Festival:

Rock Hard Festival 2025

Festival vom 06.06.2025

Der Wetterbericht ist nicht so verheißungsvoll, aber oft wird das ja nicht so wild wie angekündigt. Also machen wir uns auf zum ROCK HARD FESTIVAL, genauer gesagt, ins wunderschöne Amphitheater in Gelsenkirchen. ATTIC ist unsere erste Band, die wir am Freitag sehen. Das Wetter ist absolut ok, sowohl der Sound als auch die Performance sind solide. Mich stört ein wenig, dass zum KING DIAMOND-Sound auch noch die Maskerade dazu kommt. Ich finde ja, eins von beiden reicht als "Inspiration". MUNICIPAL WASTE und im Anschluss DEATH ANGEL bieten Thrash der amerikanischen Sorte. Dann kommt mein Headliner für den Freitag und ich denke, dass es dem gut gefüllten Amphitheater ähnlich geht. GEOFF TATE ist mit seinem QUEENSRYCHE-Set sicher der beste Act am Freitag. Der Sound ist klar und differenziert, was ich aber nahezu jeder Band attestieren kann. Sicher spielt die Location eine gewichtige Rolle. Die runde aufsteigende Bühne schafft optimale Bedingungen. Nicht nur zum Hören, sondern auch visuell: es gibt nahezu keinen Platz, von dem man nicht sehen kann. Geoff Tate ist toll bei Stimme, und auch seine Band spielt die Klassiker routiniert und nahezu makellos. Zum Abschluss gibt es noch mal Thrash aus den USA. EXODUS aus Kalifornien heizen heftig ein. Und wenn ich von den drei Thrash-Bands eine auswählen müsste, so wären es EXODUS. Aus nostalgischen Gründen, wegen der starken Setlist und wegen "Braindeath", einer Nummer, die ich immer lieben werde, egal wie weit weg das Genre mir auch jetzt ist.

Der Samstag fängt schon leicht bewölkt an. Ab und zu mal ein Tröpfchen macht nichts, aber heute soll da doch mehr kommen. Die Schweizer AMETHYST eröffnen den Tag mit ordentlich Oldschool Stuff. Sogar die weißen Stiefel haben die fünf passend zu ihrer NWOBHM-Mucke angezogen, und das Ding funktioniert, was man auch dem doch schon recht gefüllten Amphitheater ansehen kann. Bei THE NIGHT ETERNAL esse ich etwas, sehe mich um, klappere die Stände ab und kaufe das ein oder andere vermeintliche "Nice to Have". Aber mir wird zugetragen, dass die Band viele überzeugt hat. THE NIGHT ETERNAL sollen mit Musik, Leidenschaft und viel persönlichen Ansagen das Publikum berührt haben. Die Mädels von THE GEMS sind ganz nett anzuschauen, aber so richtig unterhalten fühle ich mich nicht. Irgendwie ist das alles zu gleichförmig, sorry. Und dann kommt DOOL. Was soll ich sagen, man hat das Gefühl, das Wetter und DOOL bilden eine unheilige Einheit: sie unterstützen sich auf der einen Seite und bekämpfen sich auf der anderen. Das Wolkenspiel zu Beginn des Gigs ist so passend zu dem dunklen und tief in die Glieder fahrenden Sound der Niederländer. Man schwankt zwischen Unglück, Hoffnung, Verzweiflung und dann wieder Zuversicht. Ganz großes Kino! Und dann weint der Himmel. Es prasselt aus allen Rohren und ich verdrücke mich in einen Unterschlupf. Doch der harte "stand your ground" vor der Bühne bleibt und ist noch verbundener mit DOOL. Als das Gewitter vorbei ist, wohne ich noch einen kurzen Moment der Band bei - und muss für mich feststellen: keine berührte mich bis jetzt mehr an diesem Wochenende. Auch die starken THESHOLD und die zu unser aller Überraschung ohne Masken spielenden CRIMSON GLORY können hier nicht mehr heranrücken. NILE und DISMEMBER gehe ich aus dem Weg. Starke Bands am Samstag, unfassbar nerviges Wetter dazu.

THE CRYPT mit ihrem unterhaltsamen Outfit gefallen und läuten für mich den Sonntag ein. DESERTED FEAR bieten dann "Thüringer Bratdeath" an, mit den typischen Kräutern darin. Das Schöne beim Rock Hard ist neben der tollen Location auch das Publikum. Jede Band hat seine eigenen Anhänger oder zumindest finden sich genug Genrefans ein, die zusammen mit den Künstlern feiern wollen, egal ob Prog, Thrash, Death oder Hard Rock. Und das ist einfach großartig! Nach DESERTED FEAR folgt zum Abschluss die wohl stärkste Besetzung des Wochenendes: VICTORY, DIRKSCHNEIDER und W.A.S.P. Dazwischen mogeln sich noch die orientalisch angehauchten MYRATH. Bei schönerem Wetter wäre der Sonntag sicher ausverkauft gewesen. VICTORY machen ordentlich Dampf, und man kann Herman nur zur frisch formierten Band gratulieren. Auch die mit dieser Besetzung eingespielten Platten transportieren den Spirit dieser großen Hard Rock Band aus Deutschland und machen einfach nur Spaß! MYRATH geben uns den Alibaba und seine vierzig Räuber, inklusive Bauchtanz und Kreuzkümmel. Dem Rock Hard-Publikum gefällt es. Und dann kommt unser UDO, besser gesagt, DIRKSCHNEIDER spielt das "Balls to The Wall"-Album. Und wie bestellt, wird quasi zum Anpfiff das Wetter nice und sonnig und UDO kann aus dem Vollen schöpfen. Toller Sound und starke Band mit Peter Baltes am Bass. Und die Songs funktionieren sowieso. Als Zugabe muss es "Princess Of The Dawn" geben - und das tut es auch. Das Amphitheater frisst UDO aus der behandschuhten Hand und das völlig zu Recht.

Was kann hier W.A.S.P. dagegen aufbieten? Ist Blackie überhaupt noch bei Stimme, und sitzt der nicht nur noch während seiner Auftritte? All diese Fragen erledigen sich bei "I Wanna Be Somebody". Ja, er kann's noch. W.A.S.P. zeigen sich in Topform. "L.O.V.E. Machine" macht dann als zweiter Song eigentlich schon den Deckel auf den Gig. Es ist eine Freude, Blackie Lawless und seiner Truppe zuzusehen. Die Stimme ist okay, die Performance solide, die Songs großartig und die Show berührend und atmosphärisch. Das Gitarrensolo bei "Sleeping (in the Fire)" ist weltklasse - wenn es echt ist. Letzte Zweifel bleiben, weil es einfach makellos und perfekt ist. Mit W.A.S.P. ist es dem Rock Hard wieder gelungen, nach D.A.D. einen würdigen Headliner zu präsentieren, der sich als Krone auf dem Haupt eignet.

Metalinside wird nächstes Jahr wieder dabei sein. Was mich dieses Mal, abgesehen vom Wetter, ein wenig gestört hat, war der Promotion Tabak-Stand oder sagen wir lieber Tabak-Area, der die DJ-Bühne weichen musste. Ansonsten bleibt mir nur danke zu sagen an das tolle und meist entspannte Rock Hard-Personal, die vielen bunten Shops, das leckere und reichhaltige Essensangebot sowie an das einzigartige Publikum.

Fotos. Andreas Lange + Marco Berghammer