by Markus Mai
TIPP
Auf sämtlichen der 15 enthaltenen Kompositionen überzeugt besonders dass abwechslungsreiche Songwriting sowie die handwerklichen Fähigkeiten einer ungewöhnlich kreativen Band, dies diesmal nocheinmal eine Schippe drauf gelegt hat und den aufgeschlossenen Hörer auf über 70 Minuten gebannt nicht mehr vom CD-Player wegläßt. Stilistische Grenzen, eingeengte musikalische Horizonte oder genreübergreifende Berührungsängste sind für A_liFe [DivideD] absolute Fremdwörter - diese Band hat tatsächlich ihren ganz eigenen Sound geschaffen. Floskeln wie "klingt nach "xy" sind hier ziemlich fehl am Platz. Am ehesten helfen da noch (aber nur als grobe Orientierung) vielleicht Bandreferenzen die locker von DEPECHE MODE, MASSIVE ATTACK über LINKIN PARK hin zu modernem Metal wie DEVIN TOWNSEND reichen. Die hier immer mal wieder eingestreuten Wavebestandteile wirken nie zu poppig oder flach sondern entwickeln in Verbindung mit den modernen Metal-Riffs sowie einem fast schon ungestümen Power Drumming eine ungeheure Energie, man kann sich dieser Reise voller packender Melodien und melancholischer Atmosphäre, bei der pathetische Balladen auf Industrial treffen, eigentlich garnicht entziehen. Meistens haben solche Bands die versuchen heftige Gitarrenwände mit ebensoviel Elektronik zu verbunden die Schwierigkeit weder Fisch noch Fleisch zu sein und daher aufgrund (zu vieler) Kompromisse auf Dauer keine passende Mischung zu schaffen, die Fans beider Lager gleichermaßen zufrieden stellt. Dieses Problem haben A_liFe [DivideD] zu keiner Sekunde - hier werden Metaller und (Dark) Waver ihre Seelenheil zusammen finden und gemeinsam in der ersten Reihe vor der Bühne die Köpfe kreisen lassen. Als Anspieltipps sind neben dem klasse episch-dramatischen "Some Kind Of Grey", die rotzige Abgehnummer "Hand Of Healing" noch die beiden Schlußtracks "Matter Of Sight" mit monumentalen Streichereinsatz und weiblichem Gegenpart sowie "City For Help" mit einfühlsamer Chorbegleitung zu nennen. Die 12 EUR plus Porto für "Far" über die HP der Band lohnt sich in jeder Hinsicht: man bekommt 72 Minuten faszinierende Musik mit einer satten Produktion und gelungener Aufmachung.