Konzert:

Rock Harz Open Air 2013

Konzert vom 11.07.2013Das Rock Harz Festival wurde 1993 völlig unbedarft gegründet – Anfangs mit dreistelligen Besucherzahlen, einer Gesamtlaufzeit von 6 Stunden und wenig Open Air – aber wie erwähnt vor 20 Jahren. Im Jahr 2013 sieht der Spaß schon völlig anders aus: Besucherzahlen von jenseits der 10,000, 2 Bühnen, Top-Acts wie ACCEPT, KREATOR, AVANTASIA, ICED EARTH oder J.B.O., und einem großen Gelände in Ballenstedt, nahe der „Teufelsmauer“ (ein Stein auf einem Berg, aber dazu später mehr) und einer Running Order ohne jegwelche Überschneidungen (womit ihr absolut alle Acts sehen könntet) – aber hallo!



Mittwoch 10.07.2013

Anreisetag ist hier Mittwoch – und Anreisetag ist nicht zu viel gesagt, denn das gar nicht so kleine Gelände im Harz war bereits Abends quasi komplett mit Autos, Zelten, Pavillons und vorfreudigen Metal- und Rock-Fans gefüllt. Mit ein wenig Stau sollte man zwecks einer einzigen Zufahrt zum Gelände aber rechnen – irgendwie müssen die Menschenmassen schließlich durch das beschauliche Dorf.



Donnerstag – 11.07.2013

Donnerstag geht der Spaß aber dann richtig los. In den Morgenstunden öffnet das Gelände über einen einzigen Eingang, welcher durch den obligatorischen „Day 1“-Ansturm natürlich ziemlich voll war: Jeder muss sich natürlich Gelände, Merch-Stände und Fressbuden zu Gemüte führen. Durch die relativ fix agierende Orga stellte die sonst gerne als Sollbruchstelle prädestinierte Eingang allerdings kein großes Hindernis dar, da sich die Besucher im Laufe des restlichen Festivals recht homogen über den Tag verteilten und somit lange Wartezeiten am Eingang nur zu extremen Stoßzeiten zu erwarten waren (dann sprechen wir hier von 10 bis 15 Minuten).



Den musikalischen Einstieg machten dann die GRAILKNIGHTS gegen 14:00h – und wer die Truppe kennt weiß, dass das eigentlich immer ein guter Anfang ist. Die Jungs machten bei ihren 40 Minuten zwar wie erwartet mehr Show und Party als Musik (5 Songs waren es, darunter natürlich „Moonlit Masquerade“ und „Gladiators“), durch das übliche „Band und Battlechoire gegen den üblen Dr. Skull“ ist das aber absolut kein Problem – vorausgesetzt man steht auf Mitgröhlen, „GRAILKNIGHTS Battlechoire? Yes Sire!“-Geschreie, ein gratis Bierfass und einen Crowd-Surfenden Dr. Skull direkt von der Bühne. Aber mal unter uns: Wie kann man das nicht geil finden? Das sahen die Anwesenden natürlich genau so und feierten die Truppe aus Hannover auch sehr gebührend.




Weiter ging es bei mir mit VADER Abends gegen 18:20 – Death Metal aus Polen. Die Show bot an sich nicht viel mehr als sauber gezockte Musik – weder Bühnenbild, noch Menge oder Interaktion der Crowd war in irgendeiner Form erwähnenswert (es sei denn man wundert sich, dass bei „Reborn In Flames“ Köpfe rotieren). Konnte man sich geben – musste man aber offensichtlich nicht.



Mit ein wenig mehr furiosem Geballer spielten dann einige Stündchen später KREATOR mit ihrem Ruhrpott-Trash und füllten das Festivalgelände auch richtig Headliner-mäßig – dicke Lightshow im Dunkeln, diverse Pits & Aufrufe zum Eröffnen solcher und eine gemischte Songauswahl (wir sprechen von „Phobia“ über „Warcurse“ bis zu „Flag Of Hate“ als Outro) die so einige Köpfe zum Rotieren brachte.



Freitag – 12.07.2013

Das Rock Harz Open Air 2013 ging am Freitag dem 13.07.2013 in seine zweite Hälfte über – übrigens mittlerweile bei strahlendem Sonnenschein.


An dieser Stelle sei einmal das Gelände zu erwähnen – denn über dem Flugplatz Ballenstedt befindet sich die „Teufelsmauer“, eine fragmentierte Felswand die sich durch die Region zieht. Zugegeben, „Stein auf einem Berg“ ist ein wenig zu uncharmant ausgedrückt: Der imposante Felsblock bietet nämlich (nach besteigen selbiges) einen großartigen Blick auf Gelände & Umgebung und stellte daher ein beliebtes Ausflugsziel für die Metaheads dar denen nach ein wenig Abwechslung zum Geballer unten war.



