Festival:

PROPHECY FEST 2017

Festival vom 28.07.2017

Dass die Veranstalter des Prophecy Festes mit der Balver Höhle einen absolut perfekten Veranstaltungsort gefunden haben steht vollkommen außer Frage. Es gibt einfach keine andere denkbare Location, die eine atemberaubende Kulisse so gekonnt mit einem überagenden Klangerlebnis und außerdem (praktischer weise) ewiger Dunkelheit vereint. Dabei strahlt die Balver Höhle obendrein etwas unfassbar mystisches aus und trägt ganz sicher einen großen Teil dazu bei, dass die hier gespielten Konzerte einfach einen ganz anderen (und meistens echt herausragenden) Eindruck hinterlassen. 

FREITAG

Anders als im Jahr zuvor beginnt das Prophecy Fest dieses Jahr am Freitag. Und dabei beginnt es gleich mit einer Premiere: NHOR gaben hier ihr erstes (!) Live-Konzert, obwohl NHOR schon vier Alben und vier EP's veröffentlicht haben. Anders als erwartet dröhnt jedoch kein Black Metal aus den Boxen, denn NHOR beschränken sich auf eine Darbitung der Klavierstücke der "Wildflowers-"EP.  Es handelte sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen malerischen Auftritt, bei keiner anderen Band griffen Kunst und Musik so offensichtlich zusammen wie bei NHOR. Hier wurde nämlich zu der ruhigen, aber durchaus angenehmen, Klavier -Musik live ein Bild gemalt, welches während des gesamten Konzertes als Hintergrund zu sehen war. So lieferten NHOR einen sehr schönen, ruhigen Einstieg. 

Weiter ging es mit SOROR DOLOROSA, welche das Publikum mit einer ordentlichen Portion (Dark-) Rock aufmischen. Das Album " Severance" wurde komplett gespielt und anschließend gab es eine Kostprobe vom neuen Album "Apollo". SOROR DOLOROSA lieferten ein perfektes Kontrastprogramm zu dem ruhigen Einstieg von NHOR und brachten ordentlich Stimmung in die Höhle.

SUN OF THE SLEEPLESS, das Black Metal -Projekt von Ulf Theodor Schwadorf (Empyrium/The Vision Bleak/Ewigheim) gab es danach zu sehen - zum insgesamt zweiten Mal, obwohl es die Band schon seit 1999 gibt. Mit dabei warcdas neue Album "Shadows Of The Past". Brachiale Gitarren-Wände und Schlagzeugewitter treffen hier auf EMPYRIUM-Gesang. SUN OF THE SLEEPLESS gaben ein mächtiges, eindrucksvolles Konzert, dass es so in seiner Form noch nie gab und wohl auch so schnell wohl nicht wieder geben wird. Schade, eigentlich. 

Nach einer laaaangen Umbaupause geht es mit ARCTURUS weiter. Auch ARCTURUS -Konzerte sind relativ selten. Geboten wurde avantgardistischer Progressive Metal mit auffallend verrücktem Gesang. ICX Vortex (Borknagar) hat tatsächlich ein unfassbares Gesangsspektrum. Gesang und Schauspielerei gehen hier fast Hand in Hand. Wer sich beim Hören von einer ARCTURUS -CD fragt wie viele Sänger die Band wohl hat, weiß nun die Antwort: Einen. Die Norweger konnten auf jeden Fall Eindruck hinterlassen.

GLERAKUR aus Island gab es das letzte Jahr schon auf dem Prophecy Fest zu sehen. Da GLERAKUR mit ihrem druckvollen, instrumentalen Post Rock - / Drone - Ambient - Sound so wunderbar in die Balver Höhle passen und überdies ein neues Album dabei haben ("The Mountains Are Beautiful Now") hatte man sie gleich noch einmal eingeladen. Die Auftritte von GLERAKUR haben etwas unfassbar energetisches. Auch dieses Jahr wussen die Isländer voll und ganz zu begeistern! 

Mit SÓLSTAFIR, die wie GLERAKUR aus Island kommen,  sollte der Abend ausklingen. Obwohl SÓLSTAFIR nicht bei Prophecy unter Vertrag stehen, hat man sie (zum Glück)  trotzdem eingeladen. Sound und Location waren einfach perfekt und Interaktion mit dem Publikum war auch auf jeden Fall gegeben. Die Beschreibung "episch" trifft es voll und ganz. Der krönende Abschluss des Konzertes und des Abends war eine Kooperation von SÓLSTAFIR und GLERAKUR. 

SAMSTAG

Der Samstag wurde etwa Fünfzehn Minuten später als geplant mit LOTUS THIEF eröffnet. Trotz Verspätung wurde der Band genug Zeit gegeben und LOTUS THIEF kreierten eine unglaublich intensive Gänsehaut-Stimmung. (Wie immmer) war der Ton absolut perfekt und LOTUS THIEF konnten nicht zuletzt wegen des genial zweistimmigen Gesangs enorm mitreissen.

