Interview:

2013-11-17 Adolar

Band anzeigen
Kurz vor der Show im Bremer Tower: Während Sänger Tom von ADOLAR im Tourbus pennt , tritt der Rest der Band fröhlich und mehr als bereit dem Interview entgegen. Konfrontiert mit teils unangenehmen Fragen beantworten sie diese mit Selbstironie und einer Leichtigkeit, das man merkt: die lassen sich nicht aus der Fassung bringen. Interview

 

Seid ihr gut angekommen, konntet ihr euch Bremen soweit angucken? Den Freimarkt, der zurzeit da ist? Oder habt ihr da überhaupt gar keinen Bock wenn man soviel unterwegs ist?

 


Frank: Na, das hat nichts mit Bock zu tuen! Und wir kennen Bremen. Wir haben einfach keine Zeit uns wirklich was anzusehen. Soundcheck machen ist ja immer gleich als Erstes dran.


Jan: Wir müssen ja immer soviel fahren...


Micha: Wir machen ja immer so kleine Blöcke die wir spielen. Neulich waren es vier Tage die wir bespielten und jetzt wieder auch vier, immer mit zwei Tagen Unterbrechung. Das ist jetzt was zweite Konzert vom zweiten Block quasi.


Seid ihr immer noch aufgeregt wenn eine neue Tour anfängt? Oder lässt euch das völlig kalt?


Micha: Also, an und für sich ist es immer wieder was Neues. Kalt lässt es uns nicht. Man freut sich einfach dass wieder was los ist. Grade wenn man wie wir lange Zeit nicht gespielt hat, dann ist es immer wieder cool so. „Jetzt geht’s wieder endlich los!“ denkt man sich.


Frank: Man ist dann eher aber nicht so nervös...sondern


Jan:...freudig!


Frank: ...genau freudig!


Und ich kann mir vorstellen, bei euch gibt’s halt diesen harten Kern an Fans. Denkt ihr aber auch ihr müsst noch irgendwen beeindrucken?


(alle lachen)


Frank: Ah, doch! Also, es gibt ihn schon diesen harten Kern aber der ist klein!


Jan: Und der ist schon aber hart, der harte Kern.


Micha: Geht hart ins Gericht! Ne, aber man muss echt auch mit dem neuen Album wieder neue Leute erspielen, ganz andere Leute ansprechen.


...wo ich auch gleich direkt meine nächste Frage anschließe. Tut mir Leid wenn ich das wieder aufwühle, aber Bundesvision Song Contest? Was war da los?! Habt ihr euch da nicht völlig fehl am Platz gefühlt?
 


Frank: Ah, nö! Also, war schon eine coole Erfahrung. Macht ja auch nicht jeder mit. War auch alles sehr interessant. Zum Glück waren die Leute von TV Total, also diese Crew die da arbeitet total nett und nicht wirklich so dass man sich denkt „ja Scheiße, Privatfernsehen“ und das sind voll die abgeklärten Typen die da alle arbeiten. Ne, die waren alle echt nett so. Die Bands die da mitgemacht haben waren es größtenteils auch. Eigentlich kann man sagen, es war eine große Party.


Micha: wobei man bei Manchen sagen muss, die haben diesen ganzen Contest schon recht ernst genommen.


Frank: Das war ja bei uns auch so, wir dachten nicht dass die uns wirklich nehmen. Der Florian von unserer Booking Agentur hat denen einen Song zugeschickt und wir meinten auch „ja mach ruhig, die nehmen uns sowieso nicht“. Und dann kam die eMail mit der Bestätigung „ihr seid dabei!“. Und naja, machten wir dann auf jeden Fall und versuchen da einfach mal was mitzunehmen für uns. Wir wussten natürlich auch, dass wir da nicht vorne landen werden. Vorletzter Platz...


Micha: ...geteilt mit Bayern!


Frank: Ja und deswegen, wir haben das ganze nicht so ernst genommen. Ich finde es einfach mal geil so was zu sehen. Das halt auch total absurd, wenn du da stehst, auf der Bühne in so einer großen Halle. Aber wir hatten schon Spaß!