Musikalisch ging es für mich gegen halb 1 mit ORDEN OGAN los, einer Band die ich erst vor relativ kurzer Zeit für mich entdeckt habe. Die Truppe aus dem Sauerland kommt zwar fürchterlich kitschig auf die Bühne, zockt aber einen sehr ordentlichen Melodic Metal der auch (trotz Frühstücks-Zeit) diverse Mitstreiter fand die Spaß daran fanden alte wie neue Songs von ihrer aktuellen Pressung („To The End“) mitzusingen – ein guter Start!



Neben nicht weiter erwähnenswerten Party-Acts (...womit ich die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS meine) kam gegen halb 4 ein kleines Highlight auf die Stage – ARKONA, der russische Pagan-Metal und (so behaupte ich!) die heimliche Wikinger-Schwester von Angela Gossow von ARCH ENEMY. Wer die Band nicht kennt: Klischee-Pagan mit Folk-Elementen und Leinenhemden, aber dafür mit weiblicher Frontfrau. Ich meine, man versteht ob der Sprache kein Wort – aber durch den fließenden Wechsel zwischen sehr cleanem, melodischen Folk-Gesang und brutalem Growl sowie dem Einsatz von dicken Endstufen neben traditionellen Instrumenten ist das Zeug auf Platte schon wahnsinnig gut. Live war es dann auch ebenbürtig: Zwar war erwähnte Frontfrau zwecks gebrochenem Englisch wenig redefreudig, hatte dafür aber umso mehr Zeit einen Song nach dem anderen raus zu kloppen – und erntete (neben der erschrockenen Blicke der Mitgeschleiften nicht-Kenner) viel Applaus und Begeisterung. Der staubige Moshpit gab mir da übrigens recht.



Weiter in härteren Gefilden ging es dann bei ALESTORM – und das leider wohl etwas enttäuschend, da offenbar das Mixing derart bescheiden war, dass Gesang unter- und Drums total überbetont waren. Ansonsten erfüllte die Band wohl die Erwartungen – jedenfalls bei dem was man hörte (einen Dank an meine Mitcamper für den Bericht, ich selber habe es professionell verschlafen).



Wieder voll anwesend war ich dann bei ELUVEITIE, die Band die die ganze Bühne für die Anzahl an Musikern braucht und entweder mit sehr atmosphärischem Pagan oder Schlaftabletten überzeugt. Im Falle des Rock Harz ging der Fokus eher in Richtung des überzeugenden Pagans, wenngleich die Band meiner Meinung nach einfach an der schieren Zahl der Instrumente live scheitert – zu den Folk-Anteilen der Musik geht die Menge in Punkto Headbanging und co. dann doch eher zäh von der Hand. Dennoch versuchte sich Frontmann Chringel recht erfolgreich Stimmung zu machen – und außerdem ist die Band auch so einfach gut.



Direkt im Anschluss spielten ICED EARTH, für mich seit ihrer Abschlusstour das erste mal mit neuer Stimme in Form von Stuart Block – und das ging definitiv in den korrekten Gehörgang (allerdings erst nachdem das Mikro am Anfang ausfiel und dann kurze Zeit später wieder ging). Sängerwechsel sind bekanntlich eine kritische Sache, doch der neue Frontmann wusste vom Sound bei altem wie neuem Material so zu sagen volles Pfund zu überzeugen.


Gefolgt wurden sie von Mit-Headliner ACCEPT, welche zusätzlich eine ganze Menge Besucher mehr anlockten und mit ihrem fast 1 ½ Stunden langen Set die Stimmung noch einmal ordentlich anregten – zugegeben, die Möglichkeiten was Bühnen- und Lichtshow angeht waren auch breiter gefächert als bei den früher spielenden Acts, aber vermutlich hätten „Princess Of The Dawn“ und „Balls To The Wall“ auch bei Tageslicht eine Menge Spaß gemacht.



