Interview:

2009-06-03 Bridge To Solace

Band anzeigen
BRIDGE TO SOLACE haben mit „House Of The Dying Sun” nicht einfach nur ein neues Album veröffentlicht, vielmehr ist es die Rückmeldung einer Band, die kurz vor dem Ende stand. Sänger Zoly, einer der Hauptfiguren der Combo, erklärt, warum das so war und wie sich die Ungarn wieder zusammengerauft haben. Interview “House Of The Dying Sun” ist nicht einfach nur euer neues Album - nach all dem Stress, den ihr die letzten zwei Jahre hattet, kann es fast als euer Comeback-Album angesehen werden. Gab es jemals einen Punkt, an dem die Band kurz vor der Auflösung stand?



Ehrlich gesagt, ja – wir waren an diesem Punkt sehr oft in den letzten zwei Jahren. Wir waren mit TWELVE TRIBES und RAGING SPEEDHORN auf Tour und auch wenn beide Bands großartig sind und zudem aus tollen Leuten bestehen, hatten wir als Band schon damals einen Haufen Probleme. Direkt nach der Tour haben wir uns zusammengesetzt und darüber gesprochen, was wir wollen. Als Erstes haben wir uns von unserem Drummer Tom getrennt und uns entschieden Adam wieder inter die Drums zu setzen, da er das auch schon bei NEWBORN gemacht hat. Wir fanden dann einen neuen Gitarristen, einen alten Freund von uns, der aber leider nicht die wöchentliche Reise zu unseren Proben auf sich nehmen konnte, da er in der anderen Ecke von Ungarn lebt. Zum Schluss hatte ich persönliche Probleme, Angstattacken, die dazu führten, dass ich alles ruhen lassen musste – BRIDGE TO SOLACE, meinen Job, alles. Es waren sehr intensive Monate, die uns zweifeln ließen, ob wir als Band weitermachen konnten.



Was hat euch zurück gebracht, was hat BRIDGE TO SOLACE wieder Leben eingehaucht?



Das ist wohl die Liebe für das, was wir tun. Ich habe die letzten 15 Jahre damit verbracht, in Bands zu spielen – ich bin damit aufgewachsen, in einer HC-Band zu sein, in der Szene zu sein. Ich habe aber keine wilden Phantasien, dass diese Band jemals groß wird. Ich musste mich nur mental erholen und das Gefühl, komplett verloren zu sein. Dann war ich in Ordnung und dachte mir, dass ich diese Band habe und mit ihr und meinen vorherigen Bands mehr erreicht, als ich jemals geträumt hätte, als ich mir mit 14 hätte ich vorstellen können. Ich habe Spaß daran, Musik zu machen, ich will rausgehen und Live spielen. Ich denke, dass war die Hauptmotivation. Außerdem wollte ich mir selbst beweisen, dss ich hier immer noch eine großartige Sache wartet und eine tolle Einheit, von der ich Teil bin. Wir mussten eine neue Scheibe machen, um zu sehen, wohin es uns bringt.



Wie lange habt ihr für das Schreiben der neuen Songs gebraucht? War das eine gemeinsame Aktion?


*lacht* Nein, BRIDGE TO SOLACE war niemals eine Gruppenarbeit. Das hat sich aber mit Pete und Balint geändert, die einige Ideen eingebracht haben, aber meistens schreibt Adam die Songs zu Hause, zeigt sie uns bei den Proben und jeder kann dann seine Meinung und seine Ideen einbringen. Adam hat aber seine Idee zu jedem Song bereits in seinem Kopf. Dann wird der Song aufgenommen und ich schreibe die Lyrics dazu. Ich kann da etwas stur sein, aber ich denke, dass mir die Jungs vertrauen und wissen, dass ich etwas schreibe, das ihnen auch gefällt. Ich brauche dafür immer viel Zeit, arbeite unter Druck aber einfach besser. So geht das seit 2006, die meisten Songs haben wir aber von Ende 2007 bis Anfang 2008 geschrieben.



Die neuen Songs sind deutlich aggressiver als euer älteren Material, finde ich – scheint so, als hätten die schwierigen Zeiten ihre Spuren hinterlassen.



Da bist du nicht weit von der Wahrheit weg, aber ich denke, dass das Album immer noch eine helle Atmosphäre hat, auch wenn die Songs aggressiver und der Sound heftiger ist. Unsere Alben werden niemals glücklich klingen. Nicht weil wir unfähig sind, glücklich zu sein, sondern weil die Band unser Ventil ist, um unseren Ärger rauszulassen, unsere Dämonen loszuwerden und die Leute wissen zu lassen, was in unseren Köpfen vorgeht und was los ist. Wir versuchen aber immer, so positiv wie möglich zu sein, aber im Ganzen ist die Band, die Musik, die Texte, das Design (wie unsere Cover) eine pissed-off HC-Band. Wir glauben an das, was wir machen und sind alle unzufrieden mit den Strukturen der Welt und haben nie ein Zuhause darin gefunden.



Welcher neue Song ist dein persönlicher Favorit?



Wow, this is an unfair one. I love all my children equally *lacht*



Seit ihr mit GSR Music schon vor den Aufnahmen zu „House Of The Dying Sun“ in Kontakt gewesen? Warum habt ihr sie als neues Label ausgewählt?



Ja, es ist unsere zweite Scheibe bei ihnen. Wir waren davor ja bei Let It Burn und wollten da nach zwei Alben einen Schritt nach vorne machen und bekamen von GSR einen Deal angeboten, der sich als gute Wahl herausstellte. Die ganze Musikindustrie hat sich ja gewandelt, vor einigen Jahren gab es für eine Band wie uns noch viel mehr Möglichkeiten, ein Album zu veröffentlichen. Rob und Theo arbeiten sich den Arsch ab, um ihr Label großartig zu machen, sie haben Standards, an die sie sich halten und beide sind sehr ehrlich und unkompliziert in der Arbeit, Ich wünschte, sie könnten das gleiche über uns sagen, aber wir sind dafür wohl zu sehr ein Schmerz im Arsch *lacht* .



Wie läuft’s denn mit dem neuen Album?



Es ist noch etwas früh, um das sehen zu können, aber die Reviews waren sehr gut. Nicht dass uns das besser oder schlechter machen würde. Wir machen die Songs, um uns selbst glücklich zu machen, um den Scheiß rauszulassen und wir halten die Leute in Ehren, die ihre Zeit und ihr Geld in unsere Alben stecken, zu unseren Shows kommen, unseren Kram kaufen und ausflippen. Es hat sich einiges verändert, beim Drmming, beim Gesang, daher müssen sich wohl einige Leute noch überlegen, ob sie das mögen. Hier ist ein Hinweis: es ist ein unglaubliches Album! *lacht*



Von einer kurzen Tour im Juni abgesehen, habt ihr nicht viele Shows geplant...



Es gab Zeiten, da habe ich das Touren nicht vermisst, aber im Moment kann ich es nicht abwarten, wieder unterwegs zu sein im neuen Line-Up. Wir arbeiten langsam daran, unsere Pläne zu verwirklichen, wir wollen natürlich auch ein paar Touren machen und werden sehen, was da passieren wird. Bis jetzt haben wir einige Wochenend-Shows und Festivals, aber wir wollen definitiv mehr. Es ist viel zu lange her, dass wir länger getourt sind und das ist immer so viel Spaß, von daher denke ich, dass alle auf Tour gehen und die neuen Songs spielen wollen.



Welche Show war denn die beste, die du jemals mit BRIDGE TO SOLACE gehabt hast?



Davon hatten wir viele, aber die Show im letzten Februar sticht heraus. Es war unsere große Comeback-Show und Teil eines Gratis-Festials in einem der coolsten Plätze Budapests, dem „Kultiplex“. Wir hatten lange nicht mehr gespielt und konnten es nicht abwarten, vor allem da es so ruhig um uns gewesen ist. Wie auch immer, es wurde eine verrückte Show, mit viel Energie. Aber wir haben viele bemerkenswerte Shows gespielt, aber die Shows zu Hause sind immer etwas Besonderes für uns.



Warst du jemals beim Sziget Festival, das ja bei euch um die Ecke stattfindet?



Oh ja. Es ist etwas, was jeder einmal selbst gesehen haben sollte. Wir haben in den letzten vier Jahren dort auf verschiedenen Bühnen gespielt und hängen immer noch ein oder zwei Tage dort ab. Es ist ein sehr prominentes Festival mit vielen tollen Künstlern und hat auch so ein Community-Feeling, auch wenn es manchmal etwas überfüllt ist. Aber dann muss das Alkohol-Level eben hoch genug sein *lacht*.



Wie sind eure weiteren Pläne?



Naja, das neue Album ist gerade draußen und wir sind nicht die schnellsten Songschreiber, also werden wir uns im kommenden Jahr wohl auf das Live-Spielen konzentieren und dann Schritt für Schritt weitergehen.



Hast du außer BRIDGE TO SOLACE noch andere Bands und Projekte, in die du Zeit investierst?



Ich persönlich nicht, nein. Aber Pete hat eine Thrash/Crust-Band, DRÜNKEN BASTARDS und unser neuer Drummer spielt in einer Reggae-Band. Adam und ich haben mal eine Coverband gehabt, HARDCORE JUKEBOX, mit der wir unsere Lieblingssongs gecovert haben, aber die ist schon seit einiger Zeit inaktiv. Wir haben da mit engen Freunden gespielt, meistens an Silvester, und werden das vielleicht mal wieder machen.



Wie wichtig ist BRIDGE TO SOLACE für dich?



Es ist eine meiner Top-Prioritäten, vor allem seitdem ich durch diese persönlich schwierige Zeit gegangen bin. Ich habe viel darüber nachgedacht, was mir wichtig ist und ich bin mehr als glücklich, Teil dieser Einheit zu sein. Ich bin vielleicht nicht mehr verrückt genug, um 20 Stunden Fahrt für eine Show zu machen, aber andererseits ist das ein wirklich wichtiger Teil meines Lebens und ich bin BRDIGE TO SOLACE und NEWBORN dankbar für alles, was ich erleben dürfte – das war sicherlich mehr, als ich mir jemals erträumt hätte.



Letzte Worte?



Thanks a lot for the interview, make sure all you people go out and check out our new record and catch us live somewhere!



Bridge To Solace_1