Interview:

2005-11-20 Bolt Thrower

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Lange Rede, kurzer Sinn: "Those Once Loyal", der neueste Streich des britischen Death Metal - Aufräumkommandos, ist nicht nur ein weiteres Kapitel in der ruhmreichen Geschichte der Band, sondern auch ein neuer Genre - Meilenstein! Besser kann man diese Art von Musik nicht machen, und "mit denen, die einst loyal waren" können unmöglich die Fans gemeint sein, denn nach vier Jahren Waffenstillstand sind Band und Fans gleichermaßen wild darauf, wieder auf´s Schlachtfeld zu ziehen. Laut Gitarrist und Panzergrenadier Gavin Ward hat man auch nichts dem Zufall überlassen und sogar viel mehr aus dem Hut gezaubert, als auf dem Album zu hören ist….. InterviewHi Gavin, wie geht es Dir denn?



Gut, gut, immer gut!



Es sind mittlerweile vier Jahre seit dem Release von "Honour - Valour - Pride" vergangen. Was ist denn in dieser Zeit alles passiert?



Dave Ingram hat uns innerhalb des ersten Jahres verlassen, aber Karl Willets hat sich uns daraufhin wieder angeschlossen. Dann haben wir etwa eineinhalb Jahre damit zugebracht, neues Material zu schreiben. Wir haben viel zu viel Material geschrieben, aber natürlich nicht alles davon verwendet. Die Pre - Production hat etwa eineinhalb Monate gedauert und dann kamen noch die Rehearsals und die Aufnahmen dazu. Wir hatten ursprünglich eine Zwei - Jahres - Strategie, aus der leider vier Jahre geworden sind, aber wir wollten kein Material veröffentlichen, von dem wir nicht überzeugt sind.



Wie habt Ihr Karl überhaupt zurück gewinnen können und was ist mit Dave passiert?



Dave hat uns verlassen, weil es persönliche Probleme in seiner Familie gab und er außerdem geheiratet hat. Er ist auch Vater geworden und lebt jetzt in Dänemark, obwohl er die Landessprache gar nicht beherrscht. Er schlägt sich dort einfach durch, aber so kann er sich natürlich nicht mehr für die Band einsetzen. Karl zurück zu gewinnen war sehr einfach. Wir riefen ihn einfach an und er stimmte zu. Er ist jetzt wieder ein vollwertiges Mitglied von BOLT THROWER und nicht nur für das neue Album zurückgekommen. Er wird daher auch mit uns auf Tour gehen.



Ich glaube Euch, dass Ihr über seine Rückkehr sehr erfreut ward. Aber was hättet Ihr denn getan, falls er nicht zurückgekommen wäre?



Ich habe keine Ahnung! Wir hatten noch nichts in dieser Richtung entschieden. Wir hätten uns natürlich irgendwie entscheiden müssen, aber ich weiß nicht, wie diese Entscheidung am Ende ausgefallen wäre.



Ihr hattet also keinen Sänger in Reserve?!



Nein, nein, so arbeitet die Band nicht. Wir machen einen Schritt, wenn die Zeit dafür reif ist. Man kann doch nicht einen neuen Sänger in der Hinterhand haben, wenn der alte noch zum Line - Up gehört, haha!



Die Frage war auch eher, ob Ihr eventuell schon eine Alternative zu Karl hattet, falls er nicht gewollt hätte, aber ok. Habt Ihr denn wirklich den ganzen Sommer im Studio verbracht?



Die Rehearsals haben so lange gedauert; das hat einige Wochen und Monate in Anspruch genommen. Dann kamen noch die eineinhalb Monate an Pre - Production dazu und die vier Monate an Aufnahmen. So etwas dauert schon seine Zeit.



In meinem Info ist davon die Rede, dass Ihr eine Demo - Version Eures "Honour - Valour - Pride" - Albums mit Karl am Mikro aufgenommen habt.