Samstag – 13.07.2013

Irgendwie kam langsam der Eindruck auf, dass die besonders starken Acts zu unpopulär platziert sind: Zu absoluter Frühstücks-Zeit um 12 Uhr rum spielten nämlich die aus der Oberpfalz stammenden Jungs von AKREA mit ihrem bei den Fans doch sehr geschätzten und gefeierten Melodic Death und knüppelten neben Songs der bestehenden Alben (inkl. „Tribok“ und „Meteor“) auch einen Song vom in Kürze erscheinenden 2013 Silberling „Stadt Der Toten Träume“ runter. Musikalisch wie menschlich waren AKREA ein ziemliches Highlight: Mit sichtlichem Spaß am Spielen wurden die Songs gezockt und die Menge durch die Gegend gewirbelt. Rockt!



Ein immer wieder interessanter Auftritt kam dann etwas später von VAN CANTO. Wem das Projekt nichts sagt: A-capella trifft Metal. Zugegeben, ich finde A-capella immer mehr als seltsam anzuschauen und zu hören, aber sich VAN CANTO anzuhören macht dennoch Spaß, erst Recht wenn dann NIGTHWISHs „Wishmaster“ oder IRON MAIDENs „Fear Of The Dark“ gecovert werden – dann juckt es nämlich auch keinen mehr, dass da gerade nicht das Original mitgegröhlt wird.



Danach folgten für mich persönlich allerdings die erwarteten Perlen des Festivals: ENSIFERUM ballerten in gewohnter Qualität und Härte alles das durch die Verstärker was die Fans hören wollten – von Klassikern wie „Iron“ bis zu neuen Titeln wie „Burning Leaves“. Eigentlich muss man zu der Band nicht viel sagen, denn was will man hier falsch machen?



Wem das genug Ernsthaftigkeit war, der wurde um 19:35 mit J.B.O. belohnt. Nicht, dass das eine große Überraschung auch für jene war, die die Running Order nicht kannten – die Menschen in knallpinker Kutte die bereits den ganzen Tag rumliefen waren irgendwo ein Indikator. Und da ich zu den Leuten gehöre die den Spaß-Metal der Jungs ziemlich feiern kann war ich durchaus zufrieden mit dem Auftritt – „Bolle“ und „Gehn Mer Halt Zu Slayer“ als Tribut an den verstorbenen Jeff Hanneman sind ja schon ziemlich cool, aber ein fröhlich vom der Menge geflötetes „Ein Guter Tag Zum Sterben“ war dann das Sahnehäubchen – das sind eben „Verteidiger Des Wahren Blödsinns“ in Reinkultur.



Einer der offensichtlichen Mega-Acts in Form von AVANTASIA fand von mir dann allerdings nur noch wenig Gegenliebe - was aber nicht mal am Inhalt lag. Denn: Die Band hat eine große Fangemeinde und es sollte ja immerhin die einzige Deutschland-Show in 2013 bleiben. Auch das Hinzuholen von Gastmusikern wie Mr. Michael Kiske (ex-HELLOWEEN, UNISONIC), die riesige Light- und Bühnenshow sind definitiv cool – aber müssen es 2 Stunden Spielzeit zu Lasten anderer Acts sein?



Um das zu illustrieren schauen wir uns das Follow-Up in Form von (Vorsicht, Stilbruch!) FINNTROLL an – hier war es nicht nur relativ leer, sondern auch relativ tot. Ich will es nicht an 2 Stunden Spielzeit einer Band aus einem völlig anderen Genre vorweg schieben, es war immerhin nach 12 Uhr Abends an einem Samstag nach 2 Tagen Festival, aber sinngemäß einem Act wie FINNTROLL die übrig gebliebenen Fans als „After Headliner Show“ hinzuschieben fand ich leider etwas seltsam geplant. Leider war die Stimmung bei FINNTROLL auch nicht ansatzweise so gut wie erhofft.




Sonstiges:
Es gab leider totales Chaos bei der Abreise (2 Stunden Rundreise mit dem Auto bis wir vom Gelände waren, da keinerlei Einweiser auf dem Gelände, just am (einzigen) Ausgang waren.
Preise für Bier und Essen in Festival-Norm, genug Auswahl, Essen von Grillgut bis Vegan alles vertreten.
Sehr positiv zu erwähnen: Extrem viele und immer sehr saubere Dixis und Sanitäranlagen, ich habe an keinem Chemie-Klo eine Schlange gesehen – Top!



Fazit:

Musikalisch wie organisatorisch muss man, von einigen kleinen Problemchen bei Sound und Abreise angesehen, das Rock Harz einfach loben. Mit einer ordentlichen Anzahl und Auswahl an Acts, dem super Konzept ohne Überschneidungen sowie der guten Orga auf dem Camping- und Festivalground war das Rock Harz 2013 schon ein Highlight in meiner 2013er-Saison!




Fotos: Florian Stangl

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