Festival:

ROCKHARZ FESTIVAL 2024 - Samstag

Festival vom 06.07.2024

Der Festivalsamstag war eine spannende Erfahrung und organisatorisch eine Kraftprobe für die Veranstalter. Der Grund dafür war das unsichere Wetter und viele Zuschauer kontrollierten regelmäßig ihre Wetterapp, um den bevorstehenden Wetterumschwung einschätzen zu können. Bis um halb Vier spielte der Wettergott mit, aber dann wurde von den Veranstaltern gebeten, das Infield zügig zu verlassen, da eine Unwetterwarnung ausgegeben wurde. Eine völlig richtige Entscheidung, das Wohl der Zuschauer und Bands abzusichern! Die Evakuierung verlief problemlos und auf dem Campinglatz wurden freundschaftlich freie Sitzplätze in den Autos geteilt, um das Unwetter gemeinsam durchzustehen. Zum Glück regnete und blitze es zwar ordentlich, aber das befürchtete Chaos blieb aus. An dieser Stelle und großes Lob an die Veranstalter und das Publikum – es gab seitens des Publikums keine Beschwerden, die Kommunikation über die bereitgestellten Kanäle lief problemlos und die Sicherheit war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.

Der Opener NAKKEKNAEKKER zog die ersten Besucher vor die Rock Stage und erfrischten das Publikum mit einer ordentlichen Portion Oldschool Death Metal. Die Dänen stehen derzeit auf der Sonnenseite und legen eine Karriere hin, von der mache etablierte Band nur träumen kann. Die fünf Bandmitglieder sind blutjung, benötigen aber keinen Welpenschutz, da die Musik für sich spricht und viele Veranstalter das große Potenzial entdeckt haben. Frontman Christoffer versammelt schon zu nachtschlafender Zeit eine ansehnliche Meute vor der Bühne und versuchte erfolgreich eine erste Wall of Death zu organisieren.

PARASITE INC. können die vorhergehende, starke Leistung der Dänen noch toppen und der punkige Death-Trash Metal sorgt für ausgelassene Stimmung, welche mit hochgereckten Pommesgabeln manifestiert wird. Die harschen Vocals und die kompromisslose Mischung aus Technik und Leidenschaft weckt auch den letzten Besucher und die Band dürfte sich viele neue Freunde gemacht haben. Guter Auftritt, der Lust auf mehr macht.

Da es auf dem ROCKHARZ gefühlt keine Umbaupausen gibt, konnten die Piraten von STORM SEEKER die Bühne erfolgreich entern und für eine tanzende und singende Crew sorgen. Der flotte Pirate Folk Metal geht gut ins Ohr und nicht wenige Zuschauer schwingen das Tanzbein. Da die Stimmung aus dem Infield ausgesprochen gut ist, wird die Vorlage von Sänger Paul nur zu gerne aufgegriffen und ich sag´ nur: „Prost Ihr Säcke, Prost Du Sack!“. Mit dieser Leistung darf die Band gerne weiter die sieben Weltmeere bereisen.

KNIFE sind die deutschen Senkrechtstarter der letzten Jahre und dies ist unschwer an den vielen KNIFE-Shirts zu erkennen, die stolz vor der Bühne getragen wurden. Zu Beginn ist der Sound vor der Dark Stage leider ein wenig undifferenziert und einzelne Gitarrenpassagen sind nur zu erahnen. Nach zwei Songs hat sich dieses Problem erledigt und die punkige Mischung aus BATHORY, MOTÖRHEAD, EXCITER und VENOM zieht immer mehr Headbanger vor die Bühne. Die Stimmung wird immer ausgelassener und es deutet sich ein ordentlicher Pit an, der auch seine Nachteile hat. Teilweise geht es im Pit sehr robust zu und nur wenige Fans trauen sich diesen Bereich zu betreten. Außerhalb der tobenden Masse werden Songs wie „Inside The Electric Church“ und „White Witch“ natürlich gefeiert und begeistert mitgesungen. Mein favorisierter Song, „With Torches They March“ wird von einer eindringlichen Ansage eingeleitet, welche die klar anti-rassistische Einstellung der Band unterstreicht. Sehr gut! Das ROCKHARZ-Publikum und Fronter Vice Nihil agieren auf einer Wellenlänge und manchem Zuschauer wird es angst und bange, wenn der Bandleader auf den Monitorboxen herumturnt. Zum Ende des Sets verlässt der hyperagile Sänger die Bühne via Fotograben, um sich von den Fans persönlich zu verabschieden – leider ist eine Rückkehr auf die hohe Bühne nicht möglich und das obligatorische Band-Publikum-Fotoshooting entfällt… Es war wie immer ein Fest!