Micha: Erst danach kam ja wirklich das was wir wirklich machen wollten, in Clubs spielen und so was. Das alles war ja eher nur so ein Bonus. Es war ja nie drauf angelegt, wir hatten vorher schon alles fertig und aufgenommen, dann schickte das da jemand hin. Wir haben nicht extra wie andere Bands etwas aus den Boden gezogen dafür.


Frank: Bei ganz vielen ist es nach dem Bundesvision Song Contest ja so, dass die ihr Album direkt rausbringen. Bei uns stand das alles ja schon vorher fest, da dachten wir uns nur so „machen wir mal mit zum Spaß und gut ist!“. Aber das ja auch irgendwie interessant, wenn zwei Sachen aufeinander prallen die gar nicht zueinander passen.


Jan: Das ist übrigens auch der Icebreaker in jedem Gespräch.


Habt ihr euch dann die Kommentare bezüglich des Auftritts dort irgendwie noch reingezogen?


Frank: Ja, schon. Und manche dieser Sachen waren ja direkt an uns gerichtet. Richtige Hassmails und so.


Micha: Von Leuten die keine Fans sind, aber halt aus Sachsen-Anhalt kommen.


Frank: Die haben sich halt angepisst gefühlt weil wir nur Quatsch erzählt haben. „Das Schönste an Sachsen- Anhalt ist der Bindestrich!“ und so weiter. Manche Leute haben sich da halt angegriffen gefühlt und uns richtig beleidigt. Und so etwas fand ich krass, dass man das so ernst nehmen kann. Erstens, die eigene Herkunft und dann noch diesen Contest. Da dacht ich mir auch nur „Boah, Leute bleibt mal locker!“Aber naja, je größer das Publikum desto mehr Idioten sind da dabei.


Ihr wart ja auch im Ausland für Konzerte, Frankreich, Tschechien. Ich würde mal vermuten, dass bei Adolar die Texte eine Rolle spielen, außergewöhnlich wie sie sind. Ist es euch wichtig dass sie verstanden werden? Und hat jemand von euch zufällig Germanistik studiert?


Jan: Ja logo, Tom hat die Texte geschrieben und Germanistik studiert. Er schreibt auch Kurzgeschichten. Ich kann jetzt nicht direkt für ihn sprechen, aber da ist ja immer viel Interpretationsspielraum. Es gibt viele Texte, wo ich mir zum Beispiel andere Sachen denke als er. Aber selbst er denkt sich womöglich auch Verschiedenes dabei. Das ist ja nie wirklich eindeutig.


Micha: Da spielen ja immer verschiedene Perspektiven mit ein bei den Texten. Das ja auch das Gute!


Frank: Aber das mit dem Ausland ist tatsächlich echt interessant, weil in Deutschland ist es ja tatsächlich wirklich extremst wichtig was du singst. Aber wenn du dann im Ausland spielst oder allgemein vor Leuten die die Sprache nicht können sehen die das ganz anders. Sie hören dann eher auf die Musik und sehen das aus einem ganz anderen Blickwinkel, mit anderen Referenzen an was sie die Musik auch erinnern mag. Hat auch gut funktioniert, in Frankreich und Tschechien.


Micha: In Frankreich war damals lustig, wir hatten da ja mit „Mario Kart vs. Kettcar“, den Song. Und die eine französische Band mit der wir damals da unterwegs waren, die haben gleich beim ersten Mal eine Platte aufgelegt „ey, your song, Mario Kart sounds just like this jazzy one here!“ und so. Und da war genau dieser Basslaut drauf. Halt ein Jazz Stück.


Jan: Ja, genau der gleiche. Und da hatte man sofort so eine gemeinsame Ebene.


Micha: Musik, die universelle Sprache.


Also wieder mal eine spaßige Tour.


Alle: Immer!


Jan: Also, fast immer. Jetzt fängts ja wieder an, zum Glück. Diese hier dauert bis zum 23ten Dezember.


Micha: Also, wie gesagt. Nicht durchgängig sondern mit Pausen zwischendurch. Werden aber schon 25 Konzerte so um den Dreh.


Lest ihr euch eigentlich aus Neugier Berichte und Reviews euch bezüglich durch? Oder gebt ihr da nichts drauf?


Frank: Also, ich persönlich nicht mehr. Anfangs nimmt man sich das tatsächlich echt zu Herzen. Mittlerweile aber tue ich es einfach nicht mehr und es ist nicht mehr relevant für mich.


