Interview:

2008-11-10 Alghazanth

Band anzeigen
Gorat Moonthorn, Drummer und Texter der finnischen Black Metal-Band ALGHAZANTH, hat vielleicht Recht: für einige Fans ist der musikalische Stil der Truppe möglicherweise zu symphonisch, während er dem verbleibenden Rest zu ungehobelt scheint. Wenn man aber die Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Qualität des neuen Albums richtet, sollte kein Fan dunkler, rasender Mucke irgendwelche Probleme mit „Wreath Of Thevetat“ haben, das zu den besten Black Metal-Veröffentlichungen des Jahres 2008 zählt...InterviewHi, wie schaut´s aus bei Euch?



Ave! Mir geht´s momentan ziemlich gut, und soweit ich weiß, sieht das bei den anderen Mitgliedern der Band genauso aus. Der Herbst in jetzt wirklich über uns gekommen, und ich muss anmerken, das alles auf irgendeine Weise positiv depressiv ausschaut.



Zuerst einmal: stimmt es wirklich, dass hinter der Maske Eures Bassisten/Sängers Goat Tormentor niemand Anderes als Mikko, der Sänger von SWALLOW THE SUN, steckt? Und befinden sich in der Band und hinter den Pseudonymen noch andere bekannte Musiker, die vielleicht sogar in berühmten Band spielen?



Ja, Goat Tormentor ist auch bei SWALLOW THE SUN aktiv, unter anderem Namen. Nur er und ich spielen neben ALGHAZANTH noch in anderen Bands; der Rest der Band spielt ausschließlich hier. Ich selbst spiele noch in einer Underground-orientierten Black Metal-Band, und so ist es auch bei Goat Tormentor, wobei es allerdings zwei verschiedene Bands sind. Aber das ist auch schon alles. Es existieren also keine „Überraschungsnamen“ hinter den Pseudonymen.


Ihr werdet aufgrund Eurer Mixtur aus Black Metal und symphonischen Elementen häufig mit DIMMU BORGIR verglichen. Seid Ihr denn Fans Eurer norwegischen Kollegen? Mögt Ihr sie überhaupt?



Ja, ich mag die älteren Alben, aber ich kann mit den neueren, stärker polierten Werken, die sie herausgebracht haben, nicht viel anfangen. Sie haben hier und da ein paar einprägsame Songs auf den neuen Alben, aber der Großteil ihres Materials der letzten Dekade klingt in meinen Ohren eher seelenlos, sowohl musikalisch als auch textlich. Diese Vergleiche zwischen uns und DIMMU BORGIR scheinen in jedem Review durchzuschimmern, das ich bis jetzt gelesen habe. Um ehrlich zu sein, verstehe ich das nicht! Ich erkenne wohl, dass es zwischen ihnen und uns ein paar Ähnlichkeiten gibt, besonders, was einige Keyboard-Arrangements betrifft, aber ist das für die meisten Leute wirklich genug, zwischen beiden Bands ein Gleichheitszeichen zu setzen? Das passiert wirklich oft. Ich denke, das ist nur eine Frage des Geschmacks, aber ich kann doch keine Verallgemeinerung anstellen, in dem ich nur die symphonischen Elemente miteinander vergleiche. Vielleicht war das noch einfacher, wenn man sich zum Beispiel unser drittes und viertes Album anhört, aber es dürfte eine ganze Ecke schwerer fallen, zu dieser Aussage zu kommen, wenn man das Material auf „Wreath Of Thevetat“ hört.



Von was handelt Eure Musik denn genau, bzw. mit welchen Themen beschäftigt Ihr Euch? Seid Ihr eher Satanisten, Atheisten, oder zieht Ihr es einfach nur vor, dunkle, rasende Musik zu machen?




Die Themen der Texte variieren von Song zu Song, aber die grundsätzliche Agenda hinter jedem von ihnen ist es, die Mysterien der Dunklen Seite zu untersuchen und okkulten Satanismus in all seinen verschiedenen Erscheinungsformen anzupreisen. Zum Beispiel steht auf dem neuen Album ein Song, der vom ursprünglichen Abtauchen des Geistes in die Gestalt handelt; ein anderer handelt vom absoluten Ende aller Existenz und so weiter und so weiter. Aber was all diese verschiedenen Themen verbindet, ist der Verstand eines Satanisten, der sie allesamt filtert. Ich bin für die Texte verantwortlich und schreibe über Dinge, die mir das meiste bedeuten oder die ich andererseits konstant im Kopf habe. Jedes Album reflektiert das, was mir zu dem Zeitpunkt gerade durch den Kopf geht, so dass sich zu jeder Zeit der Mittelpunkt des Interesses verändert, wie dann eben auch die Texte. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Texte eine ganze Menge Themen aus dem Kontext der Dunklen Seite abdecken, die von einem satanischen Standpunkt aus geschrieben werden.

