Interview:

2005-09-09 Beangrowers

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Die Musik der maltesischen Band BEANGROWERS ist ganz ihrer Herkunft gemäß voll von Entspanntheit und Wärme. Nur die melancholischen Harmonien wollen nicht ganz zur sonnigen Heimat des Trios passen. Sängerin und Gitarristin Alison erzählte uns, wie dieser spezielle Sound zustande kommt und wie es ist, sich als Bewohner einer kleinen Insel in der großen, weiten Musikwelt herumzutreiben.InterviewWoher stammt Euer Bandname? Steckt eine bestimmte Bedeutung dahinter?


Eigentlich haben wir die Band gar nicht selbst so genannt. Als wir unser erstes Konzert überhaupt gespielt haben, hatten wir uns noch nicht für einen Namen entschieden, also sagten wir einer Freundin, sie solle den Organisatoren des Gigs irgendeinen Namen geben, den sie wolle. Am nächsten Tagen hingen überall Poster mit dem Namen BEANGROWERS darauf, und wir wussten nicht einmal, dass wir das waren!


Ihr drei spielt jetzt schon seit ungefähr zehn Jahren zusammen in einer Band. Gab es nie Unstimmigkeiten?


Am Anfang haben ja noch andere Leute bei uns gespielt, die die Band aber irgendwann verließen, aber wir drei sind wirklich von Anfang an dabei. Zwischen uns besteht eine sehr starke Verbindung, ungefähr wie zwischen Brüdern und Schwestern - natürlich streiten wir viel, aber letztendlich halten wir doch zusammen. Die Zeiten, wo wir den meisten Ärger miteinander hatten, waren die, in denen andere Leute involviert waren.


Ist Eure schöne Heimat vielleicht mit ein Grund dafür, dass Eure Musik so entspannt klingt?


Wir haben immer schon angenommen, dass das wohl wirklich der Grund dafür ist. Das Wetter und die Lebensweise hier sind sehr warm und relaxed, und so sind die Malteser auch selbst im allgemeinen. Allerdings haben wir noch nie versucht, irgendwo anders Musik zu schreiben. Das ist eine Idee, die wir eines Tages ausprobieren werden - woanders zu schreiben und aufzunehmen. Berlin wäre eine großartige Option, denn wir lieben diese Stadt.


Eure Musik ist sehr harmonisch, und oft auch melancholisch und träumerisch. Spiegelt sie Eure Charaktere wieder?


Im Durchschnitt betrachtet würde ich sagen, dass sie das tut, aber nicht völlig. Ich z. B. bin die feurige in der Band, aber vielleicht hat das vielmehr mit der Musik und den Filmen zu tun, die uns beeinflussen, und dem "Maltese way of life".


Ihr scheint auch ein Faible für 60er- und 70er-Jahre-Musik zu haben...


Ich bin mit einer enormen Auswahl an Musik aus den 60ern und den 70ern aufgewachsen, denn mein Vater spielte in einer Band und war außerdem auch noch DJ. Diese zwei Jahrzehnte haben die beste Musik aller Zeiten hervorgebracht und haben mich stark beeinflusst. Ian und Mark schätzen diese Musik auch, aber mögen sie nicht so sehr wie ich.


Was hat Euch sonst noch musikalisch beeinflusst?


Als Band war das vor allem Musik aus den 80ern und den frühen 90ern. Unter anderem haben wir endlos THE CURE, JAMES, JOY DIVISION, die PIXIES, CRANES und BELLY gehört.


Euer neues Album wurde in Deutschland gemastert. Habt Ihr eine spezielle Verbindung zu Deutschland?


Da unsere beiden letzten beiden Alben auf einem deutschen Label veröffentlich wurden, haben wir sogar eine starke Verbindung zu Deutschland. Wir haben aber auch einfach die Person ausgesucht, von der wir glaubten, sie wäre die beste, um das Album zu mastern, und das war eben Kai Blankenberg.


Euer zweites Album "Beangrowers" war ziemlich erfolgreich, z. B. erreichte es Platz sieben der Alternative Charts in Neuseeland. Habt Ihr dadurch Druck verspürt, als Ihr an dem neuen Album gearbeitet habt?


