die tatsächlichen Unterschiede liegen. Ich habe seinerzeit als typischer Schulhof-Metaller angefangen, bin dann irgendwann wegen akutem Mangel an Shows auch an HC-Shows gegangen, wo mich der DIY-Spirit der Leute äusserst stark beeindruckt hat. Was mir aber damals schon mehr als fragwürdig erschien, war diese Kategorisierung in Metal und Hardcore. Seit ich aktiv bin in der Szene wollte ich diese Grenzen einreissen. Mit meiner ersten Band (wie machten Powermetal) haben wir Punk-Bands gecovert, dann machte ich mit einem Kumpel ein Fanzine wo wir Bands aus allen Bereichen drin hatten… und dann kam Metalcore haha!


Kommen wir zum neuen Album: Wie lange habt ihr an den Songs geschrieben?
Wie sehr hat sich Tom dabei eingebracht und wie sehr hat der Weggang von
Simon das Songwriting verändert?


Der Prozess blieb gleich, wir haben die Songs zusammen im Proberaum gejammt und je nach dem Rockfaktor Riffs weggeschmissen oder anders kombiniert… Die meisten Songs kamen aus Greg's Feder, wobei Tom sich aber überall mit seinen Ideen eingebracht hat. Der ganze Prozess war sehr kreativ, Tom und Greg haben sich sehr gut verstanden und auch prima ergänzt. Dazu kommt natürlich noch, das Tom ein prima Sologitarrist ist, das hat den Songs gleich noch mal nen neuen Schub gegeben.


Wie oft probt ihr in der Woche? Entstehen dabei viele Songs oder werden
die eher Zuhause ausgearbeitet?


Wie oben angetönt, die Songs feilen wir Im Proberaum zurecht, wobei die Grundlagen schon von den Gitarristen ausgetüftelt werden. Greg und Tom treffen sich aber ab und zu um zusammen zu jammen und dabei entstehen immer gute Ideen, aus denen sich Songs entwickeln. Dass aber einer mit nem fertigen Stück in den Proberaum kommt, ist eher selten. Wir proben je nachdem was grade ansteht zwischen ein- bis dreimal die Woche.


Wie lange wart ihr im Studio? Wie war die Aufnahmesession?


Total waren es drei Wochen, wobei eine für’s Mixen und Mastern draufging. Dadurch dass wir enorm viel geprobt haben, waren wir bestens vorbereitet, das einspielen verlief entsprechend schnell und so hatten wir recht viel Zeit für zusätzliche Tüfteleien und den Gesang.


Ihr habt erneut mit Tue Madsen zusammengearbeit? Warum habt ihr ihn
wieder ausgewählt? Keine Lust, mal jemand Neuen zu probieren?


Da wir recht viele Änderungen am Sound machten und es ein sehr wichtiges Album für uns ist, haben wir für die Aufnahmen auf eine Konstante gesetzt. Tue hat erstklassige Arbeit geleistet und wir sind mit dem Sound sehr zufrieden – er weiss was wir wollen und hat das gleiche Verständnis von Musik. Ob wir für die nächsten Aufnahmen was Neues ausprobieren, hängt wohl ganz davon ab wie wir uns musikalisch entwickeln.


Mittlerweile seit ihr bei Metal Blade gelandet. Hat sich das auch in
dickeren Budgets für Aufnahmen niedergeschlagen?


Einer der Gründe, die uns damals zu Metal Blade gebracht haben, war auch das grössere Budget, da müssen wir keinen Hehl draus machen. Wir hatten seither immer aus eigener Tasche draufgezahlt, um unsere Vorstellungen erfüllen zu können und leider hatte das nicht immer gereicht. MB gaben uns dann unter viel anderen Aspekten natürlich die Möglichkeit, mit einem absoluten Profi zu arbeiten, und ich weiss nicht mehr, ob ich vor Freude zuerst in die Hosen gepisst oder geheult habe, als ich "Triumph.." mit "Great Days.." verglichen habe.


Über die Jahre (und Alben) hat sich der CATARACT-Sound ja schon etwas
gewandelt - ist der jetzige der endgültige oder ist alles weiter im Fluss?


Das wird sicher weitergehen und so wie ich es abschätzen kann werden die Schritte grösser werden.


Was sind eure Tourpläne für dieses Jahr?


Im Sommer stehen ein paar dutzend weekend Shows und Festivals an und im Herbst sind wir an einer Tour dran. Wir halten die Daten aktuell auf unserer webseite (www.cataract.cc) und natürlich unserem Myspace-Profil.


Wärt ihr willens und in der Lage, eine Vollzeit-Tourband zu werden, um
mit CATARACT euren Lebensunterhalt zu bestreiten?


Wenn es sich anbieten würde, auf jeden Fall. Ich muss aber sagen, dass diese Job/Band-Lösung, die wir im Moment haben, so sehr sie und auch behindert und einschränkt, einen grossen Vorteil hat – wir können uns auf jede Show freuen, es ist keinerlei Zwang dahinter weil wiedermal Proberaum bezahlen sollten. Und wir müssen bei den Shows nicht den Kühlschrank plündern weil wir uns sonst nix leisten können haha!


Shows und Touren sind mittlerweile enorm wichtig geworden, während die
Album-Verkäufe sinken. Wie kommt das, was ist deine Theorie dazu?


Ich denke es ist klar – erstens ist das Angebot enorm gewachsen, d.h. es gibt hunderte Bands, die um die Gunst des Hörers buhlen; damit verbunden ist dann zweitens der gesunkene Wille oder die schlicht fehlende Möglichkeit des Hörers, sich alles käuflich zuzulegen. Heutzutage kommt man viel einfacher an Musik ran, kann direkt reinhören und auswählen… man braucht nicht mehr warten, bis Earache endlich wieder was neues rausbringen. Zudem kann man sich die Mucke vieler neuer, interessanter Bands ganz legal gratis runterladen.


Seit ihr von illegalen Downloads betroffen?


Ich denke jede Band ist das, wie sehr ist halt so ne Frage. Im Metal-Sektor schätzen die Leute noch die Musik, respektive den künstlerischen Anspruch, der damit verbunden ist. Ich hoffe das bleibt auch so., auch wenn die Tendenz zu mehr Image, mehr Produkt, mehr Trend und weniger Identität genau das beschleunigt.


Letzte Worte?


Danke Dir Lars für den Support! Zieht euch unsere neue Scheibe rein - legal natürlich ’ne...

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