Interview:

2005-07-08 10 Fold B-Low

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by Gast (nicht überprüft)
10 Fold B-Low bleiben ihren Fans und ihrer weiter Linie treu, auch wenn es unterschiedliche Meinungen zur neu erschienen Platte "For Those Who Share The Sun" gibt. Der Release dieser Platte wurde von 10 Fold B-Low dafür gebührend am 17.Juni im Kölner Hardrock Café gefeiert. Wir haben mit Gitarristin Steffi über die neue Platte und das Leben drumherum geredet.InterviewWie war denn eure Releaseparty, Steffi?


Da hast Du echt mal was verpasst, wir hatten noch nicht mal Bock zu spielen, aber es ist geil geworden!
Die haben uns dann einfach den Strom abgedreht, wir haben das Hardrock Café sozusagen in Schutt und Asche gespielt. (lacht)
Die hatten wohl so eine Soul/R&B Combo erwartet, aber da kamen wir und haben losgelegt. Wir hatten vorne auch noch einen krassen Moshpit und das war zu viel für das "Hardrock" Café.
Immer wieder kam jemand vom Hardrock Café und bat uns aufzuhören, da wir die "normalen" Gäste vertreiben würden, nur war das unsere Releaseparty, da wollten wir die Fans nicht enttäuschen und das Set durchziehen. Als die Fans lautstark eine Zugabe forderten, meinte Thomas(der Sänger) noch ironisch in Richtung Betreiber, sie könnten uns ja den Strom abdrehen, nur haben sie das dann auch gemacht. und was dann los war, die Buh- Rufe etc., das kann man sich ja vorstellen.
Zur Beruhigung der Lage haben wir dann eine Verlosung gestartet.
Das Café wollte danach noch nicht mal wie angekündigt unsere CD als Hintergrundbeschallung auflegen, sondern entschloss sich lieber für Christina Aguilera und Konsorten...


Ach du Schande. Und das im sogenannten "Hardrock Café".


Ja, wirklich. Aber ansonsten war´s großartig. Und immerhin wurde uns der Saft erst bei der Zugabe abgedreht.


Was erwartet uns denn, die wir das Album noch nicht auf der Releaseparty hören konnten, auf "For Those Who Share The Sun"?


Also, das, was schon hart war auf unserem Vorgänger "Low Tuned Output" ist jetzt noch härter geworden, aber das was melodisch war ist auf der neuen Scheibe noch melodischer geworden. Das heißt, wir haben einfach versucht einen Kompromiss einzugehen, nicht zu monoton, sondern einen goldenen Mittelweg zu finden.
Die Scheibe ist aber nicht berechnend entstande. Wir hatten keinen Masterplan, wie die Scheibe klingen soll, sondern haben uns hingesetzt und die Scheibe ist einfach passiert.


Euren Stil nennt ihr aber weiterhin "Low Tuned"?


Was mir schon bei einigen Reviews aufgefallen ist, ist dass die Leute uns oftmals einfach nicht zu packen kriegen. Ich habe jetzt schon so viele Bandnamen und Vergleiche gelesen, aber es ist kein Deathmetal, kein Metalcore, kein Hardcore und kein New Metal, aber von allem etwas. Daher nennen wir es schlicht und ergreifend "Metal" oder wenn´s denn schon eine Kategorie sein soll, dann "Low Tuned Metal"- basta! (lacht)


Vergleiche, die man vorwiegend liest, sind die zu modernen Bands, wie Slipknot und Mudvayne, Bands, die ihr auch als Vorbilder angebt. Was unterscheidet euch von diesen Bands.


Nun auch da passt der Vergleich nicht 100%ig. Die Bands sind Vorbilder in dem Sinne, dass man sie sich zuhause privat anhört, aber nicht dass man sagt "wir eifern denen jetzt nach". Wir wollen sicherlich nicht genauso klingen, aber natürlich gibt es Parallelen, da die Bands auch Einflüsse sind. Wenn z.B. der Bass der heraussticht, erinnert das an diese Musikstile, die Härte erinnert an Slipknot, nur sind das Einflüsse, keine Vorbilder, die wir kopieren (wollen).


Du sprachst gerade die markante Stellung des Bassspiels in eurer Musik an, personell hat sich da ja etwas bei euch getan. Auf der Platte ist noch Nico zu hören, wer ist mittlerweile euer Bassist?


Ja, Nico ist noch auf der Platte zu hören. Er hat die auch sehr schnell eingespielt und zwar in nur 4 Stunden! Das sollte eigentlich dafür sprechen, wie gut der Junge ist. Wir sind auch sehr traurig, dass er nun weg ist, aber seine Entscheidung basiert nur auf beruflichen Gründen. Er hat eine neue Stelle und nun einfach keine Zeit mehr für die Band, was wir natürlich absolut respektieren und so sind wir auch in Freundschaft auseinander gegangen.
Ich habe dann eine Anzeige ohne Bandnamen geschaltet, einfach ohne alles. Zwei der Bewerber haben wir uns dann herausgepickt und auch vorspielen lassen. Geworden ist es der Helge, ein 19jähriger Junge aus Heinsberg(Niederrhein). Altersmäßig schon wesentlich jünger als wir, aber es passt menschlich und auch spielerisch fügt er sich prima in die Band ein. Das war uns auch wichtig, es sollte jemand sein der von der Technik her ähnlich ist und zu unserem Stil passt und Helge reicht spielerisch an Nico heran.


Gibt es in dem Zusammenhang auch bald eine neue Webpage?


Ganz verrückt, wir sind nämlich gerade dabei! Die neue Homepage macht unser Sänger Thomas und er schickt uns nun stündlich E-mails mit Fragen zur Homepage. Sie sollte Ende dieser Woche online sein und wird vom Design her wieder, wie schon bei der letzten Homepage, an das aktuelle Cover angepasst. Die letzte Scheibe war ja recht schwarz, die neue nun eher weiß mit einer roten Sonne.


Was ich dann auch auf der noch aktuellen Seite nicht gefunden habe ist, wer denn bei Euch für die Lyrics und Songs zuständig ist?


Für das Songwriting an sich sind wir alle zuständig. Das heißt, am Anfang steht wie allgemein üblich ein Riff. Dirk oder ich(die Gitarrenfraktion- az) schmeißen dann ein Riff in den Proberaum und der Panicz(Drummer- az) setzt ein und spielt etwas drüber. Dann gibt´s immer den Punkt, wo alle mal aufhören und sagen "Stop, stop" uind ihre Verbesserungsvorschläge einbringen. Auch das macht bei uns jeder, selbst unser Sänger Thomas. Auch er bringt manchmal Riffs ein, er spielt sie dann nicht, sondern summt sie uns vor.
Für die Texte jedoch ist nur Thomas verantwortlich.
Es war schon bei der ersten Platte so und ist jetzt bei der zweiten noch verstärkter, dass Thomas von den Problemen der Menschheit und Weltgeschichte singt. In "The Seed" zum Beispiel, dem ersten Stück des neuen Albums, besingt Thomas Kinder, die ausgebeutet werden und in den Krieg geschickt werden. Dass man also kleinen Jungen schon Waffen um den Hals hängt. Im Prinzip geht es also oft um politische Themen, aber auch um persönliche Erlebnisse von Thomas, der ein relativ zerrüttetes Elternhaus durchzustehen hatte, was er auch schon mal besingt.
Du findest bei uns also definitiv keine Gore- und Zombietexte, nichts mit Leichenfleddern, es muss alles schon Hand und Fuss haben, was er da singt.


Wie seht ihr eure Musik in Zukunft?


Wir werden nach diesen komischen Reviews der großen Magazine, die keine Kritik geübt haben, sondern einfach nur destruktiv waren, erst recht nichts verändern. Wir bleiben uns und den Fans treu. Natürlich werden wir uns automatisch auch weiterentwickeln, aber wir werden nichts bewusst verändern, höchstens härter werden. Wir lassen uns da nicht von irgendeinem Rezensenten oder einer Modewelle reinreden, wir machen Musik wie wir sie sehen und aus dem Bauch heraus. Da steht nichts groß an Veränderungen in´s Haus, wir gehen weiter straight unseren Weg.Was wir wohl inAngriff nehmen ist, dass Thomas jetzt Gesangsunterricht nimmt, denn auf der Scheibe hat er sich teils an Stellen gepitcht, die nicht unbedingt 100%ig seine sind. Das sind aber nur noch Feinheiten, aber niemand lernt je aus.


Käme für euch ein zweiter Sänger und dafür mehr melodische Passagen denkbar?


Denkbar schon, wenn uns da der Richtige über den Weg läuft, klar. Ist aber nichts spruchreif, es ist schwer so jemanden zu finden.


Wie wir schon feststellen konnten macht ihr in erster Linie moderne Musik, wie war es da für euch mit einer Old School Band wie Overkill zu touren?


Großartig! Am Anfang hatten wir natürlich alle bisschen Schiss, weil es nicht wirklich zusammenpasst. Wir waren da auch etwas gesplittet, Dirk und ich sind mit Bands wie Overkill groß geworden, dass sind sozusagen unsere Roots, und wir haben uns dementsprechend auch tierisch gefreut mit denen zu spielen, während aber der Rest es eher zwiespältig gesehen hat und meinte, dass es einfach nicht passen wird und uns somit nichts bringen wird. Im Endeffekt war es so, dass das Overkill Publikum unglaublich tolerant und dankbar ist und es keine Buh-Rufe oder Overkill- Brüller gab, als wir gespielt haben. Wirt haben immer einen ordentlichen Applaus bekommen, in jedem Land in jeder Stadt und sind immer nett aufgenommen worden. Overkill an sich sind eine großartige Band. Wir hatten Angst, sie wären reserviert und nach 20 Jahren im Geschäft die Rockstars, die sich denken, die Deppen, die Jungspunde aus Deutschland und uns mit dem Hintern nicht angucken würden. Es war aber ganz anders, sie waren wirklich super nett.


