Interview:

2002-01-11 Bolt Thrower

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"Honour Valour Pride" heißt das neue Bolt Thrower-Album. Eine Ehre ist es den Briten, in Deutschland Konzerte zu geben. Mut haben die Death-Metaller, weil sie sich nicht einen Millimeter von ihrer eigenen Linie abbringen lassen. Und stolz macht sie die Treue der Fans. Bassist Gavin Ward berichtete wohl gelaunt von Wodka-Vorliebe und purer Arbeitswut.Interview
So, du rufst also aus Frankreich an, Promo-Tour oder was?




Nee, nee. Wir wollten eigentlich sowas machen, aber irgendwie hätte sich das Ganze überhaupt nicht gelohnt. Ehrlich, es wäre sogar dumm gewesen. So machen wir unsere Interviews jetzt ganz gemütlich von zu Hause aus.




Also dann lass uns gleich zur neuen Scheibe kommen. Sie ist langsamer...




Klar ist sie langsam. Aber wir waren ja noch nie um Schnelligkeit bemüht. Wir spielen das, was wir mögen. Und das ist nun mal das pure, schleppende Zeugs. Ich will allerdings auch nicht sagen, dass wir uns immer nur auf einem Level bewegen. Mal haben wir Fortschritte, mal Rückschritte, mal ist die Musik schneller, mal langsamer. Letztlich aber wird es immer Bolt Thrower bleiben. Und zwar nicht mit Absicht oder nach irgendeinem Plan, sondern weil wir so sind.




Die Lyrics sind auch wie immer. Es geht um den Krieg, oder?





Wir haben das getextet, was wir gewöhnlich nun mal texten. Es ist ehrlich, handelt vom Krieg, aber natürlich auch von anderen Sachen. Schließlich kann man Dinge aus dem Krieg auch ins normale, tägliche Leben übertragen. Es ist auf jeden Fall modern.




Aktueller denn je, wenn man nach Afghanistan guckt.





Für uns ist es in Ordnung, Texte über den Krieg zu machen, auch in Kriegszeiten. Früher war der Falkland-Krieg oder die Irak-Krise und wir haben halt auch Platten und Texte über den Krieg gemacht. Wir haben keine Schuld an den Kriegen, verherrlichen die Geschehnisse nicht, gehen aber auch keine Kompromisse ein.




Das gilt wohl auch für euer Line-Up?





Stimmt. Wir suchen nun mal Leute, die hundertprozentig hinter Bolt Thrower stehen. Wir hatten zu Beginn ein solides Line-Up, hatten dann Probleme mit dem Sänger, vieles ging in die Hose, dann klappte es wieder besser. Aber jetzt haben wir hoffentlich wieder eine beständige Formation. Wir kennen unseren neuen Sänger Dave Ingram schon länger und ich denke, es wir gut gehen.




Gewechselt habt ihr auch das Label.





Ja. Hör auf mit Earache. Superscheiße. Sie haben uns nie Priorität eingeräumt. Napalm Death waren die erste Band auf dem Label, Morbid Angel der erste internationale Act, Carcass die Label-Lieblinge. Ich glaube, wir wurden nur geholt, um keine Konkurrenz mehr darzustellen. So machen das ja auch reiche Fußball-Klubs. Metal Blade hingegen räumen uns mehr Platz ein, machen wesentlich mehr Werbung. Das war uns aber auch vorher klar, weil wir Michael bereits kannten. Es ist natürlich immer noch nicht alles gold, aber wo ist es das schon. Alles in allem ist es schon ok.




Den Rest an Arbeit habt ihr sowieso selbst unter Kontrolle.





Ja, von der Produktion bis hin zum Druck der Merchandise-Artikel, vom kleinsten Krümel bis hin zu großen organsisatorischen Dingen. Wir bringen die Alben raus, touren wenn eins fertig ist oder gehen ohne Scheibe auf Reisen, ganz wie´s uns passt. Wir verticken unsere Shirts auf eigene Rechnung, bauen auf und ab, machen Abrechnungen...




Da dürfte so ein Tour-Tag recht lang sein.





Naja, ein bisschen Zeit zum Feiern und Schlafen bleibt schon noch. Aber im Ernst: Auf diese Art und Weise sparen wir ordentlich Kohle.




Hört sich ein bisschen nach Punk-Attitüde an. Alles selbst unter Kontrolle zu haben minimiert Abhängigkeit und Kosten, auch für den Verbraucher, also den Fan.





Lass es mich so ausdrücken: Wir vergessen nicht, wo wir herkommen. Inzwischen können wir von der Band leben, das war früher auch schon mal so, aber es gab auch andere Zeiten. Und damit diese nicht wieder kommen, passen wir ein bisschen auf.




Also ist Bolt Thrower nur ein Job?





Nein, auf keinen Fall. Es ist vielleicht nicht das, was man sich gemeinhin unter ,Sex und drugs and rock´n´roll´ vorstellt, aber nur ein Job ist es ganz bestimmt nicht. Bolt Thrower ist das Beste, was mir persönlich passieren konnte. Mit dem, was wir sind, verdienen wir auch noch Geld, ohne uns zu verbiegen.




Wie wichtig ist euer Heimatland England eigentlich für euch?




England ist unser Hotel.




Ein sehr teures, wenn ich so an knapp zehn Mark für ein schaumloses britisches Bier denke.





Stimmt, eine teure Bleibe. Aber ich trinke sowieso lieber Wodka. Höhö. Aber du hast Recht: Die hohen Kosten beziehen sich aber nicht nur auf Bier oder sonstige Lebensmittel, sondern auch auf´s Touren. Wir können hier nicht richtig live spielen. Das liegt zum einen an den hohen nötigen Investitionssummen - aber auch an den Fans. Mal kommen welche, mal bleiben sie einfach weg. Hier auf der Insel hören sich Metaller lieber ausländische Acts an. Deswegen freuen wir uns auch schon so auf Deutschland.




Jaja, sagen ja alle...





Nein wirklich. Gigs in Deutschland sind einfach die besten. Nicht nur, dass es fast überall richtig voll ist. Auch die Publikumsreaktionen sind unvergleichlich. Es ist einfach die ,Hottest Tour´. Woran das liegt, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Ich glaub, die Deutschen mögen uns einfach.




Was es im Januar zu beweisen gilt, guckt in die Tourdaten...

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