Review:

Juggling 9 or Dropping 10

(Enchant)

ENCHANT wurden schon Ende der 80er in den USA gegründet und standen dort nur ein Jahr später bereits zum ersten Mal mit Marillion auf der Seasons End-Tour (das wahren noch Zeiten!!) auf einer Livebühne. Eines gleich vorweg: Es lohnt sich für den geneigten Zuhörer, dieser CD etwas ausführlicher Gehör zu schenken und sich mit der teilweise recht komplexen Musik der amerikanischen Band Enchant auseinander zu setzen. Wobei sich dies allerdings auch fast nicht umgehen, denn die Jungs um Sänger Teds Leonard haben auf ihrem fünften Studioalbum „Juggeling 9 or Dropping 10“ wieder einige Songs gepackt, die erst nach mehrmaligen Hineinhören ihren wahren Reiz entfalten (können). Auch der etwas tolerantere Metalfan (Rockfans sowieso) wird sich mit diesem progressiven Werk zwischen Metal und Rock oder um es mal mit Bands auszudrücken, irgendwo zwischen Dream Theater und Rush bzw. Yes, anfreunden können. Die Melodien sind soundmäßig eher als etwas „spröde“ (d.h. nicht sofort eingängig) teilweise sogar richtig „schräg zu bezeichnen“ aber mit vielen Details und Tempiwechseln, was allerdings wiederum u.a. typisch für Enchant ist. Die vielfach etwas verschachtelten Tracks sind aber trotzdem immer hörenswert. Insgesamt dominiert dabei eindeutig die Gitarre von Douglas Ott (auch Producer) den Musikstil, allerdings ohne allzu aggressives Riffing sondern viel eher dezent auf den Punkt gespielt mit vielfach akustischen Sound. Komplexe, oft wechselnde Rhythmen aber nicht zu übertrieben, wie manchmal bei DT, sorgen daher für viel Abwechslung. Es handelt sich eindeutig nicht um Progrock britischer Tradition wie heute Arena oder früher Marillion, denn die Keyboards stehen nicht so sehr im Vordergrund oder sind gar das tragende Element. Die angenehme Stimme von T. Leonard verleiht den Songs, die oftmals eine traurig melancholische Stimmung versprühen, trotz etwas sprödem Charme eine wohltuende Wärme. Im Gegensatz zum schwachen, einfach zu unmelodisch und technisch kalt ausgefallen, Vorgängeralbum „Break“, das dem genialen „Time lost“ zuvor leider nicht annähernd das Wasser reichen kann, wird auf „Juggling 9 or Dropping 10“ wieder eingängigeres Material dargeboten. Gleich der CD-Opener „Paint the Picture“ beginnt mit eine eher untypischen bombastischen Keyboardklängen. Charakteristische Wechsel von seichten Akkustik-Gitarren-Parts und ausdrucksvolleren „härteren“ Passagen. Nach dem etwas düster, sphärischen „Rough Draft“ folgt das beinahe schon mainstreamige aber sehr gute „What to say“ und das eingängige „Bite my Tongue“. Eines der besten Stücke der CD „Black Eyes & Broken Glass“ steigert sich ausgehend von gezupften Gitarren in einen sehr kraftvollen sogar etwas pathetischen Song. „Shell of the Man“ ist dann wieder ein bischen schräger Song mit vielen heulenden Gitarren. Der Höhepunkt von „J9D10“ mit vielen melancholischen Elementen und mitreißende Gitarrensolis geradezu charakteristisch für Enchant, bildet „Broken Wave“. Fazit: Eine allgemein eher ruhigere CD mit schönen teilweise melancholischen Songs wird die alten Fans von Enchant sicher nicht enttäuschen sondern im Gegenteil eher wieder neu begeistern. Weltbewegende musikalische Veränderungen hat es zwar nicht gegeben (wieso auch – was gut war muß man nicht ändern!) daher bleibt nur noch zu hoffen, daß ENCHANT mit diesem Werk, die kleine aber ungemein treue Proggemeinde wieder etwas erweitern können – das Potential ist durchaus vorhanden.

Juggling 9 or Dropping 10


Cover - Juggling 9 or Dropping 10 Band:

Enchant


Genre: Progressive
Tracks: 12
Länge: 64:10 (CD)
Label: SPV
Vertrieb: Inside Out