Für Dich persönlich ging das Erlebnis auch im wahrsten Sinne unter die Haut, oder? (Steffis innerer Oberarm wird mittlerweile von einer Tättowierung geziert, nämlich den für Bobby Blitz typischen blauen Flammen)


Richtig, richtig, das kann man so sagen. Ich habe das als Erinnerung an diese Tour gemacht, es zeigt wie wichtig mir diese Tour ist und wie sehr sie mich auch mitgenommen hat. Es soll mich auf ewig daran erinnern. (lacht)


Gibt es noch ein Tourerlebnis was Du uns in dem Zusammenhang erzählen möchtest?


Das schönste war eigentlich der letzte Abend, wo man ja immer so Späße treibt. Overkill haben uns während unseres Gigs nichts angetan, aber während sie dann dort in Andernach spielten, wo es Backstage Theaterschminke gibt, haben wir als Band ausgemacht, dass sich jeder von uns einen von Overkill herauspickt und diesen imitiert. Unser Drummer hat sich die blauen Flammen vom Bobby, vom Sänger auf den Bauch gepinselt, besser gesagt, wir standen alle um Panicz und haben ihn angemalt. Dirk war der Drummer, Thomas hat sich einen Gitarristen geschnappt und ich war der Gitarrist Dave. Haben wir ganz cool gemacht, denn Dave rannte immer in Bikerkutte rum und wir haben uns da von einem aus dem Publikum dessen Kutte für mich ausgeliehen und mir auch so einen blonden Drei-Tage Bart aufgepinselt. Beim letzten Song "Fuck You", und nach so einer Tour kennt man die Setlist natürlich auswendig, stürmten wir dann die Bühne und stellten uns hinter den jeweiligen, den wir imitierten. Overkill haben es geliebt. Also die haben es mehr als positiv aufgenommen und ich hieß den ganzen restlichen Abend über nur noch "Dave". Bobby schrieb später auch eine E-mail in der er netterweise auch schrieb, dass es ihm immer wieder ein Lächeln in´s Gesicht zaubern würde, wenn er an den letzten Abend zurückdenkt.


In Zukunft habt ihr auch noch ein Häkchen hinter einen der größten Metallmusikerträume, nämlich vor Slayer aufzutreten. Hat die Nervosität schon eingesetzt?


Ich denke glaube ich anders als der Rest meiner Band, ich freue mich auf eine andere Band noch viel mehr: In Flames. Nee, also vor Slayer spielen ist wirklich unglaublich und ich kann es auch noch gar nicht glauben. Es wird mir erst bewusst sein, wenn sie wirklich vor mir standen. Toll ist auch, dass es nur eine Bühne gibt und wir dank unseres Bookers ziemlich spät spielen. Ich freu mich tierisch darauf, nervös sein kommt später. -"Slayer!"(Dirk, der zweite Gitarrist der Band macht sich bei dem Thema lautstark im Hintergrund bemerkbar- az)
Am Samstag selber wird mir die Muffe gehen. Wenn ich an die Menschemasse denke kriege ich aber schon weiche Knie.


All das erlebst Du nicht nur als Gitarristin einer Band, sondern auch als Freundin eures zweiten Gitarristen Dirk, den wir eben schon brüllen hörten. Ist es schwer da zu trennen oder fällt es Dir leicht zwischen Proberaum und Wohnung zu trennen?


Komischerweise fällt es mir leicht. Sobald wir den Proberaum betreten legt sich automatisch ein Hebel um und wir sind Musiker. Wobei ich zugeben muss, dass es ein wenig mehr weh tut, wenn der Dirk über ein von mir eingebrachtes Riff meckert, als wenn es ein anderer aus der Band tut. Aber ansonsten gibt es keinerlei Probleme. Klar gibt es mal Streitigkeiten, aber die versuchen wir uns nicht anmerken zu lassen und machen das dann erst wieder im Privaten miteinander aus.


Euch fiel also noch nicht mal die Tourbusdecke auf den Kopf?


Überhaupt nicht, auf der Tour war´s super. Wir hatten gar keine Zeit uns zu zoffen. (lacht)
Bei uns allen war die Stimmung klasse und alles verlief sehr harmonisch. Es war sogar so, dass die meisten erst zum Schluss der Tour hin mitbekommen haben, dass wir überhaupt zusammen sind, weil wir eben nicht so zusammenglucken. Das muss auch nicht sein. Das sind keine Flitterwochen, das ist eine Tour.


Nun nenn uns bitte zum Schluss noch Deinen persönlichen Anspieltipp, für alle, die eure neue Scheibe noch nicht kennen.


Da nenne ich doch glatt zwei. Also massentauglich ist der Titelsong "For Those Who Share The Sun" und mein persönlicher Favorit ist "Puppets", das ist der letzte Song auf der CD. Da liegt mir besonders der Schluss am Herzen, das Stück ist überwiegend instrumental und ich finde die Melodie herzergreifend. Sehr traurig und sehr schön, ich mag das. Sollte man sich mal anhören.


Sollte man wirklich, und damit bedanken wir uns für das Gespräch.