Überhaupt nicht. Eigentlich hat uns das sogar gepusht, noch härter daran zu arbeiten, "Dance Dance Baby" zum besten der drei Alben zu machen.


Für das neue Album habt Ihr Euch mehr Zeit genommen als für die ersten beiden. Worauf habt Ihr bei den Aufnahmen besonders geachtet?


Zwischen dem letzten und dem neuen Album haben sich viele Dinge um uns herum verändert. Wir haben unser Plattenlabel gewechselt, haben jemanden verloren, der uns sehr nahe stand und sind zurück nach Malta gezogen, nachdem wir eine Weile im Ausland gelebt hatten. Also nahmen wir uns Zeit und erkannten irgendwann, dass wir eine Änderung der Richtung und der Produktion benötigten. Anstatt mit "Spielzeugen" und anderen Instrumenten zu experimentieren, wie wir es auf dem "Beangrowers"-Album gemacht haben, haben wir uns auf gutes Song-Writing konzentriert und darauf, die Songs so zu produzieren, dass sie wirklich nach einer 3-köpfigen Band klangen, ohne zu viele Overdubs hinzuzufügen, denn dadurch wäre es schwer geworden, die Songs live zu spielen.


Für alle Eure Alben kontet Ihr bekannte Produzenten verpflichten. Ihr scheint wirklich gute Connections zur internationalen Musikszene zu haben...


Es ist schon lustig, wie klein die Musikwelt ist, denn man muss bedenken, dass wir von einer wirklich kleinen Insel kommen, und wir haben mittlerweile schon viele gute Freunde gewonnen und viele nette Leute kennen gelernt. Eine Große Hilfe waren die Temple Studios in Malta, denn viele Produzenten und Künstler kommen aus dem Ausland dorthin, um an diesem wundervollen und inspirierenden Ort aufzunehmen.


Ganz abgesehen von Eurem Erfolg in Neuseeland, habt Ihr auch schon diverse Konzerte in den USA gespielt. Wie kam das?


Das erste Mal waren wir 2004 in den USA, um auf dem SXSW Festival in Austin, Texas zu spielen. Wir sind auch schon eine ganze Weile in Kontakt mit amerikanischen Labels und Produzenten und haben auch noch einige Shows in New York auf die Beine gestellt, als wir da waren. Und letzten März waren wir wieder da, um wieder auf dem Festival und auf einigen anderen Konzerten in Austin zu spielen. Wir arbeiten an einer Veröffentlichung für Anfang nächsten Jahres, also können wir eine richtige US-Tour organisieren.


Malta ist nicht wirklich für Pop- oder Rockmusik bekannt. Wie sieht die Musikszene in Eurer Heimat aus? Welche Stile oder Bands sind grade angesagt?


Leider kennt man Musik aus Malta normalerweise nur durch diesen schrecklichen, geschmacklosen Eurovision Song Contest. Es ist ein sehr kleiner Ort mit einer großen Musikszene, wovon die Dance-Szene wohl am populärsten ist, gefolgt von Mainstream Rock. Es gibt auch eine gesunde Indie-Szene, aber das ist leider nur eine Minderheit.


Gibt es irgendwelche deutschen Bands, die Du kennst bzw. hörst?


Ich kenne nicht allzu viele aktuelle deutsche Bands, aber KRAFTWERK und TOCOTRONIC stehen bei mir immer ganz oben auf der Liste. Wir mögen auch RAMMSTEIN und VIVID, mit denen wir auch befreundet sind.


Könnt Ihr von Eurer Musik leben, oder müsst Ihr nebenbei ganz alltäglichen Jobs nachgehen?


Wir mussten hier und da schon den seltsamsten Jobs nachgehen, um am Leben zu bleiben, denn Malta ist zu klein, um uns musikalisch zu unterstützen, aber das war nie zu ernsthaft oder etwas, für das man hätte Kompromisse eingehen müssen. Unser Fokus liegt immer auf Musik und darauf, neues Material zu schreiben und gute Parties zu schmeißen.


Wann werdet Ihr in Deutschland auf Tour sein?


Wir werden im November und Dezember durch Deutschland und andere europäische Länder touren, und wir freuen uns schon sehr drauf. Hoffe, wir sehen uns da alle!

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