Review:

Erdentempel

(Equilibrium)

EQUILIBRIUM haben vor 4 Jahren einen Schritt gemacht, die damals relativ junge Band in den Augen vieler – inklusive meiner – so gar nicht gut tan: Sie haben Sänger Helge Stang durch Robert „Robse“ Dahn sowie Drummer Manuel durch Tuval Refaeli ersetzt. Das 2010er Album „Rekreatur“ war dann (zu mindestens für Robse, Tuval war noch nicht auf der Platte zu hören) quasi das Debut der neuen EQULIBRIUM. Selbiges Album wurde von der Fachpresse eher zerrissen, von den Fans (höchst subjektiv betrachtet), vorsichtig gesagt, „gemischt“ aufgenommen – so richtig wollte dieser Wechsel der Truppe nicht gut tun, der Stil der Band wich einfach zu krass von „Turis Frytyr“ und „Sagas“ ab ohne sein eigenes Fahrwasser zu finden. Und wenn ich ehrlich bin lache ich immer noch darüber, dass ein Titel ernsthaft „Affeninsel“ hieß…

Mit „Erdentempel“ weicht dieser Stil immer noch recht krass ab – schrecklich viele Parallelen zu den frühen Stücken wird der geneigte Hörer nicht finden – hat sich dafür aber in seiner Art und Weise (im Gegensatz zum halbgaren „Rekreatur“) mehr oder weniger selber gefunden und wirkt authentischer und passender.

EQUILIBRIUM haben sich mittlerweile von dem eher von Wikinger-Geschichten geprägten, selber als „episch“ bezeichneten Metal wegbewegt und  streuen auf „Erdentempel“, ungeniert gesagt, einfach mehr stumpfe Sauflieder ein. Songs wie „Met“ („Turis Fratyr“ von 2005) oder BLACK MESSIAHs „Sauflied“ kann jeder Depp auch noch bei knapp vor einer 50-50% Blut-Alkohol-Mischung auswendig mitgröhlen – und offenbar versucht EQUILIBRIUM mit Titeln wie „Uns’rer Flöten Klang“ oder „Wirtshaus Gaudi“ direkt an den eigenen, mittlerweile 9 Jahre alten Erfolg von „Met“ anzuknüpfen.

Streckenweise gelingt das ganz sympathisch, teilweise sorgt es für eine gewisse Form von Fremdscham bei den Lyrics – und das sagt jemand, der sich sonst ganz unkompliziert in die gröhlende „MET! MET! MET“-Menge einreiht. Ich meine, ernsthaft – stumpfes Sauflied mit Allüren an ONKEL TOM oder TANKARD, gerne – aber Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Lyrics muss ich mir nicht geben, erst recht wenn sie nur pseudo-böse gegrowlt sind und man alles gut versteht („Hallo lieber Wirt mach mir den Bierkrug voll / ganz Randvoll / so ist’s toll“). In anderen Worten: Wegen solchen Songs haben Leute wie wir einen beschissenen Ruf. Auch darum schere ich mich für gewöhnlich nicht – bei dem Chorus gebe ich der selbsternannten Musik-Elite, welche so gerne abwertend auf unkomplizierten Metal starrt, ausnahmsweise einfach mal recht.

Ob ich so einen Titel wie „Was Lange Währt“, ein Opener der nach dem Instrumental-Intro „Ankunft“ (wie passend…) im Endeffekt nur das Comeback Band beweihräuchert,  brauche – das ist gelinde gesagt diskutabel. Gleiches gilt für „Freiflug“. Ich will ja nicht sagen, dass das in Richtung Deutschrock geht… aber eigentlich will ich’s schon sagen.

Ein weniger ernster und mehr in Richtung Metal statt Schlager machen dann die stärkeren Titel der Platte, vorne weg das von der EP bekannte „Waldschrein“, wahlweise auch „Stein Meiner Ahnen“ oder „Karawane“. Hier merkt man, dass die (eigentlich nicht mehr neuen) Mitmusiker in der Band angekommen sind und wieder schlicht und ergreifend guten, deutschsprachigen Pagan Metal zocken können.

Positiv weiterentwickelt hat sich die Band auch insofern, dass einige Songs thematisch angenehm, wenngleich passend, vom sonstigen Schema abweichen und einen frischen Wind in die Musik bringen („Karawane“, „Wellengang“). Man mag mir da widersprechen, aber bei deutschem Metal haben die Lyrics durchaus ihren erhöhten Stellenwert.

Was mache ich mir also nun aus „Erdentempel“? Nun: Es ist meiner Meinung nach besser als „Rekreatur“, alleine schon weil es stimmiger wird. Es hat aber auch mehr als einen verzichtbaren Titel – dennoch hat es mein arg remponiertes Vertrauen in die Band (welche, das gilt noch anzumerken, ich seit dem 2005er Debut verfolgt) teilweise wiederhergestellt. „Erdentempel“ kann man hören – muss man aber nicht gerade vorbestellen.

Release: 06.06.2014

Erdentempel


Cover - Erdentempel Band:

Equilibrium


Genre: Heavy Metal
Tracks: 12
Länge: 56:12 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner