Review:

Scarsick

(Pain Of Salvation)

Bereits das letzte PAIN OF SALVATION-Werk "Be" bedurfte einer gewissen Zeit der Beschäftigung, gewahr aber jenen, die sich intensiv den innovativen Schweden hingaben, einiges an Progressivem der Extraklasse. Das Meister Daniel Gildenlöw auch weiterhin am experimentieren sein würde, war keine Frage. Was aber dabei auf "Scarsick" herauskam, darf man getrost als zwiespältige Sache betrachten. Keine Frage, das Album wird polarisieren und von hohem Lob bis Verriss alles einfahren was der Markt so hergibt. Lassen die Riffs des eröffnenden Titeltracks "Scarsick" an RAGE AGAINST THE MACHINE und CLAWFINGER denken, und passt auch der Sprechgesang in den Kontext - sperrig und unerwartet schallt es da aus den Boxen. "Spitfall" wechselt dann zwischen fast schon EMINEM-artigen Passagen und einem ultra-melodischen Refrain, hat aber Charme und kommt echt gut - wird aber nicht jeder so sehen. Die nachfolgende Ballade "Cribcaged" überzeugt ebenso wie das ruhige "Kingdom Of Loss" durch eine intensive Atmosphäre - von diesen Momenten hätte es ruhig schon mehr sein dürfen. "America" aber ist dann fröhlicher Pop pur, einschließlich Werbepause und sarkastischem Text. Das mag musikalisch zwar zur Botschaft passen - passt aber in dieser Pop-Intensität nun so gar nicht zu PAIN OF SALVATION -zu oberflächlich, ob nun mit Bedacht oder einfach nur so, kommt der Song daher. Bei "Disco Queen" geht es nicht nur thematisch um die Disco Queen, auch musikalisch wird hier der Metaller schwer schlucken. So erinnert der Track doch in vielen Momenten an Achtziger-Disco-Sound, mit Daniel Gildenlöw´s Gesang als Kontrapunkt - doch wohl eher eine coole B-Seite als eine vollwertiger PAIN OF SALVATION Komposition. Nach hinten raus wird es mit dem entspannt vorgetragenen, fast schon Floyd´schem "Mrs. Modern Mother Mary", dem modern wirkenden, mit Verzerrungen versetzten, aber eher durchwachsenen "Idiocracy", dem härteren "Flame To The Moth" und dem über 10-minütigen, endlich puren PAIN OF SALVATION-Song "Enter Rain" zwar melancholisch typischer - Übersongs wie auf den letzten Veröffentlichungen gibt es aber nicht darunter. "Scarsick" wächst, wie alle bisherigen Alben der Schweden, mit der Zeit und langweilig wird es dank Unmengen in den Songs eingebauten Momenten auch nicht. Aber statt Atmosphäre stellt sich eine für PAIN OF SALVATION-Verhältnisse eher ungewöhnliche Nüchternheit ein. Hier kann man von Blinderwerb nur abraten - vorher reinhören ist Pflicht. Vielleicht mutig, vielleicht auch zuviel des Guten für viele Fans. Vom künstlerischen Anspruchdenken durchaus eine Weiterentwicklung und musikalisch wie eh und je topp bleibt trotzdem, wie bereits anfangs erwähnt zu sagen: Sehr zwiespältige Sache das!

Scarsick


Cover - Scarsick Band:

Pain Of Salvation


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 67:52 (CD)
Label: InsideOut
Vertrieb: SPV