Interview:

2003-11-23 Asterius

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"A Moment Of Singularity", das aktuelle Album von ASTERIUS, ist ein schönes Beispiel für komplexe, aggressive Musik, die sich nicht in einer Schublade pressen lässt. Da seit dem letzten Album der Süddeutschen schon einige Jährchen vergangen sind und ich wissen wollte, warum es bis zum aktuellen Silberling so lange gedauert hat, machte ich mich Andrash (voc.) einen Termin für ein Gespräch aus. Das wurde richtig nett und richtig informativ. Aber lest selbst!InterviewMoin Andrash! Fangen wir doch einfach mal mit dem neuen Album an. Erzähl’
ein bisschen was über das Cover, das ich strange finde, den Titel und
worum’s geht…


Das Album heißt ja "A Moment Of Singularity", also "ein Moment der
Singularität", wobei sich in dem Albumtitel schon ein wenig unser Ansatz
widerspiegelt, das wir immer zwei Seiten verdeutlichen/zeigen wollen. Wir
wollen unseren eigenen Stil beibehalten und versuchen Sachen
zusammenzubringen, die eigentlich nicht zusammenzupassen, als Beispiel denkt
nur an unsere beiden Sänger. Ohne Tag gibt es keine Nacht, ohne Berg kein
Tal, und so soll Singularität also auch auf zweifach zurückgehen. Ein gutes
Beispiel dafür: Sir-I-us (guit.) hat sich diesen Titel einfallen lassen und
ich habe in meiner Art, ich schaue mir die Sachen immer von der
künstlerischen Seite an (auch musikmäßig) den Titel wörtlich übersetzt und
an einen einzigartigen Moment gedacht, worauf er meinte, dass er das eher
auf die Physik bezogen hätte. So herrscht z.B. im Innern schwarzen Löchern
ein Moment der Singularität, da dort alle physikalischen Gesetze aufgehoben
sind. Das paßt dann wieder zu meiner Interpretation des Albumtitels, da wir
ausdrücken wollen, dass man alle Sachen von zwei Seiten betrachten kann und
alle eben zwei Seiten hat.
Ich dachte bei "A Moment Of Singularity" an solche Momente, in denen dich
ein Geruch oder ein Geräusch an einen weit zurückliegenden Punkt erinnert,
an eine Begebenheit, die sich vor langer Zeit zugetragen hat und an die man
durch ein Geräusch o.ä. wieder erinnert wird, während Sir-I-us an die
physikalischen Gesetze dachte, dass es irgendwo noch Orte gibt, an denen die
physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt sind. Das ist natürlich eine Art
Gedankenspiel…


Denn es war ja bisher noch niemand dort, um die These nachzuprüfen…


Ja genau. Es gibt halt weit mehr, als das was wir tagtäglich mitkriegen und
das wir als aufregend empfinden.


Das ist etwas, dass die Vorstellungskraft fast schon sprengt.


Richtig. Und wenn man mal drüber nachdenkt, kommt dir irgendwann der
Gedanke, dass die irdischen Probleme oder Situationen und Probleme des
Alltags nun gar nicht so großartig sind. Kommen wir nun zum Cover selbst,
zum Stern: der ist eigentlich mehr unser Symbol und wurde von unserem
Homepage-Designer entworfen. Der ist halt auch Grafikdesigner und hat den
Stern gestaltet - ich wollte halt was als Symbol für Asterius, etwas das
auch zum Bandnamen paßt. Dann haben wir uns überlegt, dass wir einen Stern
aufs Cover setzen, aber nicht auf die normale Art, einen Sternenhimmel
darstellend, das wäre uns schon wieder zu einseitig gewesen. Deswegen ist
das ganze Cover auch in Erdfarben, braun und rot, gehalten.


Euer Stern ist achtseitig, wie der Chaos-Stern, den Bolt Thrower ja auch in
ihrem Logo haben. Hat diese Überlegung bei der Wahl des Motivs auch eine
Rolle gespielt?


Das ist ein guter Ansatz von dir, dieser Aspekt ging beinahe unter. Wir
haben da anfangs drüber geredet und das Oktagon ist ja auch ein Symbol für
die Chaostheorie, die zu uns ganz gut paßt *lacht*


Ihr habt euch vier Jahre Zeit gelassen, um eure zweite Platte aufzunehmen.
Wie lange wollt ihr bis zum nächsten warten? Oder seit ihr schon fleißig am
Schreiben?


