Interview:

2004-07-09 Vehemence

Band anzeigen
Nicht wirklich dem Band-Namen entsprechend legte Meister John Chavez von VEHEMENCE mäßiges Tempo beim Beantworten der Fragen vor. Letztlich aber klappte dennoch alles mit dem Nachbarn aus Phoenix/ Arizona. Genau wie mit der neuen Scheibe "Helping The World To See", die außer unserem Kollegen und Rezensenten Lars Heitmann jeder mag. Und die die Band mit Will Solares (Open Primary Productions) aufnahmen und produzierten - dem Nann, der auf "God Was Created" auch schon als Assi-Ingenieur dabei war.InterviewStell uns doch die Band mal vor.


VEHEMENCE legte 1995 los, mit Nathan als Sänger und Gitarrist Scott Wiegand. Letzterer entwarf auch das VEHEMENCE-Logo. Beide hatten die Vision, old-school-Einflüsse zu vertonen: frühe Pyogenesis, Carcass, Gorefest, oder alte Hypocrisy … Als zweiter Gitarrist kam dann Bjorn Dannov dazu, die kannten sich sowieso von der Schule oder irgendwie anders alle untereinander. Nach den ersten Demos (noch mit Drumcomputer) wurden Drummer Andy Schroeder und Bassist/ Sänger Mark Kozuback von einer lokalen Punk-Metal-Band abgeworben, passte auch prima. Das erste, selbst-veröffentliche Album namens "The Thoughts From Which I Hide" kamm dann 2000, Scott Wiegand war aius persönlichen Gründen schon nicht mehr dabei, als es herauskam. Ich kam im Januar 2000 dazu. Und für unser Material interessierte sich Metal Blade. Sie beobachten uns schon seit unserer ersten Veröffentlichung und auf unserer 15-Tage-Tour, die wir selbst an den Start brachten. Im January 2002 unterzeichneten wir endlich einen Deal.



Der uns ja "God Was Created” bescherte. Und eben die neue Scheibe. Death Metal mit vielen Varianten und sogar ein bisschen Stoner Rock ("Spirit Of The Soldier"). Oder?


Das neue Album besitzt sehr energische Songs, progressive Gitarren und ist dennoch ein absoluter " straight forward death metal release". Ich würde uns durchaus dennoch als melodische Death-Metal-Band bezeichnen, weil wir zwar vocal-mäßig den brutalen Stil fahren, darunter aber diese typischen Melodischen Gitarren spielen. Ganz viele andere Bands machen das nicht, normal gibt’s "screaming vocals" und progressiv-melodische Gitarren, wie es meinetwegen In Flames oder At The Gates mach(t)en. Mit denen möchten wir auch nicht verglichen werden. Zu deinem Vergleich mit Stoner-Rock: Es ist eher ein rockiges Feeling, der Song gleicht fast einer Hymne. Dass wir viel im Mid-Tempo sind, hat auch seinen Grund: So findet man eher den Zugang, anstatt tausende Noten zu dechiffrieren.



Die Lyrics scheinen mir nicht gerade vehement das bestehende System zu unterstützen…


Stimmt. Themen sind unter anderem unheilbar Kranke und ihr Sterbe-Prozess, Terrorismus, einseitiges und extremistisches Christen-Fernsehen, Drogen, Verbrechen, Depression, Pädophilie in der katholischen Kirche, Probleme in der Familie.. Dazu passend hat Wes Benscoter wieder ein amtliches Cover gestaltet. Irgendwie fanden wir, es ist an der Zeit, ein realistisches Album zu machen und darin über die vergangene Dekade nach zu denken.



Denk doch mal über eure Tourneen nach. Und erzähl davon.


