Review:

Far

(A Life Divided)

TIPP
Nach über zwei Jahren geht es endlich weiter mit einem neuen Hammerwerk der Band mit diesem coolen Namen und vor allem dessen absolut einmaliger Schreibweise - A_liFe [DivideD]. Nach dem äußerst starken Vorgängerwerk "Virtualized" und den durchweg positiven Reaktionen aller Orten hätte die logische Konsequenz eigentlich nur ein Plattendeal sein müssen, aber leider weit gefehlt - die trendanbiedernde Musikindustrie aber auch die zahlreichen Underground Labels haben hier wiedereinmal selig geschlafen. Egal, auch die Jungs selber haben sich davon offenbar nicht unterkriegen lassen und mit "Far" gleich ein weiters Highlight rausgehauen. Das Artwork erinnert mich etwas an ältere RUSH Alben, musikalisch führt dieser bayerische Sechser, zwar weniger progressiv als die Kanadier, aber durchaus ähnlich eigenständig, den eingeschlagenen Weg des Vorgängers konsequent weiter fort: Heftig-wuchtige Metal Riffs treffen hier auf elektronische Sounds/Programming in Verbindung mit hymnisch-bombastischen Arrangements und ein toller Sänger Jürgen Plangger der sowohl die vielen melancholisch-düster tragenden Elemente als auch die etwas weniger vorkommenden Shouter/Growl-Parts zielsicher ins Mikro singt.

Auf sämtlichen der 15 enthaltenen Kompositionen überzeugt besonders dass abwechslungsreiche Songwriting sowie die handwerklichen Fähigkeiten einer ungewöhnlich kreativen Band, dies diesmal nocheinmal eine Schippe drauf gelegt hat und den aufgeschlossenen Hörer auf über 70 Minuten gebannt nicht mehr vom CD-Player wegläßt. Stilistische Grenzen, eingeengte musikalische Horizonte oder genreübergreifende Berührungsängste sind für A_liFe [DivideD] absolute Fremdwörter - diese Band hat tatsächlich ihren ganz eigenen Sound geschaffen. Floskeln wie "klingt nach "xy" sind hier ziemlich fehl am Platz. Am ehesten helfen da noch (aber nur als grobe Orientierung) vielleicht Bandreferenzen die locker von DEPECHE MODE, MASSIVE ATTACK über LINKIN PARK hin zu modernem Metal wie DEVIN TOWNSEND reichen. Die hier immer mal wieder eingestreuten Wavebestandteile wirken nie zu poppig oder flach sondern entwickeln in Verbindung mit den modernen Metal-Riffs sowie einem fast schon ungestümen Power Drumming eine ungeheure Energie, man kann sich dieser Reise voller packender Melodien und melancholischer Atmosphäre, bei der pathetische Balladen auf Industrial treffen, eigentlich garnicht entziehen. Meistens haben solche Bands die versuchen heftige Gitarrenwände mit ebensoviel Elektronik zu verbunden die Schwierigkeit weder Fisch noch Fleisch zu sein und daher aufgrund (zu vieler) Kompromisse auf Dauer keine passende Mischung zu schaffen, die Fans beider Lager gleichermaßen zufrieden stellt. Dieses Problem haben A_liFe [DivideD] zu keiner Sekunde - hier werden Metaller und (Dark) Waver ihre Seelenheil zusammen finden und gemeinsam in der ersten Reihe vor der Bühne die Köpfe kreisen lassen. Als Anspieltipps sind neben dem klasse episch-dramatischen "Some Kind Of Grey", die rotzige Abgehnummer "Hand Of Healing" noch die beiden Schlußtracks "Matter Of Sight" mit monumentalen Streichereinsatz und weiblichem Gegenpart sowie "City For Help" mit einfühlsamer Chorbegleitung zu nennen. Die 12 EUR plus Porto für "Far" über die HP der Band lohnt sich in jeder Hinsicht: man bekommt 72 Minuten faszinierende Musik mit einer satten Produktion und gelungener Aufmachung.

Far


Cover - Far Band:

A Life Divided


Genre: Electro Metal
Tracks: 15
Länge: 72:24 (CD)
Label: .
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