Interview:

2021-11-30 35 Jahre Frauenpower und immer noch kein bisschen leise.

Band anzeigen
Nach vielen gelungen LPs, die allesamt nur in Japan veröffentlicht wurden, kommt mit „Showdown“ nun endlich eine Platte der japanischen Hard Rock Institution SHOW-YA auch regulär auf dem deutschen Markt heraus. Grund genug um bei der stimmgewaltigen Sängerin Keiko Terada vorstellig zu werden und ein wenig nach Vergangenem, Aktuellem und der Zukunft zu fragen.Interview

Zuerst möchte ich mich dafür bedanken, dass du dir Zeit nimmst einige Fragen für eure deutschen Fans zu beantworten. Im Info zur neuen Platte steht, dass ihr gerade euer 35-jähriges Jubiläum feiert. Aber soweit ich weiß, wurden SHOW-YA 1981 gegründet und euer Debütalbum erschien 1985. Welches Jubiläum feiert ihr denn dieses Jahr?

1981 trat ich der Band bei. 1985 fanden dann endlich alle Mitglieder der heutigen Besetzung zusammen und wir veröffentlichten unser Debüt im August 1985. Unser Jubiläumsjahr ging also von August bis August und aktuell befinden wir uns im 36sten Jahr im Line-Up unseres Debüts.

Lass uns mal über diese Anfänge sprechen: Wie habt ihr euch denn kennen gelernt? War es damals schwierig andere Frauen zu finden, welche in einer Hard Rock / Heavy Metal Band spielen wollten?

In den 80ern gab es wenige weibliche Bands…um ehrlich zu sein gab es wenige weibliche Musiker. Und im Vergleich mit anderen Genres gab es im Hard Rock besonders wenige. Ich ging also zu vielen Konzerten und Bandwettbewerben und sprach mit sehr vielen Leuten, von denen ich hoffte, dass sie meinen Traum teilten, und lud sie ein, ein Teil der Band zu werden.

Ende der 80er Jahre habt ihr begonnen einige Shows in den USA zu spielen. Aber meines Wissens nach wart ihr noch nie in Europa. Warum hat das nie geklappt?

Zu Zeiten unsers Debüts haben wir zwei Shows in London gespielt und einmal sogar in Moskau. Allerdings war es zu dieser Zeit sehr schwierig für uns nach Europa zu kommen, um dort zu spielen. Wir haben tatsächlich über Pläne diskutiert als Band in die USA zu ziehen. Doch bevor dies wahr werden konnte, habe ich der Band erst einmal den Rücken gekehrt und mich auf meine Solokarriere konzentriert.

Es ist offensichtlich, dass ihr den Weg für viele der heute erfolgreichen Musikerinnen und weiblichen Bands geebnet habt. Wie wichtig ist es euch junge Künstlerinnen zu unterstützen und welche Rolle spielt dabei das von euch gegründete „NAON no YAON“ Festival?

Ich bin sehr glücklich darüber, dass junge Musikerinnen heute so erfolgreich geworden sind. Aber auch heute noch ist es so, dass es nicht viele Möglichkeiten für junge Musikerinnen gibt ihren Traum in Japan zu leben. Es liegt da noch viel Arbeit vor uns.

Deshalb versuchen wir, da wir schon sehr lange im Musikbusiness dabei sind, die mediale Aufmerksamkeit auf diese Künstlerinnen zu lenken.

Wir hoffen, dass „NAON no YAON“ dazu beiträgt Musikerinnen, die ihr bestes geben, zu unterstützen und bestmöglich bekannt zu machen.

Wenn wir uns die vielen unterschiedlichen Alben in euer langen Karriere anschauen, dann stellen wir fest, dass sich der Stil SHOW-YAs das ein ums andere mal deutlich verändert hat. Wie müssen wir uns vorstellen werden im SHOW-YA Camp diese Entscheidungen getroffen? Gibt es ein Bandmeeting, in dem ihr alle einen gemeinsamen Plan entwerft oder passiert das eher zufällig und hängt damit zusammen was für Songs jede einbringt?

Wie ich schon sagte, waren die 80er für eine weiblichen Band eine schwierige Zeit. Natürlich haben wir zuerst intern diskutiert, welche Art von Album wir denn machen wollen, jedoch war das Hauptproblem, dass unsere Meinung von der Industrie überhaupt nicht akzeptiert wurde.

So mussten wir zuallererst die Plattenfirma von unserer Vision überzeugen und erklären, dass Rock Musik kein kurzlebiges Phänomen sein wird und man auch als weibliche Band für eine lange Zeit erfolgreich sein kann.

Das bringt mich zu eurem neuen Album „Showdown“. Euer Produzent Nozomu Wakai (DESTINIA) war auch als Songwriter sehr aktiv. Wie habt ihr euch gefunden und war es schwierig für euch eine außenstehende Person in euren „inneren Zirkel“ zu lassen?

