Interview:

2010-09-27 Bitter End

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So ehrlich wie sich BITTER END musikalisch geben, ist Gitarrist Jacob im Interview. Zufrieden mit dem Album und der anschließenden Europatour (allem Ärger zum Tortz), ist der gute Mann im Gespräch nett und zuvorkommend und überrascht zum Ende hin, wenn es um die Details zu den "Guilty As Charged"-Aufnahmen geht. Interview Ihr habt gerade eine Europatour beendet, bei der es zu einigen Unstimmigkeiten mit Veranstaltern kam und sogar Shows gecancelt wurden. Was was war da los?



Es gab nur einige kleinere Probleme, der Großteil der Tour lief problemlos ab. Du sprichst von der Show in Deutschland, die sehr frustrierend war. Ich kann nur sagen, was mir als Begründung für die Absage der Show gesagt wurde: DEAL WITH IT und NEW MORALITY haben mal eine Split zusammen gemacht, die auf der Seite von DEAL WITH IT die englische und auf der NEW MORALITY-Seite die holländische Flagge hatte. Die Leute in dem Club haben das herausgefunden und für sich selbst entschieden, dass NEW MORALITY sehr nationalistisch eingestellt sein müssten, da sie ja eine holländische Flagge auf ihrer Platte hatten und sie deswegen die Show nicht würden spielen dürfen. Ich fand’ das alles sehr ironisch… scheinbar hat niemand unseren alten Shirts gesehen, die die US-Flagge drauf hatten. Fuck it, wir sind keine Nationalisten, genauso wenig wie NEW MORALITY.
Es klingt für mich, als wären die Antifaschisten zu Faschisten geworden. Es ist sehr frustrierend, über den Ozean zu fliegen und jede Show an jedem Ort spielen zu wollen und dann eine Absage wegen eines so belanglosen Grundes zu bekommen. In Deutschland sind wir immer gut behandelt worden und hatten dort nie Probleme, was hoffentlich in Zukunft auch wieder so sein wird.



Wie seid ihr denn finanziell weggekommen?



Auch mit der abgesagten Show und einem schlechten Promoter in England war e suns möglich, ohne Verlust aus der Tour zu kommen.



Welche Show war die beste?



Die Tour hatte viele gute Shows, von daher ist es schwierig, die besonders guten heraus zu picken.

Mol, Belgien: Belgien ist eines unserer Lieblingsländer für Shows. Die Show war ausverkauft und jeder ging ab. RISE AND FALL haben auch gespielt, fuck yes.

2. Berchtesgaden, Deutschland: Manchmal sind die Shows, bei denen man nicht weiß, was einen erwartet, am Ende die besten. Es war eine relativ kleine Show, aber jeder dort hatte ein hohes Energielevel und sich gefreut, da zu sein. Der Club war in den bayrischen Bergen, holy fuck, es war einer der tollsten Plätze, an denen ich jemals gewesen bin. Bei dieser Show haben wir außerdem den Ruderboot-Mosh kennen gelernt – man muss dabei gewesen sein, um es glauben zu können.

3. Manchester, England: Wir haben mit CRUEL HAND gespielt, genug gesagt… aber ich will mehr sagen *lacht*. Wir hatten Glück, dass wir die Show mit ihnen spielen konnten, nachdem einige Dinge zusammen kamen. Der Club war in einer Seitenstrasse, in der überall gebrauchte Kondome herumlagen. Später hat man uns gesagt, dass es wohl in einer Prostitutionsgegend liegt. S war ein toller Abend, die Leute ging ab, der Soundmann hat OBITUARY gespielt und CRUEL HAND waren Killer.



Was sind eure weiteren Tourpläne?



Wir wollen viele Shows in Texas spielen, durch Kalifornien touren, zusammen mit der Ostküste im Winter und dann im Frühsommer nach Europa zurück kommen. Hoffentlich werden wir auch eine Asien- und Australien-Tour machen können.



Euer neues Album „Guilty As Charged“ wurde vor der Tour veröffentlicht, wie ist da bisher das Feedback zu ausgefallen?



Das Feedback war größtenteils positiv. Ich habe die Tatsache akzeptiert, dass es immer ein paar Leute geben wird, die „Mind In Chains“ für unser bestes Album halten. Die Reviews, die ich gelesen habe, waren ebenfalls sehr positiv, aber die einzige Meinung, die für uns zählt, ist unsere eigene und die unserer engen Freunde.



Bist du zufrieden mit dem Album?



Unglaublich zufrieden. Craig Douglas hast im Origin Sound Studio in Houston, Texas großartige Arbeit gemacht.



Wie lange habt ihr für das Schreiben der Songs gebraucht?



