Konzert:

Wayne Hussey & Ashton Nyte auf "Salad Daze"-Tour - Köln, MTC Club

Konzert vom 04.09.2019

Kaum hat meteorologisch der Herbst begonnen, steigt nicht nur die Anzahl der Indoor-Konzerte, sondern auch ein wenig das Bedauern angesichts des erneuten Herannahens der dunklen Jahreszeit. Da erscheint es nur passend (und obendrein auch ein probates Gegenmittel gegen zu viel Trübsal), dieses die ersten windigen Herbstschauer begleitende Gefühl leichter Melancholie auch musikalisch zu untermalen – und was wäre besser dazu geeignet, als düsterrockige Klänge im akustischen Gewand? Zu einem solchen hatte sich THE MISSION-Frontman Wayne Hussey anlässlich der Veröffentlichung seiner Autobiographie „Salad Daze“ entschlossen und der zugehörigen Akustik-Solo-Tour entsprechend denselben Namen gegeben. Als kongenialen Support mit ins Boot geholt wurde mit Ashton Nyte (THE AWAKENING) ein alter Bekannter, der Hussey bereits auf einer früheren Tour mit THE MISSION erfolgreich begleitet hatte.

 

Im Bühnenraum des MTC im Kölner Süden war vom draußen anbrechenden Herbst nicht viel zu spüren – im Gegenteil, die schon von vornherein recht hohe Innentemperatur stieg gemeinsam mit der Zuschauerzahl konsequent an und erreichte bald ausgesprochen tropische Ausmaße. Den ersten Besuchern stand bereits der Schweiß auf der Stirn bevor auch nur ein Musiker die Bühne betreten hatte. Um 20:45 Uhr war es schließlich so weit und Ashton Nyte betrat die mit reichlich Gitarren bestückte Bühne, nachdem er sich zuvor – in weiser Voraussicht und nach einschlägiger Erfahrung vom Tourauftakt am vorangegangenen Abend – seiner Lederjacke entledigt hatte. Der mittlerweile in den US-lebende gebürtige Südafrikaner eröffnete sein Set stimmungsvoll mit „Other Ghosts“ vom aktuellen Album „Chasm“, gefolgt von „Indian Summer Rain“ vom Vorgängerwerk, dem die rein akustische Instrumentierung ausgesprochen gut zu Gesicht stand. Manchmal braucht es eben tatsächlich nicht mehr als einen Mann und seine Gitarre – oder mehrere Gitarren, darunter auch eine zwölfseitige. Hinten denen sich theoretisch übrigens auch hervorragend eine ganze Band verstecken kann, wie man an diesem Abend aus einer selbstironischen Anspielung des Singer / Songwriters auf seine Arbeit unter einem Bandnamen lernte: „This is another song by THE AWAKENING – the rest of the band is over there. As you can see, they´re hiding behind the guitars. It´s a good place to hide!“ Dass mehrere Musiker nicht zwingend nötig sind, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen und eine außergewöhnliche Stimmung zu schaffen, bewies Nyte mit seiner dunkel-samtigen Stimme im Laufe des Auftritts mühelos. Nach „Upon The Water“ und „About You“, beide von THE AWAKENING, folgte mit „Jennifer“ ein Ausflug in Sologefilde, bevor es mit „Amethyst“ wieder zurück zu THE AWAKENING ging.  „Back To Wonderland“ vom neuen Album ging auch in akustischer Gewandung gut nach vorne, bevor das Set nach etwas über einer halben Stunde mit zwei Klassikern schloss, die selbstverständlich nicht fehlen durften: das düstere Simon & Garfunkel-Cover „The Sound Of Silence“ und „The Dark Romantics“. Ashton Nyte durfte sich über ein ausgesprochen enthusiastisches Publikum freuen, das ihn zurecht feierte wie einen Headliner und eindeutig nicht das Geringste gegen eine Verlängerung seines Auftritts einzuwenden gehabt hätte (Songs wie „Shore“, „Gave Up The Ghost“ und „Shadows In The Dark“ hätten in ein Akustikset sicherlich hervorragend gepasst), wenn der Zeitplan es denn zugelassen hätte.

