Interview:

2002-11-11 Amon Amarth

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Der Mann antwortet so schnell, wie er trommelt. Frederik von AMON AMARTH schafft es zwar nicht, in seiner Freizeit E-Mail-Interviews zu beantworten, dafür lässt ihm sein Job genug Zeit, nebenbei ein paar Zeilen in den PC zu hacken. Weil arbeiten ja noch langweiliger ist, als interviewt zu werden. Und gleich erfahrt ihr, warum die schwedische Post auch sonst super-wichtig für die Death-Metal-Wikinger ist, die in Kürze ihr Hammer-Album "Versus The World” auf den Markt schmeißen.Interview
Amon Amarth steht für "Mount Doom”, stammt aus dem Herrn der Ringe und bedeutet für euch "Stolz, Ehre und Kraft”. Begriffe, die irgendwie auch auf eure neue Scheibe "Versus The World” zutreffen, oder?




Das Album ist noch heavier und düsterer als wir es eigentlich erwartet hatten. Es drückt das Ende der Welt aus, ein bitteres Gefühl. Musikalisch haben wir einfach anders gearbeitet. Wir haben einfach nicht überlegt, wieviele langsame, schnelle und mittelschnelle Stücke auf die Scheibe müssen. Wir haben einfach drauflos gepinnt, wie es uns gerade in den Sinn kam. Wir wollten es einfach so gut wie möglich machen, ohne an irgendwelche Grenzen gebunden zu sein. Und das Resultat ist meiner Meinung nach die größere Heaviness.



Im Studio kanntet ihr euch soweit ja auch ganz gut aus, ihr ward schon mal in den Berno-Studios. Sicherlich ein Vorteil.



Die Zeit im Studio war sehr streng und mechanisch. Wir waren halt nicht zusammen da und haben deswegen ein wenig professioneller gearbeitet. Wir haben im Schnitt zehn bis 14 Stunden geschuftet, immer wieder angetrieben von Berno. Die Songs waren allesamt fertig, bevor wir ins Studio gingen so dass wir entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten nichts mehr ändern konnten. Naja, dennoch haben wir das Studio gewählt, weil wir da genau unseren Sound bekommen, das Studio klasse ist und Berno ein guter Typ und eben ein Profi. Nicht umsonst suchen sich so viele Bands sein Studio aus.



Hat sich ja wohl gelohnt. Ich habe noch kein böses Wort zur CD gehört....


Stimmt, alle Reaktionen, die ich bislang mitbekommen habe, waren nichts anderes als großartig. Allerdings sind mir die Pressestimmen nicht ganz so wichtig, wichtiger ist die Reaktion unserer Fans. Ich hoffe, sie werden es genauso mögen, wie die Journalisten, mit denen ich bisher gesprochen habe. Indes: Am wichtigsten ist, dass wir die Songs machen, die uns zusagen und wir uns nicht nach irgendwelchen Erwartungen irgendwelcher Leute richten. Und wenn die Reaktion geil sind, heißt das für uns, dass wir weitermachen können.



Zum Artwork: Ich habe ja immer das Problem, dass ich eure orangen Bildchen so schlecht auseinanderhalten kann...


Das ist unser Plan: Wenn jemand die neue CD kaufen will, dann haben wir das große Glück, dass er die falsche kaufft, weil der das Cover verwechselt. Und wir verkaufen zwei CDs statt nur einer.... Im Ernst: Wir haben Everhart erklärt, wie wir das Cover haben wollen und was auf dem Album drauf ist. Und er hat was Cooles daraus gemacht. Ich finde es auch ganz gut, dass die Cover sich ähneln. Das ist sowas wie unser Erkennungszeichen.



Was ihr natürlich allein schon wegen eurer Musik überhaupt nicht nötig hättet. Wenn man allein eure gefeierten Auftritte im Sommer als Beispiel nimmt.



Auh ja, wir lieben Festivals. Great! Tolle Menschen, klasse Bands großartige Atmosphäre und eine riesige Party. Die Probleme in Wacken waren für nicht so von besonderer Bedeutung, allerdings hatten wir auch kleine Schwierigkeiten mit den Hotels. Wir hatten eine vollgeile Zeit, der Gig war unglaublich. Ich kann allerdings verstehen, dass es verdammt antrengend ist, als Fan auf so einem Festival zu sein und habe vollstes Verständnis dafür, wenn die Probleme auch angesprochen werden. Letztlich ist es aber nicht unsere Aufgabe, den Veranstaltern zu sagen, wie sie ihren Job zu machen haben. Wir wollen eine bombige Show spielen und das mache ich, ob es Orangenlimonade backstage gibt oder es ansonsten scheiße da ist. Und solange die Bands dieser Aufgabe nachkommen, ist ein Festival ein gutes.



Wann seid ihr denn wieder in Deutschland?


Wir wollen auf jeden Fall los. Konkret ist allerdings noch nichts, nachdem wir die Sachen mit Metallysee wie "No Mercy” oder diese Weihnachtsgeschichten abgelehnt haben. Dann sollten wir eigentlich im Januar und Februar mit Hypocrisy spielen, aber das klappt wohl nicht, weil Peter mit "Pain” unterwegs ist. Aber das wird schon, irgendwann im Frühling sind wir sicherlich da.