COPPELIUS sind mir noch nie aufgefallen und ich war mit dem Material der Berliner Band nicht vertraut. Der „Kammercore“ aus Berlin ist ungewöhnlich und die Instrumentalisierung mit Cello, Kontrabass und Klarinetten gewöhnungsbedürftig. Die Band zog viele Zuschauer vor die Bühne und die förmlichen Ansagen von Graf Lindorf sorgten für irritierte Blicke, aber auch für den ein oder anderen Lacher. Musikalisch kann ich mit der angebotenen Musik wenig anfangen, aber beurteilt man die Publikumsreaktionen, so kann der Band ein guter Auftritt bescheinigt werden. Ein Highlight war das SYSTEM OF A DOWN Cover von „Chop Suey, welches dem Publikum alles abverlangte.

Die Band MYSTIC PROPHECY hat ein Händchen für gutes Timing und konnte ihr Set noch vor dem drohenden Unwetter durchziehen. Die einprägsamen Refrains waren dem Publikum bestens bekannt oder wurden während des Auftritts schnell erlernt – „We kill! You Die“ bietet sich eben an und wurde hymnenhaft mitgesungen. Die Songauswahl traf den Nerv des Publikums und die Band um Frontman Liapakis dürfte einige neue Freunde gefunden haben, was auch zahlreiche Zugabe-Rufe unterstrichen.

Die nächste Band ist unter dem Namen EVAKUIERUNG bekannt und leider war der nasse Sound so schlecht, dass das Publikum das Infield freiwillig räumte – nur die Pyros in Form von Blitzen waren wirklich sehenswert. Spaß beiseite, das Unwetter nahte und leider mussten die Auftritte von NESTOR, AVATARIUM und DRACONIAN abgesagt werden. Bands und Publikum suchten Schutz und das Unwetter nahm seinen Lauf. Fans, die kein Auto auf dem Campinggelände hatten, wurden per Warnblinker auf freie Plätze aufmerksam gemacht – so muss das sein! Über den weiteren Verlauf wurde das Publikum über alle gängigen Kanäle informiert und die Freude war groß, als ORDEN ORGAN, die zeitweise abgesicherte Bühne, betreten durften.

Um kurz vor 18:00 Uhr ging es weiter und ORDEN ORGAN räumten ab. Die Band lebt von eingängigen Songs, die sofort beim Publikum ankommen und lautstark mitgesungen werden. Es sind aber nicht nur die starken Songs, die ORDEN ORGAN zu einer erstklassigen Liveband machen. Die Band zeigt sich von einer äußerst sympathischen Seite und lustige Ansagen sind an der Tagesordnung – welche professionelle Band warnt schon das Publikum, dass die neuen Songs noch nicht so ganz sitzen und ein „verkacken“ durchaus möglich ist? Natürlich kamen auch die neuen Songs ohne Spielfehler durch die Boxen und nicht wenige haben den „Hässlichen Haufen“ (O-Ton Band) bei der anschließenden Autogrammstunde besucht. Ganz feiner Auftritt!

Auf SOILWORK wartete nicht nur der Berichterstatter, sondern es füllte sich gewaltig vor der Rock Stage. Mit „Strabbing The Drama“ erfolgte der perfekte Einstieg in einen kurzweiligen Auftritt, der von einer begeisterten Crowd gefeiert wurde. Wahnsinn, was aus dieser Band geworden ist, die vor gefühlten 20 Jahren mit KRISIUN die kleinsten Clubs in Deutschland beackert hat. Passend zu dem souveränen Gig ließen sich einige Sonnenstrahlen erblicken. Leider wurde an einigen Stellen des Infields der Sound von einigen starken Windböen beeinträchtigt, aber mit ein wenig Ausdauer konnte auch ich den passenden Platz finden, um Klassiker wie „Sworn To A Great Divide“ gebührend abzufeiern.

