Festival:

24. Krach am Bach 2017

Festival vom 04.08.2017

Review zum 24 Krach am Bach oder ein kleines Festival ganz groß

„Is das geil hia!!!“ Das waren nicht nur unter anderem die ersten Worte, welche ich auf meinem ersten Krach am Bach hörte, sondern so lässt sich das ganze Festival auch perfekt zusammenfassen. Aber was macht dieses Festival so unglaublich gut? Das lässt sich anhand einer einfachen Liste feststellen. Campingplatzaction: check; Nette Leute und Community: check; Günstiges Bier: check; Gute Technik: check; Ein geniales Line-Up: check. Als Sahnehäubchen obendrauf gab es dann sogar noch beinahe kostenloses Frühstück, sowie top organisierte und unglaublich freundliche Mitarbeiter und das alles ist auch noch für den guten Zweck!

So konnten sich die 2500 Besucher pro Tag auf das Wochenende freuen und sich voll und ganz der Musik und dem Festival hingeben. Den musikalischen Anfang am Freitag machte Brutus. Ich persönlich konnte grade so mein Zelt aufbauen und das wohlverdiente Bier dazu austrinken, da machten die Jungs aus Skandinavien schon ordentlich Lärm. Die vorherige Ansage vom Orga-Team wohl auch bis dahin ignorierend füllte sich das Festivalgelände dann doch recht zügig mit einigen Menschen, was nicht weiter verwunderlich ist, denn die Band hatte genauso Lust wie wir, dass es endlich los geht mit der Musik. Bereits mit nem Bier in der Hand (sowohl ich als auch die Band) starteten sie zwar mit einem etwas langsameren Song, wurden aber im Verlauf des Konzertes immer schneller. Konstant war, dass es immer ziemlicher heavy Bluesrock war. Alles in allem eine sehr gute Eröffnung, so konnte es gerne weitergehen.

Das gedacht, aber weit danebengelegen, denn mit dem Auftritt von The Legendary Flower Punks wurde es nicht besser, sondern unglaublich. Das augenscheinlich ungleiche Trio aus St. Petersburg lieferte ein Konzert ab, das besser nicht hätte sein können. Während der Bass in seiner eigenen kleinen Welt vertieft war und gefühlt nichts mehr um sich herum wahr nahm, wurde am Keyboard/Trompete/Rassel/was-sonst-noch-so-alles-gespielt-wurde eine eigene kleine Party gefeiert. Zusammengehalten wird das von Kamille Sharapodinov, der mit seinem zusätzlichen Input im Zusammenspiel aller einen unglaublichen Flow generiert, dem man sich definitiv nicht entziehen kann. Das auch die Jungs sich im Soge der eigenen Musik befanden wurde spätestens klar, als ihre Zeit leider um war und sie deswegen nicht weiter spielen durften, obwohl sie sehr gerne gewollt hätten.

Nach diesem Auftritt hatte es Shaman Elephant natürlich schwer mitzuhalten. Jedoch standen sie dem -meiner Meinung nach- im nichts nach. Während The Legendary Flower Punks einen prog/psych Jam von erster Güte hinlegten, spielten die Jungs aus Norwegen einen bunten Mix von Hard Rock über Bluesrock, mit einem bisschen heavy oder psych und damit habe ich wahrscheinlich nicht mal die Hälfte von den Einflüssen aufgezählt die sie auf ihrem Konzert hingelegt haben. Überzeugt haben sie auf jeden Fall mit allem und die glasklare Stimme krönte es. Diese Band ist für mich definitiv eine grandiose Neuentdeckung gewesen, die ich mit hohem Interesse und Begeisterung weiterverfolgen werde.

Wer beim 6 Alterna Sound Festival war, wusste bereits was Wight zu leisten vermag. Vielleicht nicht ganz so schnell wie in Münster, machten sie dennoch gute Stimmung mit ihrem Mix aus Blues, Doom, Hardrock und Metal und hielten das Publikum so im Bann.