 

Nach einer kurzen Pause, die so mancher Konzertgänger nutze, um seine Lungen draußen zumindest kurz mit frischer Luft zu füllen, bevor man sich wieder in den saunaähnlichen Bühnenraum stürzte, ging es um 21:45 Uhr weiter und Wayne Hussey betrat die nun mit lichterkettengefüllten Weinflaschen dekorierte Bühne. Der Brite fackelte nicht lange, sondern legte nach einem kurzen „Hello, that is all I´m saying“ direkt los, schließlich galt es, sein mittlerweile über dreißigjähriges musikalisches Wirken auf die Länge eines Konzertabends zu komprimieren. Mit „From One Jesus To Another“ fiel der Startschuss für einen zweistündigen Marathon, im Gegensatz zu Nytes Auftritt teilweise verstärkt durch eine vom Band kommende, ergänzende Instrumentierung, die eine ganze eigene Stimmung erzeugte. Mit dem wunderbaren „Love Me To Death“ ging es gleich im Anschluss zurück zu den Anfängen von THE MISSION, es folgte eine stimmungsvolle, sich zunehmend steigernde Version von „That Tears Shall Drown The Wind“. Mit am Start war auch das von den Klängen einer Spieluhr eingeleitete „My Love Will Protect You“, das Hussey mit einem Projekt zugunsten obdachloser Kinder veröffentlicht hatte und das laut seiner eigenen Aussage überdies das erste Lied gewesen sei, dass er an der Ukulele geschrieben habe. Die an den hilfreichen Bühnengeist gerichtete Bitte „Hand me the ukulele, please!“ wurde offensichtlich im Publikum an zumindest einer Stelle missverstandenen, wie die aus der Menge gerufene Frage „What lady?!“ belegte. Grinsender Kommentar Wayne Hussey: „I didn´t say lady, I said `ukulele, please´. Those days are long gone… just kidding.“ Neben der besagten Ukulele und einer Vielzahl von Gitarren kam auch ein Stagepiano zum Einsatz, auf dem Hussey bei „Dragonfly“ und „Naked And Savage“ versiert in die Tasten griff, auch wenn er kurzzeitig mit Rückkopplungen zu kämpfen hatte. Die intime Atmosphäre im MTC ermöglichte einen deutlich direkteren Austausch mit dem Publikum als größere Veranstaltungen, was sich auch in der Ankündigung von „Like A Child Again“ niederschlug: „This song is for Carmen. Carmen and Armin. It´s your wedding song. It´s …. `Never Again´!“ Allgemeines Gelächter im Raum. „No, I´m joking, it´s `Like A Child Again´.“ Die Menge vor der Bühne ließ sich vom allmählich knapp werdenden Sauerstoff nicht aufhalten und sang konsequent mit, auch wenn dem tänzerischen Ausdruck der einen oder anderen entsprechend geneigten Zuschauerin aufgrund der beengten Verhältnisse gewisse Grenzen auferlegt blieben, und so arbeiteten sich Hussey und sein Publikum munter durch Zeit und Material. Aber auch wenn die Auswahl an zur Verfügung stehenden Liedern noch so groß ist, gibt es zwangsläufig den einen oder anderen Song, der auf keinen Fall fehlen darf, und dazu zählten in diesem Fall die The Mission-Klassiker „Butterfly On A Wheel“ und „Wasteland“, wobei Hussey letzteres in ein munteres Medley verwandelte, welches auch Neil Young´s „Like A Hurricane“ und Patti Smiths „Dancing Barefoot“ beinhaltete – beide wurden bis zum Schluss aufgehoben und bildeten die erste Zugabe. Nach deren Ende begann der hintere Teil des Publikums bereits, in Richtung Ausgang zu strömen in der Annahme, der Spaß sei vorbei – schließlich war es schon spät und Wayne Hussey hatte weit über 1,5 Stunden gespielt –, doch als alter Hase im Geschäft hat man meist noch ein Ass im Ärmel und so folgte noch eine zweite Zugabe, bevor nach „Swan Song“ und einer Spielzeit von vollen 2 Stunden dann tatsächlich Schluss war und die gleichermaßen erhitzte wie erschöpfte Zuschauermenge den Musiker unter lautstarkem Applaus in seinen redlich verdienten Feierabend entließ.



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