Wir hatten ein paar Riffs für „Guilty As Charged“ ungefähr ein Jahr vor den Aufnahmen fertig. Es war ein langer Songwritingprozess, aber wir haben ihn durchgestanden. Wir haben ungefähr eine Woche für das Aufnehmen der Instrumente und zwei oder drei Tage für die Vocals gebraucht. Einige Sachen hatten wir auch schon als Demoversion aufgenommen, mit dem Analog Recorder eines Freundes.



Habt ihr die Songs im Studio noch überarbeitet? Wie viel Einfluss hat der Produzent dabei?



Wir hatten im Grunde alles fertig geschrieben und wussten, wie es klingen sollte. Alle unsere Songs werden in mehreren Varianten geschrieben worden, bis wir die gefunden haben, mit der wir zufrieden sind. Im Studio haben wir Augenblicke, die wir „Studio Momente“ nennen, aus denen wir Ideen gewinnen, die wir dann in die Songs einbauen. Unser Produzent Craig Douglas hilft uns dabei, mit ihm spielen wir uns Ideen zu, hin und her. Wir haben im Studio viele neue Sachen eingebaut, aber auch andere Parts entfernt. Nach den Aufnahmen haben wir mehrere Monate lang über die Frage, was wir hinzufügen, entfernen oder ändern wollen, Telefonkonferenzen gehabt, bei denen auch Craig dabei war. Alles, um die Scheibe so perfekt wie möglich zu machen. Griff und ich hatten einige Nächte, in denen wir nicht schlafen konnten, weil wir so besessen von dem Album waren. „Means To An End” und “Suenos Muertos” haben wir direkt im Studio geschrieben. Bei “Suenos Muertos” standen fünfzig Kerzen um uns herum, damit wir die richtige Stimmung bekommen. Ich hatte echt viel Spaß beim Einspielen des Songs.



Was hat dich bei den Aufnahmen inspiriert? Habt ihr versucht, eine bestimmte Stimmung, ein bestimmtes Feeling mit den Songs wiederzugeben?




Unsere musikalischen Einflüsse für dieses Album waren MERAUDER, ALICE IN CHAINS, MACHINE HEAD und AGNOSTIC FRONT, aber dieses Album ging viel weiter als nur die musikalischen Einflüsse. Während des Songschreibens hatte jeder von uns mit Veränderungen in seinem Leben zu tun, ich persönlich fühlte mich verloren in der Frage, wo ich im Leben stehe. Wir hatten diese Außeneinflüsse, die an uns zogen und so auch Einfluss auf die Songs nahmen, wodurch das Album besser und persönlicher wurde. Griff und ich haben uns einmal die Woche nachts im Proberaum getroffen, da das die einzige Zeit war, die wir beide frei hatten. Wir tauschten Riffs aus und hatten lange Gespräche darüber, wie das Album klingen sollte. Danach gingen wir zurück zum täglichen Krieg und lebten unser Doppelleben bis zum nächsten Treffen im Proberaum, wenn wir wieder riffen konnten. Wir legten unser Herzblut in dieses Album, genau wie unsere Seelen. Wir wollten eine dunkle und schwere Atmosphäre, die sich durch das Album zieht, was wir mit vielen verschiedenen Gitarrenspuren und –schichten erreichen wollten. Während der Aufnahmen drehten wir das Licht runter und machten Kerzen an und nahmen nur spätabends auf. It’s hard to put into words exactly but every note on this fucking record represents some hardship we have had to deal with in our personal everyday lives.



Dann sind die Texte auch eher persönlicher Natur, nehme ich an?



Ja, aber auch wenn die Texte wichtig sind, sind doch der Flow und die Vocal Patterns wichtiger. Als wir an den Texten arbeiteten, kam Daniel zu mir, um mir zu zeigen, woran er schrieb. Wir hatten die Musik bereits aufgenommen und ich spielte den Song, der spatter zu “Victims” wurde, über meinen Laptop, während Daniel dazu einige Sachen sang. Als er an die Stelle von “One thing to acknowledge, another to ignore, families living on the street frozen to the core” kam, wurde ich umgehauen, da es so perfekt passte. Er hatte die Passage im Auto geschrieben, während er auf einem Parkplatz stand und wartete. Das ist das Tolle am Texte schreiben, es kann so spontan passieren. Als er das im Studio gesungen hat, war Craig beeindruckt, „whoa that’s fucking awesome” hat er gesagt. Ich halte es für eine tolle Gesangslinie.



Wie wichtig sind dir persönlich die Texte?



Sie sind mir wichtig, aber für mich dreht sich alles um die Riffs. Ich mag es nicht, wenn Sänger versuchen, zu künstlerisch und poetisch zu klingen, ich bin in dem Scheiß nicht drin. Schreib einfach ein paar gute Zeilen, die catchy sind und mit der Musik fließen, und fertig.



Letzte Worte am Ende des Interviews?



I get depressed every time we leave Europe, we fucking love playing there and we can’t wait to go back. “Guilty As Charged” is out now, we worked fucking hard on it. We have a new song coming out on Triple B records Americas Hardcore comp called “Disguised”.


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