Death Alley wurde am 01.04.2017 noch von Heat ersetzt, doch auf dem Festival gaben sich die Holländer dann alle Mühe den verpassten Auftritt zu kompensieren. Und sie legten einen Auftritt hin, wie man es sich gewünscht hat: Melodisch, hart, schnell und mit einer Menge Spaß. Das war auch auf der Bühne deutlich ersichtlich, da sie dort richtig abgingen. Als Wiedergutmachung spielten sie außerdem noch einen Song, der keine 3 Wochen alt ist.

Als Kontrastprogramm kam folgend Mother Engine. Die als Colour Haze Nachfolger gehandelten Plauer (das liegt irgendwo in Sachsen…) schienen sich ebenfalls am Festivalfieber angesteckt zu haben und lieferten gefühlt ein einziges langes, melodisch, hypnotisch aber vor allem unglaubliches Lied ab. Die Meute brauchte danach erstmal die Umbaupause um sich in der hiesigen Welt wiederzufinden um dann aber zu realisieren wie genial diese Jungs und das Konzert war.

Motorpsycho sorgten an dem Abend noch einmal dafür, dass das Blut richtig in Wallung kam, indem sie in ihrer ganzen Vielfalt und mit neuem Drummer alles zeigten, was sie konnten und das Publikum in Bewegung versetzten.

Quasi zum Mitternachtskonzert in der Nachbarschaft kam das Soap Bubble Orchestra aus Versmold vorbei. Dieses Konzert und diese Band ist eine Klasse für sich. Als Intro eher etwas elektrolastiges schafften sie mit einem einzigartigen Übergang den Sprung in den Swing. Dieser bunte Mix aus unglaublich vielen Musikrichtungen, die einzelnen Übergänge und die Band selbst versprühten unglaublich viel Freude und sorgten zumindest bei mir immer wieder für erstaunen, was alles möglich ist.

Als Ausklang und letztes Konzert für den Freitag gab es Child. Eine gelungene Auswahl, denn mit ihrem schweren Blues, der fantastischen Stimme und dem Bass konnten sie die Gemüter noch einmal verzücken, während man langsam diesem fantastischen Tag gute Nacht sagen musste.

Die Sonne lächelt, die Vögel zwitschern und man räkelt sich warm im heimischen Bett. So könnte zwar ein Samstagmorgen aussehen, jedoch nicht an diesem Samstag in Beelen. Es war vielmehr Regen, von irgendwo her kam schon wieder (oder immer noch) Musik und im Zelt wurde es auch langsam ungemütlich. Also erstmal entspannt zum Frühstück nach vorne und sich Kaffee (oder Bier) einflößen. Wer dann noch nicht wach war, der wurde spätestens von The Brew geweckt und wer das verpasst hat, muss sie irgendwie, irgendwo versuchen live zu sehen! Was war das für ein absolut geiler Auftritt?! Das dachten sich anscheinend einige, denn das Festivalgelände war gefühlt keine zwei Minuten nach Beginn des Konzertes wieder rappelvoll. Mit wildem, lauten und schnellem Rock war jedwede Müdigkeit wie weggespült und sogar der Regen beugte sich der guten Laune und hörte auf. Mit diesem Auftritt sorgten sie dafür, dass sie wahrscheinlich beizeiten nochmal eingeladen werden, aber mit Sicherheit haben sie einige neue Fans, unter anderem mich. Persönlich war dies meiner Meinung nach mit einer der besten -wenn nicht sogar der beste- Auftritte des Wochenendes.

Um sich davon wieder erholen zu können, kam Big Bernie genau richtig. Mit einem guten Mix aus verschiedensten Rockrichtungen konnte sich während des Kopfnickens in der Musik verloren werden um Energie für das bevorstehende Programm zu sammeln.

Direkt im Anschluss kam nämlich King Buffalo und die brachten feinsten Stoner zum mitwippen, fantasieren und sich bassmassieren lassen mit. Dazu eine Prise Blues- und Psychedelic Rock vermischt mit den Vocals und schon hatten auch sie ein astreines Konzert.

