Review:

Comfort In Silence

(Dryad´s Tree)

TIPP
Ohne wenn und aber gleich vorweg: DRYAD’S TREE sind eine klasse Amateurband, die man sich unbedingt merken sollte! Ein spitzenmäßiges Artwork, cooler Name, ein hervorragend selbst produziertes Debüt sowie eine derart abwechslungsreiche Mucke, dass dem Rezensenten nur eines übrig bleibt - nämlich respeltvoll den Hut zu ziehen. Das Münchener Quartet schafft mit einer packenden Mischung aus Prog Metal, ein wenig Doom und Melodic Death Metal Elementen ihr erstes Album "Comfort In Silence" mit neun Tracks über satte 70 Minuten Spielzeit hinweg absolut unterhaltsam ohne jeden Ausfall zu gestalten.

Denkt euch mal ne theoretische Mischung aus OPETH, NEVERMORE, PAIN OF SALVATION, FATES WARNING mit einem Schuss IN FLAMES und schon seit ihr auf dem gleichen Trip wie diese Underdogs, die seit 2005 zusammen spielen aber dermaßen souverän klingen, als seien sie schon zig Jahre im Business. Bereits das Soundbild ist sehr eigenwillig gehalten, mit unglaublich viel Dynamik und Charme (wenn dieser Begriff für eine Metalband überhaupt passend ist), egal Dryad's Tree zweifellos eine echte Stahlkapelle aber halt anderst als die anderen. Die vielen progressiven Stilmittel, mit Breaks sowie Temposchüben kombiniert mit episch dramatischen Parts sind hier nie reiner Selbstzweck oder diehnen egomanischen Bedürfnissen. Nein hier werden die teils recht opulenten Songs (zwischen 5 und 16 Minuten!) mit ausgefeilten Arrangements und gekonnten Spannungsbögen versehen, die den Hörer inensiv fesseln und immer wieder regelrecht manisch zur Repeataste greifen lassen.

Selbst mir, als bekannt notorischer Geschrei-Intoleranzler überzeugt der wechselweise cleane und dann wieder recht growlige Gesang von Sänger/Gitarrist Reinhard Klein, zumindestens in den meisten Momenten. Seine Stimme mit einem ähnlichen Timbre eines Mikael Akerfeldt (OPETH) ausgestattet, könnte zwar bei den etwas einfühlsameren Stellen sicher noch etwas mehr Ausdruck gebrauchen aber dies ist nicht so tragisch. Bei der großen Klasse des Songmaterials bzw. den vielen Highlights laß ich dass außen vor, und hey welcher Underdog ist schon gleich ganz perfekt?! Insbesondere auch bei der vielfältigen Gitarrenarbeit gelingt de schmale Spagat zwischen mächtigen meist dunkel gehaltenen Power (Thrash) Stkatto Riffs und klasse melodischen sowie unheimlich virtuos gehaltenen Soli. Diese Leads beinahe schon im Hardrock Style sind für diese Art Musik und dem stellenweise gebotenen Aggressionspotential schon sehr untypisch, paßt aber klasse zusammen und ist daher um so bemerkenswerter. Auch die zwar sparsam aber enorm wirkungsvoll eingesetzten Pianoparts sind klasse, neben dem gelungenen Intro "Source" ist dies bei "Clouded Emotions" mit diesen perligen Tastensounds und einer METALLICA-artigen Akustikgitarre a la "Fade To Black" zuhören, nach 6 Minuten anmutigen Spiels wird nochmal ordentlich Arsch getreten, da fliegt die Matte und kreisen die Gitarren. Bei "In These Moments" wummern wunderbar sanfte Hammonds zu eine irgendwie Flamencoartigen Akustik-Gitarrenthema mit gehauchten Vocals. Auf dem nachfolgenden "Captured In Perplexity" findet dann alle Bedächtigkeit ein abruptes Ende, denn da frönen Dryad’s Tree wieder ihrer dunklen Seite mit teils brachialem Sound, Breaks in Serie, hymnisch düsteren Gesang und gegen Schluss ein ausführlicher Gitarrenpart mit Leads zum Niederknieen. Aber auch 12-minütige Mammutstücke können diese Jungs mit fast schon beängstigend stimmigen Arrangements, packender Dynamik, wunderbaren Melodien, überraschenden Breaks, lazsiver Spielfreude sowie einem untrüglichen Gespür für atmosphärische Wechsel locker mit Leben versehen ohne dabei mit Füllern oder nichtssagenden Geleier bzw. Geniedel zu arbeiten. Den roten Faden nie aus den Augen verlierend marschieren diese talentierten Musiker gerade vorne weg, immer wieder verbunden mit gratilen akustischen Parts, die als passendes Gegenstück mit den energetisch-groovenden Bausteinen der Songs bestens harmonieren.

Das Album insgesamt braucht natürlich schon auch etwas Zeit um sich in seiner ganzen Klangbreite zu erschließen, der Begriff Sperrig trifft es allerdings nicht so recht, es ist vielmehr das sich Einlassen mit der entsprechenden Aufnahmefähigkeit, diese viele Ideen und Wendungen zu hören und entsprechend zu verarbeiten. Nimmt man sich diese Muse, dann garantiere ich für eine geballte Ladung voller Emotionen im steteigen Wechselspiel mit gesunder Härte sowie teilweise sogar derb-bösen Parts und so dürften hier Proger und Metalheads gleichermaßen ein sehr gut bestelltes Feld vorfinden. DRYAD’S TREE überzeugen mit "Comfort In Silence" bis auf kleine Schwächen beim Gesang auf vollster Linie, beherrschen ihre Instrumente, bieten ungewöhnliche Kompositionen auf einem sehr hohen musikalischen Niveau mit breitgefächerter Ausdrucksstärke, und werden hoffentlich noch viel mehr Hörer in ihren Bann ziehen. Die Scheibe ist auf der Band-HP für 10 € + Versand erhältlich und ein glasklarer Kauftip.

Comfort In Silence


Cover - Comfort In Silence Band:

Dryad´s Tree


Genre: Power Metal
Tracks: 9
Länge: 69:6 (CD)
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