Review:

Deathanity

(Odin's Court)

Nein, trotz des leicht in die irreführenden Bandnamens - ODIN'S COURT machen keinen Pagan oder sonstigen Hörner-Met-Metal sondern die Amikapelle aus Maryland bietet unterhaltsamen Progressive Rock mit sehr vielen unterschiedlichen Klangfacetten.

Mit „Deathanity“ hat das Quintett fünf Jahre nach dem Debüt „Driven By Fate“ einen Nachfolger am Start, der sich stilistisch äußerst genreübergreifend darstellt und zwar absolut im positiven Sinne. Nur ganz grob schimmern bei den zwälf Tracks Referenzen von PINK FLOYD (insbesondere was die Gitarrenarbeit betrifft) und RUSH über Klassik Rock Vertretern wie BOSTON, JOURNEY bis hin zu metallischeren Vertretern der symphonischeren Ausprägung wie SYMPHONY X, KAMELOT oder PORCUPINE TREE immer wieder mal durch. Insbesondere Freunde der letztgenannten Bands dürften an diesem Feuerwerk sowohl was die technisch virtuos vorgetragenen Songs als auch was die hohe Dichte an fesselnden Melodiebögen anbetrifft mit der Zunge schnalzen.

Insbesondere Mastermind Matt Brookins (Gitarre Vocals) sorgt mit seinen stimmigen Kompositionen, die vor wendigem Einfallsreichtum nur so strotzen und vermeintlich noch so hohe Genregrenzen meist locker überwinden, für ein stimmiges Gesamtbild. Gesanglich bietet der Fronter ebenfalls passend dazu ein derart unterschiedliches Klangpaket, dass man kaum glauben kann es handele sich um ein und den selben Sänger. Und dann wird es auch durch die mitgelieferten Info klar, Tom Englund (EVERGREY) und Tony Kakko (SONATA ARCTICA) waren als Gäste am Mikro dabei, was so manchen heftigeren Ausschlag in einem anderen Licht dastehen lässt. Die Backingchöre sind an manchen Stellen („Crownet“ ) allerdings nicht ganz so fett und stimmig geraten wie dies hätte sein müssen (klingt eher nach QUEEN für Arme), da geht es mitunter etwas zu schräg und dahingeschludert zu. Auch was das Zukleistern mit zu vielen Ideen bzw. Aufnahmespuren betrifft - bei aller Wertschätzung für diese Kreativität, wäre an mancher Stelle etwas weniger doch auch mehr gewesen. Insgesamt agieren ODIN’S COURT für eine Formation dieses Gustos erfreulich dynamisch bzw. energetisch - heftigere Parts werden mit vielen Breaks aber auch mittels harmonischen Übergängen miteinander verwoben, so dass auch etwas melancholischere Momente mit gefühlvollen deutlich entspannteren Zwischentönen („Cosmosera“) nicht zu kurz kommen. Selbst die mehrfach angedeuteten Jazzanleihen mit improvisierten Instrumentalteilen passen sich nahtlos in den dominierenden Rockkontext ein. Gastsaxophonist Bill Green spielt bei seinen zahlreichen Beiträgen („Obesite“) dabei eine tragende Rolle. Aber keine Angst, es verkommt dabei nie zu nervendem Gesäusel. Insbesondere der zwar schon zig mal durch diverse Bands per Coverversion durchgenudelte Ludwig van Beethoven Nummer „Ode To Joy“ („Ode an die Freude“) zeigt sich das enorme Improvisationstalent dieses Quintetts, das diesem Song dabei tatsächlich noch neue klangliche Aspekte abgewinnt. "Deathanity" ist aber auch inhaltlich ein ambitioniertes Konzeptalbum und beschäftigt sich mit dem menschlichen Einfluss auf die Umwelt. Insbesondere die Verwendung von vielen Effekten und Sprachsamples spinnt sich wie ein verbindender roter Faden durch die Scheiben. Trotz aller komplexen Bestandteile kommt auch der Groove und die Seele nie zu kurz, der Mix aus laut- und leis-Dynamiken sowie die Wechsel von heftigen zu sanfteren Passagen ist meist bestens ausgeklügelt. Bereits der wegweisende instrumentale Opener „Terracide“ ist ein Paradebeispiel für die coolen Ideen sowie musikalischen Sprünge der Amis, geschmeidig-floydige Gitarren spielen sich durch Keyboardteppiche, dann folgen düstere Stakkato-Metalriffs, ein lässiges Basssolo leitet über zu entspannten Akustikklängen und so weiter - sehr gelungen. Der Achtminüter „Volatilestial“ verbindet dann ebenfalls mit gelungenem Saxophoneinsatz Klassik mit Progressive Rock inklusive hymnenhafter Hookline. Deutlich heftiger mit echtem Progmetalflair sowie Gitarrenattacken und doppelläufigen Saitenduellen kommt dann „Manifest Destiny“ daher, von dieser Art Songs gibt es einige zu hören („Mammonific“). Die stellenweise schon auch echt vertrackt angelegten Songs verlangen eine gewisse Ausdauer beim Zuhörer, aber so richtig übermäßig frickelig wird es nie.

ODIN'S COURT haben mich jedenfalls ziemlich überzeugt und legen hier mit „Deathanity“ ein überzeugendes Stück Musik für alle Genregrenzgänger ab, reinhören lohnt sich.

Deathanity


Cover - Deathanity Band:

Odin's Court


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 66:39 (CD)
Label: Progrock Records
Vertrieb: SPV