Ja, das stimmt. Wir hielten das für eine gute Idee, weil es besser war, als ihn gleich auf das neue Material loszulassen. Und außerdem war es für uns wichtig zu sehen, was er getan hatte, während er nicht in der Band war. Wir hatten "Honour - Valour - Pride" ja ohne ihn aufgenommen und darum war das Demo davon eine gute Idee. So konnten wir das Album vergleichsweise mit seiner Stimme hören. Obwohl es eine seltsame Vorgehensweise war, bot es sich auch für ihn an zu üben. Mit diesem Training konnte er sich dann auf die neuen Songs stürzen, und am Ende war die ganze Maßnahme eine gute Sache. Und da wir die Mastertapes von "Honour - Valour - Pride" hatten, war sie nicht schwer umzusetzen.



Du hast am Anfang gesagt, dass Ihr viel zu viel Material für "Those Once Loyal" geschrieben habt. Wieviel Material, das Ihr nicht verwendet habt, ist denn übrig geblieben?



Das waren am Ende ungefähr 25 Stücke. Wir waren an einem dummen Punkt angelangt, an dem Barry Stücke über Stücke geschrieben hatte. Es gab darüber hinaus sogar acht Versionen pro Song! Sie hatten verschiedene Mittelteile oder Enden. Wir haben dann alles auf zehn Songs reduziert.



Was ist denn dann mit den anderen Stücken passiert?



Sie haben es nicht geschafft!



Aber durch solche Prozesse muss doch über all die Jahre sehr viel überschüssiges Material entstanden sein. Es gibt von Euch keine Compilations oder Ähnliches…



Wir haben das alte Material auf und speichern es irgendwo auf Festplatten. Wir müssen es aber nicht zwangsläufig benutzen. Meist dient es uns dazu zu kontrollieren, wo wir zu dem entsprechenden Zeitpunkt standen.



Was ist denn Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen "Those Once Loyal" und Euren letzten Alben?



Um ehrlich zu sein, ist es hauptsächlich der andere Sänger, haha! "Honour - Valour - Pride" war teilweise sehr Midtempo - lastig und die Stücke waren teilweise ein wenig langweilig und zu lang. Darum haben wir uns entschieden, das neue Album und die neuen Songs zu verkürzen und schneller zu werden. Nicht so viel, sondern variabel. Wir hatten auch zu viele Gitarren und es gab regelrechte Gitarrenwände, die die Drums und die Bassgitarre weit in den Hintergrund drängten. Jetzt klingt alles differenzierter und man kann alle Instrumente deutlich hören. Bei der Produktion können ein paar Fehler aber immer passieren.



Meiner Meinung nach klingt das neue Album etwas heller und melodischer als das letzte.



Ja, das kann sein, aber mehr in den mittleren Tonlagen der Gitarren. Der Bass hat jetzt aber auch seinen eigenen Freiraum. Man versucht immer, seinen Sound im Studio zu perfektionieren, aber wenn man dann live spielt, dann kommt der Original - Sound, den man schon immer hatte, wieder durch. Aber heller… hmmm, vielleicht! Es gibt vielleicht auch mehr Soli, aber sie sind nicht vorsätzlich eingebaut worden. Barry spielt nicht gerne Soli, aber es gehen trotzdem einige davon auf seine Kappe. Manchmal kommt es eben, wie es kommt.



Ich war anfänglich auch verwundert, als ich "Those Once Loyal" das erste Mal hörte. Das Album beginnt sehr melodisch und mit einem Solo. Das ist sehr ungewöhnlich für BOLT THROWER.



Nein, nein, aber wir spielen, wonach uns gerade der Sinn steht.



Lass uns mal auf den Inhalt des Albums zu sprechen kommen. "Those Once Loyal" bedeutet, dass dort einmal jemand loyal war, aber nun nicht mehr ist. Meint Ihr etwas Bestimmtes damit?



Das ist nicht schwer. Es geht um Soldaten. Sie waren einmal loyal und sind es nun nicht mehr, weil sie tot sind! Es gibt noch ein paar mehr Interpretationsmöglichkeiten, aber die Leute sollen sich in die Thematik hineinlesen. Wir wollen ihnen nicht gleich alles präsentieren. Mit dem Titel waren außerdem alle Bandmitglieder einverstanden und das ist bei fünf Personen nicht ganz einfach.