Ja. Da geht es auch eteas lustiger zu als im echten Leben. Als wir mit Incantation, Impaled, Decapitated, und Dead To Fall im Sommer 2002 unterwegs waren, geschah Folgendes. Wir packten eine Gummipuppe, mit der High-School-Kutte unserers Sängers bekleidet, unter den Tour-Van von Incantation - als über sie sie übergefahren hätten. Eine Art kleines Abschiedsgeschenk. Aber als sich die Sicherheitsbeamten nach einem ersten Schreck wieder eingekriegt hatten, knipsten sie erstmal lustige Erinnerungsfotos. Und Incantation haben die Puppe behalten, man kann sie schließlich zu vielen Sachen benutzen, hähä. Außerdem bedeuten uns die Tourneen mit Testament und Nuclear Assault viel, eine regelrechte Ehre. Cool war auch die Tour mit Deicide, Amon Amarth, Behemoth, Revenge, bei der uns Metal einte über die kulturellen Grenzen hinaus. Und es gibt nichts Erstaunlicheres als Glen Benton zu beobachten, wenn er sich mit einem Promoter streitet oder eine Whiskey-Flasche direkt über den Köpfen der örtlichen Security zerdeppert.



In Deutschland seid ihr aber noch nicht gewesen.


Stimmt, aber wir planen, im April/ Mai 2005 rüber zu kommen. Interesse ist also schon da, zumal ihr so tolle Festiavls habt wie Wacken, Summer Breeze, Inferno (aha, alles in Europa ist in Deutschland quasi. Anm.- d. Verf.), Fuck The Commerce und und und. Ich denke, man muss nichts übereilen, wir sind erst zwei Jahre im Geschäft und ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.



Da werden eure Geschäftspartner sicherlich auch noch ein Wort mitzusprechen haben.


Das Label hilft uns, ohne dass wir uns dafür verbiegen müssen. Außerdem hat es einen weltweiten Vertrieb und alles in allem sorgen Metal Blade dafür, dass wir uns in Ruhe entwickeln können.



Ihr kommt aus Phoenx, Arizona. Wie sieht’s da Metal-mäßig aus und was machen meine ehemaligen Heroen, Sacred Reich.


Die Szene in Arizona wächst und wächst. Sie ist zwar im Vergleich zu L.A. oder New York winzig, aber die Fans hier befassen sich meiner Ansicht nach viel inniger mit der Musik. Zu Metal-Konzerten kommen immerhin 300 bis 500 Zuschauer. Es gibt hier einenKlub namens Metal Devastation, wo jede Woche as geht. Ja Sacred Reich kenne ich natürlich und ich habe auch alle ihre Platten. Mehr weiß ich aber nicht. Ach: Jason Newsted und seine damalige Band Flotsam & Jetsam sind auch von hier.



Arizona, das klingtr nach Wilden Westen und John Wayne….


Nun, Arizona befindet sich schon in der Wüste. Aber es ist nich wie Ägypten oder so. Wir haben trockene Hitze und so gut wie keine Feuchtigkeit. Den sechs Millionen Einwohnern geht es so ähnlich wie in Kalifornien, Und im Norden gibt es auch große Wälder. Außerdem gibt es hier jede Menge neue Städte, wo du nicht eine Zigarrettenkippe oder gar Müll auf der Straße findest. Europa ist, nachdem, was ich gehört habe. Die alte Welt, nichts ist neu, nichts fällt ab. Und wenn mal was kaputt geht, wird es sofort renoviert. Oder es wird sogar nachgebaut, um ihn einer schönen Umgebung zu leben. Wir werden es ja hoffentlich selber sehen im kommenden Jahr. Arizona hingegen hat keine besonders tollen Postkarten-Ansichten. Außer natürlich dem Grand Canyon, eines der Weltwunder.



Wo wir gerade bei der kleine Heimatkunde sind. Was gibt’s denn zu den USA zu sagen. Da hat ja jeder so seine Ansichten.


Amerika kann smart sein oder eben blöde - wie jedes andere Land eben auch. Deutschland wird der Verantwortlichkeit des Todes von Millionen Juden beschuldigt. Es wird von praktisch jeder Zivilisation dafür gehasst. Über China und Korea sollten wir uns alle Gedanken machen, sie tun nichts, sagen nichts und tragen Waffen, die sie früher von den Irakern kauften. Wie überall haben wir auch in Amerika verschiedene Typen von Menschen, von denen die Doofen in den Comedy-Shows veralbert werden - genau wie in Deutschland. Es ist wie es ist: Manche Länder sind herablassender als andere, bewerten Menschen lediglich nach Stereotypen. Wir müssen aber alle gemeinsam leben und Kriege irgendwann bekämpfen - und nicht immer nur schimpfen, was ein Land für die Menschlichkeit macht - oder eben nicht.




Promo 2004. Promo 2004. Promo 2002.