Jan: Ich les alles.


Frank: Echt?


Jan: Joa, wenn mir so Nachts langweilig ist und ich nicht schlafen kann. Ich find das ja alles interessant. Ist ja auch immer schön zu sehen, was Leute da alles so reininterpretieren in die Musik oder Dinge die man gemacht hat, über dies man aber eigentlich gar nicht nachgedacht hat. Function follows form. Ne, form follows function. So rum. Du machst irgendwas, du präsentierst es der Öffentlichkeit und plötzlich wird es ganz unterhaltsam wie die Leute darüber denken. Was die für einen Eindruck von einem haben.


Micha: Wir sind auch nicht auf dem Level, dass wir uns direkt davon angegriffen fühlen. Wir nehmen uns das nicht krass zu Herzen, auch wenn jemand was Negatives schreibt. Wir haben Abstand dazu.


Jan: Ich lache mich ja tot wenn einer über uns sagt wir sind voll die Arschgeigen. Oder richtig arrogante Wichser.


Frank: Ja, die schließen gleich auf die Persönlichkeiten von uns. Das finde ich aber auch interessant wenn so jemand meint, er hätte alles kapiert und er könnte reingucken warum wir was wie machen und verstehen, obwohl er uns null kennt.


Habe mal öfters gelesen, eure Band und oder eher die Texte wären „prätentiös“ . Was sagt ihr denn dazu?


Micha: Was ist denn nochmal die genaue Definition davon? Nicht sowas wie pathetisch oder so?


Jan: Ne, glaub eher so aufgesetzt. Sachen mehr Bedeutung zuschreibt.


Frank: Stimmt, das ist auch so ein Thema. Unser erstes Album hieß ja „Schwörende Seen ihr Schicksalsjahre“. Und da sagten ja viele das wäre ja so was von bedeutungsschwanger. Wir nehmen uns übelst wichtig, aber das ist totaler Blödsinn. Das ist ein Wortspiel. Du musst dir vorstellen, du bist auf einem Festival und da spielt eine Band die total hart rockt. Welche das Publikum mitnehmen will und sagt „ich will eure Hände sehen!“. Und wenn aber der Sänger besoffen oder total enthusiastisch wird und ruft dann stattdessen „schwörende Seen, schwörende Seen!“- diese Vorstellung, von da ist dieser Name entstanden. Das ist halt echt lapidar. Eine lustige Idee, also nehmen wir das. Aber dann kamen halt diese Vorwürfe, wir wären pseudo-intellektuell und würden in anderen Spähren rum schweben. Totaler Quatsch! Bei den Texten auch: Tom sitzt ja nicht da und denkt sie „so, jetzt schreib ich mal was richtig Schlaues, bin ja übelst das Brain“.


Micha: Also, ich find das ja auch spannend. Vor allem wenn die Texte prätentiös scheinen. So lapidare Sachen können theoretisch eine so krasse Bedeutung haben für den Verfasser, also in dem Fall Tom. Und das ist bei uns mit der Musik auch so, dass wir aus einer kleinen Sache diese leicht aufpumpen oder ausreizen. Kann man ja nennen wie man möchte. Ich finds einfach interessant.


Ihr habt ja mit THE HIRSCH EFFEKT damals eine Split-CD rausgebracht, „Fixum“. Ist da in naher Zukunft mehr geplant noch mit anderen Bands? Oder andere große Geschichten?


Micha: Mit MIKROKOSMOS23 haben wir auch mal eine gemacht. Für die Intro, „20 Jahre Intro Emo Special“.


Frank: Ja, genau. Das war 20 Jahre Intro, da hatten die so verschiedene Musikstile und wir waren halt unter Emo verbucht . Keine Ahnung warum. Jedenfalls, wir haben halt SUNNY DAY REAL ESTATE und MIKROKOSMOS23 haben REFUSED gecovert. Mit denen waren wir auch auf Tour und so aber eigentlich weiter Splits haben wir so nicht geplant. THE HIRSCH EFFEKT sind aber auch sehr gute Freunde von uns. Schöne Grüße übrigens! Aber sonst, demnächst wird es noch ein sehr schönes Musikvideo von uns geben zu „Raketen“. Ich glaube, das wird sehr gut. Ich will nur nicht zu viel verraten!



Adolar_1