Hat das Album mit seiner Thematik auch einen aktuellen Bezug? Immerhin hat es in der jüngeren Vergangenheit ein paar Kriege gegeben, die die Welt beschäftigen.



Ein Teil davon! Wir hatten schon Konzeptalben; manchmal ist es eine Geschichte über Schmerz, die Story eines Soldaten, der Krieg als Metapher oder das wirkliche Leben. Manchmal geht es aber auch um alte Werte, alte Worte; Loyalität, Ehre, Kameradschaft,… Worte, die ihren Ursprung im Krieg haben, aber trotzdem positiv sind. BOLT THROWER sind positiv und singen über etwas Negatives!



Coole Aussage! Habt Ihr auch schon einmal daran gedacht, schnellere Songs zu schreiben?



Das können wir im Moment gar nicht sagen, aber es wäre mehr so etwas wie eine kurze Gestik. Wir ziehen es vor, schon bestehende Songs schneller zu spielen, anstatt neue, schnellere Songs zu schreiben. BOLT THROWER sollen eine wirklich "schwere" Band sein, und alle Bands, die schnell spielen, sind nicht heavy. Dieser Hyperspeed klingt echt nicht heavy! Ok, auf einem Album kann man durch die Produktion noch Einiges bewirken, aber live klingen diese Bands echt dünn. Wenn wir wirklich mal schnelles Zeug spielen wollen, dann spielen wir älteres Material. Wir sagen aber trotzdem niemals nie, denn die Musik kommt, wie sie kommt. Wenn ein schneller Song kommt, dann nehmen wir ihn auch, aber wir halten nicht danach Ausschau. Wir suchen eher langsamere Stücke.



Wie lange braucht Ihr denn für einen Song in etwa?



Das kann sich über Monate und Monate hinziehen. Wir schreiben und schreiben, und wenn die Rhythmussektion steht, dann testen wir den Song, testen den Gesang, die Soli, und wenn er zu etwa 85% fertig ist, dann gehen wir ins Studio und nehmen auf. Dann folgt aber noch das Mischen im Studio. Es kommt aber auch auf den Song an. Manchmal geht es ganz leicht, aber manchmal müssen wir auch länger daran feilen. Und dann passiert es, dass man den einen Song so weit hat und sich dann die anderen noch einmal anschaut, die davor entstanden sind. Die bearbeitet man dann auch nochmal. Wir versuchen immer, die besten Songs zu schreiben, die wir können. Ein gutes Album muss am Ende richtig "fließen".



BOLT THROWER sind auch als sehr gute Liveband bekannt. Habt Ihr schon einmal an ein Livealbum oder eine DVD gedacht?



Ja, wir haben schon an ein Livealbum gedacht und die Angelegenheit mit Metal Blade besprochen. Es gab da aber ein paar Differenzen, so dass es noch nicht geklappt hat. Aber vielleicht in absehbarer Zeit, und es soll auch dort entstehen, wo die Band gut genug spielt. Das Selbe ist es mit einer DVD. Ich will nicht hinterher ins Studio gehen, die Sachen noch einmal aufnehmen und sie den Fans dann als "live" unterjubeln. Wenn die Band gut ist, dann könnte es vielleicht zustande kommen. Das Label und die Fans würden es lieben! Wir werden möglicherweise die meisten Gigs der nächsten Tour mitschneiden.



Freut Ihr Euch denn schon auf die bevorstehende Tour?



Ja, ja, das ist alles, auf das wir uns im Moment freuen!!! Die Band wird sehr gut aufgelegt sein, das Gefühl im Camp ist klasse und jeder von uns will raus und Shows spielen! Die ersten 30 Dates sind nur der erste Teil der Europatour. Wir arbeiten aber noch an einem zweiten und vielleicht sogar einem dritten Teil, bevor die anderen Länder, wie Amerika, an der Reihe sind. Es ist eine gute Zeit, wir sind eifrig bei der Sache und haben eine lange Zeit darauf gewartet. Wir spielen am Liebsten in Deutschland und darum haben wir dort auch so viele Gigs. Ich hoffe, wir sehen uns im Januar!




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