Und dann können wir wieder ein paar Kostproben eurer vorzüglichen Fremdsprachenkenntnisse genießen. Achtung! Originalzitat:



Aber dann sprechen wir nur deutch! Ich kann ein biβchen deutch sprechen und ich lerne mehr wenn wir saufen ;-) Ich glaube das ist die beste weise oder?! But its hard as hell cause I never learned german in school so I have to pick it up by myself. I had a cd-rom computer course (I have actually 4 different ones) and I want to learn it but still I can only order a big mäc or some beers unfortunately…



Zurück in eure Heimat: Es ist das Death-Metal-Paradies, oder?


Durch den Kultur-Etat der Regierung gibt es tatsächlich einen ganzen Haufen Bands, auch im Death-Metal. So bekommst du recht günstig einen Proberaum und früher wurdest du sogar staatlich gefördert. Das haben sie jetzt aber größtenteils gestrichen, auch Schweden muss sparen.


Ihr wurdet in einem deutschen Magazin als "the most swedish band of sweden”. Was soll das wohl heißen??



Ooch, keine Ahnung. Aber sie haben bestimmt auch die schlechteste schwedische Band aus Schweden beschrieben? Ich habe auch schon mal von einer deutschen Band gelesen, die sich als schwedischste Death-Metal-Band aus Deutschland bezeichnet hat. Ich fand das ganz lustig, aber letztlich ist das doch alles egal. Wen kümmerts?



Und Schweden sonst so?



Politisch ist es wie überall: Politik ist Schrott, die Bastarde, die Politik machen, haben jeglichen Bezug zur Realität verloren und wissen überhaupt nicht mehr, was um sie herum geschieht. Für unser Eishockey interessiere ich mich persönlich genauso wenig wie für Fußball, allerdings haben Ted und Johan H ein Lieblingsteam: DIF. Was natürlich nicht "Death In Fire”, sondern Djurgardens IF Stockholm meint. Na klar. Ich bin auch stolz auf IKEA. Nun, sie sind halt gut bei günstigem Preis.Die ganzen Vorurteile über Schweden (nimm einfach Volvo oder die Elche) sind mehr oder weniger Teil des täglichen Lebens. Und da macht man sich ja keine großen Gedanken drüber.



Na gut: Wichtiger ist der Untergrund: Gibt’s da einen heißen Tipp aus der Nachbarschaft?


Ein paar meiner Freunde spielen bei "Insision”, die sind es wert, mal reinzuhören. Ich glaube, sie haben auch gerade eine CD am Start und wenn sie am Ball bleiben, haben sie gute Chancen, weiter nach vorne zu kommen.



Und sonst so? Was machen die Wikinger um ihre tägliche Orgie zu finanzieren?


Ich arbeite im Telefon-Support bei der schwedischen Post und wenn ich frei habe, stemme ich Gewichte im Fitness-Studio. Olli ist Zimmermann, Johan H. verkauft Lebensmittel im Großhandel, Johan S. arbeitet nachts in einem Post-Terminal und ist gerade Vater geworden, was wohl einige Zeit in Anspruch nimmt. Ted schließlich ist gelernter Maler. Und da wir immer tüchtig saufen, wenn wir uns treffen, wird diese Tätigkeit wohl auch einige Zeit kosten, wenn wir uns nicht treffen.



Zu Schweden gehören natürlich auch die Wikinger. Ich habe neulich "The 13th Warriror” gesehen. Mit Latino-Lover Antonio Banders. Da wurde ja einiges Beklopptes gedreht...


Klar, der Film ist bescheuert und doof und hat mythologisch nicht einen Funken Wahrheit. Wenn man ihn sich angucken kann, dann wegen einiger ganz ordentlicher Kampfszenen. Die wirkliche Wikinger-Mythologie ist natürlicher Teil unserer Geschichte und sicherlich für viele auch ein Erbe, auf das wir stolz sind. Es ist allerdings sehr schade, dass wir so wenig über diese Leute und unsere Vergangenheit wissen und schon allein dafür hasse ich das Christentum.



Womit wir bei der Religion wären...


Religion ist für Leute, die irgendwas hinterherlaufen wollen. Und Religion sollte kein Weg sein, mit dem man Erfolg oder Macht sucht. Es ist geradezu krank, dass die meisten Kriege im Namen der Religion angezettelt werden. Ich habe kein Problem mit Leuten, die ihr Leben der Religion widmen, aber es sollte gefälligst jedem selbst überlassen sein.



Am Ende noch mal zurück zur Musik: Es gibt da eine "Special Edition” von Versus The World”.


Sie heißt "Viking edition” und enthält eine neue Version von "Victorious March” auf Deutsch. Außerdem sind beide Original-Demos und die Mini-CD drauf. Wir wollten die Re-Recordings sowieso mal machen, aber sie mit etwas anderem als nur ein paar Bonus-Tracks schmücken. Metal Blade wollte eine Doppel-CD (vorher hatten wir sogar von einer DVD gesprochen, was aber nicht klappte). Und am Ende stand halt, dass wir alles Mögliche draufpacken, was wir noch nicht so richtig amtlich veröffentlicht haben. Die Fans wollten das Zeug und wir bieten etwas an, was nicht nach Abzocke riecht.



Die letzten Worte dem Fred aus Schwed...


Vielen danke für das Interview! check out our homepage www.amonamarth.com for latest news and info! Prost! Or "Skål" as we say here in sweden!




Johan Hegg