Als nächstes folgten Love Machine. Ebenfalls vom Alterna Sounds Festival bekannt, spielen die Jungs -die direkt aus den 70gern zu kommen scheinen- mit ihren Sounds eine gekonnte Reise durch das Universum und zurück, sodass wieder weich in Beelen gelandet werden konnte.

Glasgow Coma Scale holte uns dann mit zunächst schweren, heavy Sound ab, steigerte das Tempo und endete in einem Grand Finale aus bestem Postrock.

Auch Shawn James and the Shape Shifters packen zusätzlich der üblichen Instrumente noch eine Violine und ein Banjo obendrauf, was zu einem ziemlich einzigartigen Sound führt. Deswegen lässt sich dieser Stil auch schlecht in Worte fassen. Was aber definitiv klar ist, ist sie es vermögen alles so unterzubringen, dass es Spaß macht ihnen zuzuhören und wann sieht man schon mal einen Banjospieler headbangen?

Die Vorfreude und Erwartungen an Dÿse waren natürlich hoch, sah ich sie doch zum ersten Mal und habe natürlich mir vorher das Duo genauer angehört, da bisher so viel Positives Berichtet wurde. Allerdings muss ich gestehen wurden meine Hoffnungen weniger erfüllt, klang es auf der Bühne persönlich eher nach unkoordiniertem Krach. Wird zwar dem Namen des Festivals gerecht, aber dem was sie wahrscheinlich normalerweise live leisten können weniger. Dem mag natürlich nicht jeder zustimmen, dennoch konnte ich auch viele erkennen, die dem genauso zustimmten.

Nach diesem Auftritt, brauchte ich erstmal eine Pause, ein Erholungsbierchen und einen Snack, sodass ich zu dem Auftritt von Odd Couple nicht viel sagen konnte. Den Leuten die da waren allerdings zufolge war es von den Berliner Jungs ein guter Auftritt und immerhin wurde von ihnen vor nicht gar allzu langer Zeit im Radio berichtet.

Frisch gestärkt und voller Vorfreude ging es dann zu Causa Sui. Als Einstieg spielten sie „Hommage“ vom Album Euporie Tride. So nahmen auch sie uns mit, auf ein Konzert, das alles Schlechte Vergessen lässt und man sich in einem unglaublichen spacigen, psychedelischen, stoner Sound verliert, der seinesgleichen sucht. Wer es doch einmal geschafft hat die Augen währenddessen aufzumachen um sich in der realen Welt zu orientieren bekam zusätzlich von der dänischen Band eine Lichtkonstellation und Bilduntermalung ihrer Musik zu spüren, die genauso schön, wie auch beruhigend war, sodass es nur das hier und jetzt gab. Alles in allem ein fantastischer Auftritt.

Damit nicht zu später Stunde und am zweiten Tag schon die Augen zufallen, sorgten Dearly Beloved wieder für ordentlich Lärm, Stimmung aber vor allem wieder für Bewegung im Publikum. Sie vereinten dabei Rock und Punk und wirbelten dabei auf der Bühne genauso wie der Sturm 2015 um diesen die Stirn zu bieten.

Als letzten Act des Tages und des Festivals kam Elder. Ich denke zu dieser Band muss nicht mehr viel gesagt werden, da sie mit ihrer Musik an und für sich alleine spricht. Ein ziemlich gelungener Abschluss, um nochmal alles zu geben. Das tat sowohl Band als auch Publikum und so endete alles mit einem freudigen Strahlen und ich konnte mein(e) Feierabendbier(e) vollends genießen.

Am nächsten Tag hieß es dann „nur noch“ Aufräumen und zurück in die Heimat aber das war angesichts dieser gelungenen Tage auch kein Problem.

Alles in allem klingt vieles in dieser Review natürlich überschwänglich positiv, aber lasst euch gesagt sein… Das ist auch genauso gewesen. Ein kleines, fast familiäres Festival, mit einer super Community, bestem Line-Up und Technik, freundlichem Personal und vor allem für den guten Zweck. Ich habe mich jedenfalls in das Krach am Bach verliebt und werde nächstes Jahr definitiv wieder dabei sein.