Folk-Rock ist nicht ganz meine Musikrichtung und doch konnten SCHANDMAUL auch bei mir ein Ausrufezeichen setzen. Die Krebserkrankung von Sänger Thomas Lindner spielt bei diesem Auftritt eine große Rolle, da diese noch immer die Stimme des Sängers beeinträchtigt. Die Band zeigte sich flexibel und Thomas, der sich auf die Gitarre konzentrierte, überließ diversen Gastsängern den Platz am Mikrophon. Niemand geringeres als Marco Klingel von SALTATIO MORTIS übernahm einen Großteil der Songs und führte souverän durch den Auftritt. SCHANDMAUL füllten das Infield vollständig aus und die Crowd feierte wichtige Songs wie „Bunt Und Nicht Braun“ mit frenetischem Jubel. Eine Wall Of Love zeigt auf, dass mit SCHANDMAUL weiterhin zu rechnen ist und ungewöhnliche Maßnahmen einen vollen Erfolg einbringen können.

Die Legende ruft – und alle kommen! Auf JUDAS PRIEST können sich alle Anwesenden einigen und auf dem gesamten Gelände wartet die Menge auf den Metal God! „War Pigs“ von BLACK SABBATH lässt eine Gänsehaut entstehen und nach dem Intro beginnt die musikalische Reise mit„Panic Attack“ aus dem aktuellen Album. Nach „You´ve Got Another Thing Comin´“ ist klar, dass PRIEST einen denkwürdigen Abend vorbereitet haben und mit „Rapid Fire“ und „Breaking The Law“ bekommt das Publikum genau die Dosis Heavy Metal, die sie verdient. Die riesige Videoleinwand verstärkt visuell das Erlebnis, wobei der Blickfang natürlich Rob Halford ist, der die Bühne für sich einnimmt und regelmäßig mit den begeisterten Fans kommuniziert. Der Meister erreicht ungeahnte Tonhöhen und sogar der extrem anspruchsvolle „Painkiller“ kommt ohne stimmliche Schwächen aus den Boxen. Ob hier nachgeholfen wurde oder ob Rob wirklich gut bei Stimme ist, kann ich nicht beurteilen, aber im Endeffekt ist dies auch egal, da sensationell angeliefert wurde. Nach einer Stunde verlässt die Band die Bühne, um mit „Hellion/Electric Eye“ auf die Bühne zurückzukehren und der Menge das zu geben, was sie verlangt. Natürlich lässt sich Halford nicht lumpen und Motorengeräusche kündigen den Auftritt der obligatorischen Harley an, die auf der Bühne geparkt wird. „Hell Bent For Leather“ und „Living After Midnight“ beenden den großartigen Auftritt und die letzten Worte sind hoffentlich ein Versprechen: „We are fucking JUDAS PRIEST – we will be back“!!!

Für viele Besucher war JUDAS PRIEST der Abschluss eines denkwürdigen Abends, aber Feinschmecker warteten auf Peter Tätgrens HYPOCRISY. Was soll man sagen – auf einen Klassiker folgte der nächste Klassiker und Songs wie „Eraser“ oder „Fire In The Sky“ zeigten ihre Schlagkraft. Bei kühlen Temperaturen wurde sich mit intensivem Headbanging warmgehalten und mit Roswell 47 nochmals alle vorhandenen Energien freigesetzt. Ein wirklich genialer Auftritt, der von einer stimmungsvollen Lightshow untermalt wurde. Kleine Anekdote am Rande – mein fortschreitendes Kältegefühl wurde von KNIFE-Sänger Vince bemerkt, der mich postwendend mit einer KNIFE-Jacke ausstattete… Vielen Dank dafür!

LORDI sind eingängig – LORDI sind gut! Der Auftritt ist natürlich eine Kostümshow, aber auch die Songs können immer wieder überzeugen und die Band hat längst gezeigt, dass auch ohne den Song „Hard Rock Halleluja“ ein sensationelles Programm angeboten werden kann. Natürlich wurde die Bandhymne zum Ende des Sets gespielt, aber schon vorher war klar, dass die Band sich mit dem vorhanden Songmaterial nicht verstecken muss. Die Posen sitzen, die Kostüme sind nicht von dieser Welt und das Publikum hat es der Band mit einer wahren Heavy Metal-Party gedankt.

Nach LORDI war für mich und meine Frau mit dem diesjährigen ROCKHARTZ-Festival Schluss, welches nächstes Jahr rot im Kalender markiert wird. Ein tolles Publikum, eine vielfältige Getränke- und Speisenauswahl, eine mehr als freundliche Security und die umsichtigen Veranstalter haben dafür gesorgt, dass das Festival auch dieses Jahr ein Highlight war. Wir sehen uns nächstes Jahr an der Teufelsmauer – das steht fest!



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