Als nächstes starteten THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT. Auch hier gab es ein sehr eindringliches Konzert zu bestaunen, das ungarische Duo hatte nämlich reichlich Unterstützung dabei. Die mystische, leicht folkloristische Musik von THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT harmonierte wunderbar mit der düsteren Location. 

Das italienische Rock-Trio SPIRITUAL FRONT lenkte den Abend in eine vollkommen andere Richtung. "Suicide-Pop"  wurde hier (laut Label) dargeboten. Dabei klangen die Italiener gar nicht so sehrnach Selbstmord, vielmehr gab es hier ordendliche, handgemachte Rock-Musik auf die Ohren. Im Hintergrund lief der Film "Mamma Roma"  mit spanischen Untertiteln,  was leider etwas ablenkte.

Mit fünfundvierzig-minütiger Verspätung begannen NOÊTA zu spielen. Anders als bei den Bands zuvor stand hier ziemlich ausdrucksstarker, weiblicher Gesang im Vordergrund. Ohne Probleme gelang es NOÊTA eine berauschende Atmosphäre zu kreieren. Doch leider verließen NOÊTA die Bühne nach ungefähr der Hälftenihrer eigentlichen Spielzeit, mit der Erklärung,  dass sie heute nicht alle Songs spielen könnten.

DORNENREICH hatten ein speziell für das Prophecy Fest erstelltes Akkustik-Set dabei. Die Songauswahl deckte von sehr alten Alben bis zum aktuellsten alles ab, die Akkustik war wunderbar und das Publikum begeistert. Von allen DORNENREICH-(Akkustik-)Konzerten (die ich bisher gesehen habe) handelte es sich hier mit Abstand um das Beste.

Als nächstes spielten THE VISION BLEAK, wieder mit U. T.  Schwadorf, der schon am Samstag mit SUN OF THE SLEEPLESS auf der Bühne stand. THE VISION BLEAK profitierten sehr von dem Orchester SHADOW PHILHARMONICS und hatten an diesem Abend einen bombastischen Sound. Wem THE VISION BLEAK auf CD "zu poppig" sind,  der sollte sich die Band unbedingt live mit Orchester anhören!

HEXVESSEL sind wie auch SÓLSTAFIR und ARCTURUS nicht bei Prophecy unter Vertrag aber wurden trotzdem eineladen. Der finnische Psycodelic Folk Rock passte allerdings sehr gut ins Programm. HEXVESSEL lieferten einen sehr stimmungsvollen und mitreißenden Auftritt ab und konnten nachhaltig beeindrucken. 

Die niederländische Rock-Band DOOL viel wieder etwas aus dem Rahmen (positiv!): Hier gab es psychedelischen, doomigen Hard Rock mit einer Portion Gothic auf die Ohren. DOOL lieferten ein erstklassiges Konzert ab und brachten ordentlich Stimmung in die Höhle. 

Als letzte Band gab es HYPNOPAZUZU zu sehen.  Hierbei handelt es sich um ein Projekt von David Tibet und dem KILLING JOKE-Bassisten Martin Glover.  Tibets pathetischer Gesang wird hier mit Synthie-Klängen, aber auch rhytmischen Trommeln, Streichern und Gitarren kombiniert. Was dabei heraus kommt ist ein sehr spezieller durchaus hypnotisch rhytmischer Sound, der die Balver Höhle vibrieren ließ.

FAZIT: Wie schon im letzten Jahr konnte das PROPHECY FEST auch 2017 wieder mehr als nachhaltig beeindrucken.  Mir ist kein anderes Festival mit solch einem hohen, künstlerischen Anspruch bekannt und das fängt bei den schönen Hard-Cover-Programmheften an und hört bei der alljährlichen Kunstausstellung auf. Der Art-Director IRRWITSCH hat auf jeden Fall ganze Arbeit geleistet. 

Die Bandauswahl war auf jeden Fall wieder gelungen, auch wenn es sich bei dem Prophecy Fest 2017 um das mit Abstand "rockigste"  Line-Up handelte. 

Was sich tatsächlich im Vergleich zum Vorjahr nochmals verbessern konnte - und man hätte es kaum für möglich gehalten - war der Sound.  Während es da 2016 noch an der ein oder anderen Stelle kleinere Probleme gab, war der Sound in diesem Jahr von der ersten bis zur letzten Minute nahezu perfekt.  Und damit ist das Prophecy Fest den meisten (und gerade den größeren) Festivals eindeutig weit überlegen.  Es zahlt sich eben doch aus,  den Künstlern genügend Zeit für den Soundcheck zu geben. :)