Wir sind schon am Schreiben und hoffen, dass wir in 18 Monaten spätestens
ein neues Album draußen haben. Das haben wir auch in unserem Vertrag mit dem
Label stehen *lacht*
Die lange Pause hat aber natürlich auch ihre Gründe. Der Hauptgrund war der
große Wechsel, seitdem unser Keyboarder nicht mehr dabei ist. Wir haben uns,
wie man so schön sagt, "in gegenseitigem Einverständnis" getrennt, da es
einfach nicht mehr funktioniert hat. Er wollte die Musik viel einfacher
machen und hatte einfach andere Vorstellungen. Er war halt auch der
Hauptsongwriter, von daher ist uns ein Riesen-Part weggebrochen. Von daher
gab’s nach dem Release der ersten CD ein Loch von fast einem Jahr, da wir
solange gebraucht haben. Wir haben gleichzeitig auch ein Label gesucht und
dabei einen Fehler gemacht: wir haben nach den guten Reviews gedacht, dass
jetzt was großes kommt und uns halt bei Labels wie Century Media (wo auch
Samael sind, eine unser großen Einflüsse) beworben und gehofft, dass wir da
unterkommen, weil wir dachten, da auch soundmäßig hinzupassen. Aber es war
ein Fehler, dass wir so dachten, da große Labels bei einem Newcomer eher
noch ein Album abwarten und zu der Zeit richtig voll gepackt waren.
Durch die Umstrukturierung der Songs vom Keyboard auf die Gitarren sind die
neuen Songs meiner Meinung nach ein bisschen straighter und heftiger. Wir
hatten es aber gleich nachdem unser Keyboarder weg war so festgehalten.


Nachdem ihr dann die Kurve gekriegt hattet, ging’s aber auch straight
weiter, oder?


Ja genau, das lief dann. In der Zwischenzeit hatte sich aber bei einigen von
uns der Musikgeschmack gewandelt, z.B. bei unserem Gitarristen, Sataar. Der
war früher Fan von Sachen wie The Haunted und Soilwork und hat immer mehr
umgeschwenkt auf moderne Sachen, wie Chimera, Shadows Fall, Slipknot, so
Sachen halt. Und da hatte ich am Anfang Angst, dass das nicht funktionieren
kann, da unser symphonischer Aspekt sehr groß ist –ich bin mehr der
Bombast-Metal-Fan, so was wie Arcturus oder Borknagar- und da hatte ich
Angst, dass wir in eine zu neumodische Richtung gehen und der bombastische
Aspekt ein wenig leidet. Aber unser Basser Arctur macht mittlerweile auch
das Keyboard und die ganzen Samples und es hat sich ziemlich schnell
herausgestellt, dass mit den ganzen neumetallischen Ideen und Riffs von
Sataar wieder unser atmosphärischer Sound entsteht. Es ergibt dann alles
zusammen wieder den abgehobenen Sound *lacht*


Eure Musik ist mittlerweile auch weg vom simplen Metal-Song finde ich.


Ja, stimmt. Es ist schon fordernder als die erste Platte…


Ihr hattet vier Jahre Zeit, euch weiter zu entwickeln und habt euch in der
Zeit sicherlich auch technisch weiterentwickelt.


Ja genau. Wir kennen uns natürlich besser, auch durch das viel live spielen.
Man muss auch sagen, dass es sich live positiv ausgewirkt hat, dass wir
Samples dabei haben. Wir haben dann auch umgestellt, der Drummer spielt mit
Klick, und die ganze Zeit kommen die Samples von Harddisk. Da hat dann
mancher befürchtet, dass die ganze Spontaneität verloren geht, aber das hat
dann gut gepasst, da es einfach mehr knallt.


Das finde ich auch ganz gut, dass ihr neben allen symphonischen Sachen auch
Parts habt, wo es richtig ein aufs Mett gibt.


Ja genau. Die Gefahr war nach der ersten CD schon ein bisschen da, dass wir
so eine Keyboard-Black Metal-Band werden. Wir wollten immer von dem reinen
gotischen weg. Auch beim WGT, wo wir ja zweimal gespielt haben, würden wir
jetzt wohl auch nicht mehr reinpassen *lacht*. Ich will ja auch irgendwann
mal als Opener auf dem Wacken landen, und das schaff’ mal als
Misch-Masch-Gothic-Metal-Band.


Na, das sollte mit der neuen Platte doch wohl möglich sein.


Ich hoffe es. Bei solchen Sachen, so Open Airs, da spielen auch nur noch
Verkäufe eine Rolle. Ok, Dark Age haben da schon gespielt, aber da spielt
auch deren räumliche Nähe mit rein, die kommen ja genau wie ihr Label aus
Hamburg.