Um den zweiten Teil Deiner Fragen zu beantworten, kann ich Dir sagen, dass Black Metal nicht einfach „nur Musik“ für uns darstellt. Es ist akustische und poetische Kunst, komponiert zu Ehren des ewigen Gegners, und wir stehen hinter dieser Ansicht sowohl als Band wie auch als Individuen selbst.



„Wreath Of Thevetat“ ist Euer fünftes Album innerhalb von neun Jahren, seit Ihr Euren ersten Plattenvertrag bekommen habt. Hast Du eine Ahnung, warum ALGHAZANTH immer noch nicht sehr bekannt innerhalb der Black Metal-Szene sind?



Es gibt darüber eine Spekulation in einem finnischen Review, das ich kurz nach dem Veröffentlichungstag des neuen Albums gelesen habe. Die Person, die das Review geschrieben hat, hat es so formuliert, dass wir gewissermaßen zwischen die Stühle gefallen sind und für die einen, die auf roheren Black Metal stehen, zu melodisch und symphonisch geworden sind und für die anderen, die ihre CDs eher mainstream-orientiert haben wollen, zu unpoliert klingen. Keine Ahnung, aber vielleicht hat er damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir haben immer alles auf die Weise gemacht, die uns gefällt, und es stört uns auch nicht weiter, wenn wir nicht „sehr bekannt“ oder „berühmt“ sind. Es klingt wie ein ausgenudeltes Klischee, aber es ist die Wahrheit, dass es uns am Wichtigsten ist, ehrlich zu sein bei dem, was wir machen. Wenn die Leute das mögen, umso besser, wenn nicht, dann ist es auch egal. Aber abgesehen von den Reaktionen der Leute auf unsere Alben, haben Promotion und Präsenz einen großen Anteil daran, wenn es darum geht, der Menge eine Band näher zu bringen. Nur wenn man ein Album veröffentlicht, heißt das nicht, dass die Leute automatisch und ohne Promotion etwas von seiner Existenz mitbekommen. Es gab früher ein paar halbgare Bemühungen an der Promotionsfront außerhalb Finnlands, aber mit dem neuen Album haben Woodcut Records wirklich einen sehr anständigen Job gemacht; ganze Ladungen von Promos wurden verschickt, Ankündigungen hier und dort angezettelt und auch einige Interviews. Das ist genau so, wie wir es mögen: ein bisschen Präsenz am richtigen Ort, aber kein Ausverkauf an jeder möglichen Straßenecke, wenn Du verstehst, was ich meine.



Plant Ihr eine Tour durch Deutschland? Ihr könntet Euren Bekanntheitsgrad auch anheben, indem Ihr ein paar unserer Clubs besucht. Oder seht Ihr die Band eher als reines Studioprojekt mit lediglich ein paar kleinen Gigs in Eurem Heimatland?



Wir haben momentan keine derartigen Pläne. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auf Tour gehen wollen, absolut nicht. Wir würden das lieben! Die Sache ist, dass wir nicht unsere sieben Sachen zusammenpacken und auf große Reise gehen können in der Hoffnung auf ein paar Shows. Es braucht da schon einige ernste Organisationsarbeit um so etwas durchzuziehen, und dafür haben wir momentan nicht die professionelle Kraft im Rücken. Ein paar Einzelgigs könnten sehr wohl eine Möglichkeit sind, wenn irgendein Konzertveranstalter die Räder in Gang setzt. Ich weiß es nicht, aber wir müssen einfach abwarten, was diesbezüglich passiert. Es wäre sicher großartig, bei Euch zu spielen, daran besteht gar kein Zweifel.



Hast Du ein paar spezielle Abschlussworte für Eure Fans in Deutschland?



Falls sich tatsächlich jemand bis hier unten durchgequält hat: checkt das neue Album aus, falls Ihr das nicht schon getan habt und haltet Euch bereit für das, was noch kommen wird. Lasst die Flamme der Nacht die Fackeln Eurer Seele erleuchten… Ecrin Saitan!

Alghazanth_1