Wir wollten uns im Rahmen unseres 35-jährigen Jubiläums neuen Herausforderungen stellen und entschieden uns ein Album zu produzieren welches dazu geeignet ist, um auf der ganzen Welt veröffentlicht zu werden. Der Kontakt zu Nozomu kam über unsere Plattenfirma zu Stande.

Er kennt SHOW-YA seit unseren Anfängen, ist durch seine Band DESTINIA aber auch sehr vertraut mit der Musikszene in Europa und zeigte viel Respekt für die Geschichte SHOW-YAs. Es gab also kein Problem ihn zu integrieren und wir hatten sofort ein gutes Vertrauensverhältnis.

Ich bin ihm sehr dankbar für die neuen Impulse, welche er dem SHOW-YA Sound hinzugefügt hat und bin sehr glücklich über das Ergebnis mit „Showdown“.

Nozomu hat ja nicht nur die Hälfte der Musik, sondern vor allem auch alle Texte geschrieben. Wie schwierig ist es für dich, dich in die Emotionen und Gedanken einer anderen Person hinzufühlen und diese Texte dann mit Leben und „Keiko“ auszufüllen?

Die Texte stammen in der Tat komplett von Nozomu, jedoch sprachen wir lange über die Texte und erörterten gemeinsam Fragen wie „Was hast du bei diesem Song gefühlt?“ oder „Was ist die Aussage hinter diesem Stück?“

Um ehrlich zu sein, ist dies auch keine ganz neue Situation für mich. Nach dem „Outerlimits“ Album hatten wir Textschreiber, die auf Basis meiner Notizen oder Tagebucheinträge Texte verfasst haben.

So war also nicht allzu schwer für mich, mich in die Gedanken von jemand anderen hinzufühlen, da es ja schon etwas gab zu dem ich eine Verbindung hatte.

Ihr habt auf dem neuen Album beim Song „Heavy Metal Feminity“ eine Kollaboration mit DORO. Ich bin der Ansicht, dass wir in der Szene eine bessere Situation für Frauen haben als vor z.B. 30 Jahren, es bis zu einer wirklichen Gleichberechtigung es aber noch viel zu tun gibt.

Wo denkst du wurde in den letzten Jahren der größte Fortschritt erzielt und wo sollte noch viel mehr Energie hineingesteckt werden, um eine wichtige Veränderung zu erreichen? Und was wünscht du dir von den Männern? Was sollten wir tun, bzw. wo sollten wir aufmerksamer sein?

Zuallererst möchte ich mich bei DORO bedanken, dass sie sich bereit erklärt hat auf unserem Album als Gast dabei zu sein. Ich fühle mich sehr geehrt mit jemandem zusammenarbeiten zu dürfen, der alle Hürden zu einer Zeit überwunden hat, in der vieles unmöglich schien.

Was den Fortschritt angeht: Es gibt heute schlicht viel mehr weibliche Bands als früher und auch wenn eine Frau heiratet oder ein Kind bekommt, so ist das heute zum Glück kein Grund mehr seine Karriere als Musikerin an den Nagel zu hängen. Früher war nur das eine oder andere möglich. Band oder Familie.

Aktuell ist es zumindest in Japan so, dass Rock Musik prinzipiell in einer schwierigen Phase steckt.

Dazu kommt, dass Japan in vielen Belangen eine sehr männlich dominierte Gesellschaft ist und was Gleichberechtigung und Feminismus anbetrifft der restlichen Welt ziemlich hinterherhinkt. Das gilt auch für Politik und Wirtschaft.

In dieser Situation können wir immer nur unser bestes abliefern. Großartige Shows spielen und exzellente Alben aufnehmen. Aber wir brauchen die Unterstützung der Medien, damit die Welt sieht zu was Frauen im Stande sind zu leisten.

Der Song “So…” ist recht außergewöhnlich und erinnert mich sehr an dein letztes Soloalbum. Wie entscheidest du, ob du einen Song für SHOW-YA verwenden möchtest oder doch lieber für eines deiner Soloalben?

Ich denke, dass du so empfindest, liegt daran, dass ich den Song geschrieben habe.

Ich wollte immer schon mindestens einen bluesigen bzw akustischen Song auf unseren Alben haben.

Und auch für dieses Album hatte ich einige Songs in diesem Stil geschrieben und am Ende hat sich „So…“ durchgesetzt.

Welche Erwartungen verknüpft ihr mit dem neuen Album? Plant ihr 2022 in Europa zu touren? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht eine größere Festivaltour mit anderen japanischen Bands zu machen?

Inmitten der Pandemie ist es natürlich nahezu unmöglich verlässliche Pläne zu schmieden.

Nichtsdestotrotz sind wir für alles bereit: Live spielen, Touren, Festivals

Und es wäre in der Tat ein großer Spaß eine internationale Version von „YAON no YAON“ zu veranstalten.

Gibt es noch etwas, dass du unseren Lesern sagen möchtest?

Danke, dass ihr bis zum Schluss alles gelesen habt und wir werden auf jeden Fall nach Deutschland kommen. Ihr dürft gespannt sein.

Vielen Dank für deine Zeit und das Beantworten meiner Fragen



Show-Ya - Band Keiko Grüße