Da habt ihr ja nun einen Nachteil, weil euer Label aus Italien kommt. Um
ehrlich zu sein, kannte ich das vorher auch gar nicht.


Das ist auch ganz klein. Es ist zwar ein kleines Label, mit dem wir aber
großes Glück gehabt haben. Nachdem sich die anderen, großen Labels, nicht
für uns entscheiden konnten - vielleicht weil wir auch zu anspruchsvoll für
den Markt sind- kam dann eine Nachricht vom Cruz Del Sur-Chef. Der hat
irgendwie eine MP3 von unserer Page gezogen und fand uns ganz klasse. Er hat
damals noch in Argentinien gearbeitet, wollte aber zurückkommen und trotz
der schlechten Marktlage ein eigenes Label starten. Da sind wir halt ein
wenig skeptisch gewesen, aber er hat uns dann überzeugt, dass er ohne einen
Ton vom neuen Album gehört zu haben, die Hälfte der Produktionskosten
überwiesen hat. Er hat das als Vertrauensbeweis gemacht, da geht ja schon
kaum mehr.


Ihr hättet auch ja in Richtung von The Kovenant entwickeln können und dann
hätte er sein Geld nie wieder gesehen hehe. Von eurem Image, das durch eure
Promo-Fotos transportiert wird, seid ihr auch keine klassische Metal-Band
mehr, oder? Von den fünf Leuten, die ich auf den Fotos sehe, sehen
mindestens zwei nicht so aus, als wenn sie die typischen Metaller wären.


Wir haben auch ganz verschiedene Geschmäcker in der Band. Unser Drummer oder
eben Sataar stehen halt sehr auf Nu Metal… ich denke mal, du meinst auch das
Posen in Bandlongsleeves, verschränkte Arme, böse Gucken uns so.


Ja genau, die klassischen Fotos halt.


Und genau das wollten wir halt nicht. Wir sind halt eine Band, in der nicht
so eingefahrene Typen sind. Um noch mal auf die Label-Frage zurück zu
kommen: Nachteile kriegt man halt doch schon zu spüren. So sind wir z.B.
nicht im EMP-Katalog, nur in der Online-Ausgabe von denen (www.emp.de), weil
das Label unbekannt ist und der Markt so zugeschüttet ist und der Einkäufer
das nicht kannte.


Das kann ganz schön schmerzen.


Ja, das ist der wichtigste Mailorder und da geht einiges verloren. Es ist
echt schade, dass wir da nicht drin sind. Aber bei NB sind wir immerhin
dabei.


Was liegt denn bei euch als Nächstes an livetechnisch?


Wir haben gerade mit Pungent Stench gespielt, als Local Opener. Danach
kommen erstmal kleinere Konzerte und dann eine Tour mit Disillusion um
Pfingsten. Dazu vielleicht noch ein großer Headliner. Also beide Bands sind
große Darkane-Fans, vielleicht geht da ja was. Und dann halt die Festivals
im Sommer. Wir hoffen auf Summerbreeze und noch einige andere. In Italien
kommen wir auch wahnsinnig gut an, wir sind da z.b. auf Platz 4 im Rock
Hard-Soundcheck gelandet, da geht dann vielleicht bei den Festivals auch
was. Im deutschen Rock Hard haben wir nur 7 von 10 bekommen, so scheiden wir
die Geister.


Na ja, wenn ihr den Jungs da nicht gefallt….


Kann gut sein, dass sie mit unserem Sound nicht klarkommen oder mit meinem
klaren Gesang.


Dein klarer Gesang hat mich am Anfang aber auch überrascht. Ich hatte
gedacht, dass du nur und hin wieder singst, aber du bist ja quasi der
Hauptsänger.


Ja, auf "A Moment…" bin ich mehr präsent als noch bei der ersten Scheibe.
Das kommt auch daher, dass ich zur Band gestoßen bin, als die erste CD schon
fast fertig war. Von denen konnte halt keiner clean singen. Im Studio selber
hat sich dann rausgestellt, dass wir mit meiner Stimme mehr machen wollen,
mehr als nur den Hintergrundgesang, den wir ursprünglich machen wollten. Und
das hat bei der neuen CD Früchte getragen.


Tja, und hier wurde das Rauschen in der Leitung so stark, dass ich beim
Abhören des Bandes nicht mehr viel verstanden habe…... Aber ich denke, dass
deutlich wurde, was für eine ambitionierte und sympathische Band Asterius
sind. Danke Andrash für das Interview, hat Spaß gemacht!


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