Review:

Up

(Peter Gabriel)

Mein Gott, richtig alt ist er geworden, er sieht fast schon ein bisschen weise aus mit seinen schütteren, grauen Haaren, wären die noch etwas länger der gute PETER GABRIEL hätte sicher auch als Zauberer im Kinohit "Herr der Ringe" mitmischen können. Seine Musik ist allerdings wie immer irgendwie zeitlos ausgefallen und läßt zum Glück jede Anbiederung an die Moderne bzw. Trends vermissen. Was aber nicht heißen soll, daß es hier etwa altbacken zugeht. im Gegenteil, denn Gabriel hat hier wieder einmal tief in die Klangkiste gegriffen und in seinen 10 neuen Songs viele unterschiedlichste Sounds sowie Instrumente aus den 70ern zusammen in eine moderne Produktion verpackt, so daß ein stimmiges kleines Gesamtkunstwerk entstanden ist.
Sicher, viel Zeit hat er sich mit "Up" gelassen, denn über 10 Jahre ist es nun schon wieder her, daß er seine immer noch zahlreichen Fans mit "Us" beglückt hatte. Jetzt bietet uns dieser Klangkünstler ein neues Werk, daß sicherlich nicht ganz einfach und in jeder Stimmungslage anzuhören ist aber von Kopfmusik im engeren Sinne kann man trotzdem nicht sprechen. Es lohnt sich auf jeden Fall in den tiefen Klangkosmos des ehemalige GENESIS-Frontmannes einzutauchen. Auf "Up" wird größtenteils ruhigere durchaus auch melancholisch angehauchte Kost geboten (ohne aber gleich zu depressiv zu wirken) bei dem mit einer Ausnahme lauter kleine sieben bis acht Minütige Kunstwerke dargeboten werden, die teilweise mit einer wirklich einzigartigen atmosphärischen Dichte und Tiefe aufwarten, die den aufgeschlossenen Zuhörer zunehmend mehr fesseln. Die wirklich beinahe schon mainstreamige Single "Barry Williams Show" (tolles Video übrigends!), eine recht zynische Abrechnung mit dem Talk-Show-Wahn, stellt sich dabei als totaler "Ausreißer" dar und ist absolut untypisch für die übrige Musik auf dieser CD. Hier wummern die Bässe, es looped an allen Ecken & Kanten, die Beats sowie das Schlagzeug wühlt sich kraftvoll durch die Songs, es fließen die Keyboardsounds bzw. Mellotron und Samples ergänzen sich zu einem Klangspektrum, der sich bei einigen Tracks nicht sofort, bei manchem vielleicht nie, erschließt. Beinahe schon etwas zu experimentell bzw. wie Soundtrackmusik geht es auf "Up" zu, sicherlich nicht jedermanns Geschmack, sollte man sich vorher erstmal anhören. Diese Musik trägt den ganz persönlichen Charakter von Peter Gabriel, der immer noch eine großartige Stimme besitzt, die auch als verbindendes Element das Album zusammenhält bzw. hindurch führt. "Up" bietet anspruchsvolle und intelligente Popmusik in einer recht düsteren beinahe schon schweren Stimmung, die zwar ab und zu mal durch etwas eingängigeren Passagen ("More Than this") aufgelockert wird aber insgesamt nie von ihrem düsteren Grundtenor abweicht. Nicht schlecht, aber für’s nächste mal wünsche ich mir bitte wieder etwas mehr positive Musik und ein paar dieser genialen Pop-Rocksongs wie "Sledgehammer", "Solsbury Hill", "Games without Frontiers" oder "Shock the Monkey".

Up


Cover - Up Band:

Peter Gabriel


Genre: Pop
Tracks: 10
Länge: 66:46 (CD)
Label: EMI - Virgin
Vertrieb: EMI - Virgin