Interview:

2003-07-09 Suidakra

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Arkadius raucht eine und spielt eigentlich Gitarre, immer und ständig. Oder er isst aus Langeweile Eier. Aber jetzt muss er sich dann doch mal um die Promo-Arbeit für das neue Album "Signs For The Fallen" kümmern. Das am 26. Juli herauskommt.Interview Wieso, weshalb, warum? Wer nich nach der History und News fragt bleibt dumm.


Es war schon immer mein Traum eine Gitarre in der Hand zu halten und auf der Bühne zu stehen wie Angus Young, also haben wir die Band damals gegründet! Und wer hätte das gedacht, dass man neun Jahre später sechs Alben und einen Plattenvertrag hat und total süchtig nach Musik ist. Line-Up-technisch hat sich seit unserem letzten Release "Emprise To Avalon" nicht viel getan. Nach dem drehenden Bandkarussell 2001 wurde SUIDAKRA für mich so umstrukturiert, dass es für mich, als einzig übrig bleibendes Gründungsmitglied ein Neubeginn war. Deshalb auch der neue Schriftzug... Von diesem Zeitpunkt an gibt es ein konstantes Line-Up bei Suidakra. Lediglich Germano, der live die Gitarre übernahm und beim Songwriting nicht beteiligt war, hat die Band mit gegenseitigem Zugeständnis verlassen und Marcel, der einige Zeit lang aus dem Hintergrund agierte, ist wieder voll dabei. Warum wir nicht bekannter sind? Ich kann es natürlich nur vermuten, aber ich denke ein wesentlicher Faktor war die Tatsachen, dass wir drei Platten bei Last Episode herausgebracht haben und diese zu einem nicht die Möglichkeit hatten, uns bekannter zu machen und auf der anderen Seite war den das auch egal. Hauptsachen, die haben Kohle mit uns gemacht. Es gibt heutzutage noch so viele Leute in Deutschland, die auf uns zukommen und uns erzählen, dass sie uns erst vor kurzem entdeckt haben. Und vom Ausland will ich da gar nicht reden. So gesehen kannst du sagen, dass wir erst mit der letzten CD "Emprise To Avalon" unser Debut-Album im Ausland hatten.


Auf Last Episode scheint niemand wirklich gut zu sprechen zu sein. Für euch hat sich die Situation aber merklich gebessert.


Ich denke, es ist egal, welche Band du auf das Thema Last Episode ansprichst, du wirst immer die gleiche Antwort erhalten. Wenig Support, nicht bezahlte Rechnungen und und und.... Ich habe mich zu diesen Thema in der Vergangenheit schon so oft ausgelassen, da möchte ich nicht mehr all zu viel Worte verlieren. Wir sind auf jeden Fall mehr als froh, da weg zu sein. Momentan sind wir bei Century Media Records und glücklich. Da läuft alles, die Promo, die Leute sind nett, man hat wirklich das Gefühl, dass man vorankommt! Jetzt warten wir erst mal wie das neue Album ankommt und dann wird das Kapitel SUIDAKRA fortgesetzt.


Jetzt aber zum neuen Album "Signs For The Fallen". Ihr habt mit Meister Classen aufgenommen. Was gibt’s dazu zu sagen? Besondere Ereignisse?


Man hat ja nach jeden Release etwas an dem Sound einer Platte auszusetzen. So war das dann auch mit "Emprise To Avalon" Es war schon sauber produziert, aber im Nachhinein fehlte uns der gewisse Druck. So haben wir mit Andy telefoniert und sind der Sache auf den Grund gegangen. So entschlossen wir uns diesmal noch einmal ins Stage-One-Studio zu gehen. Nichts zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Andy mittlerweile unsere Arbeitsweise genau kennt und umgekehrt genauso. Wir hatten eine ganz genaue Vorstellung, wie die neue Platte sich anhören sollte und wir sind vollkommen zufrieden mit dem Endresultat. Es war diesmal eine sehr lustige und ausgelassene Atmosphäre, obwohl wir mit der uns zur Verfügung gestellten Zeit etwas in Bedrängnis gekommen sind, und deshalb ein komplettes Instrumental Akustikstück weglassen mussten. Aber die normalen Songs und der Sound hatten halt Priorität. Ansonsten haben wir viel Bier getrunken und oben ohne an der Hauptstrasse gesonnt und abends aus Langeweile Eier gegessen *g*!


Und was ist auf "Signs For The Fallen" zu hören? Mein erster Eindruck: Ihr bewegt euch ein wenig mehr in Richtung melodischen Death Metals.


Es war schon beim Vorgänger der Fall, dass wir uns immer mehr von den anfänglichen Black Metal Einflüssen entfernt haben, immer mehr in Richtung Death Metal. Somit haben wir diesmal mehr auf groovige Riffs gesetzt, wollten aber gleichzeitig nicht auf gewisse Atmosphäre, die meist durch den cleanen Gesang, Melodien und Akustik-Parts entsteht, verzichten. Ich würde sagen, dass es SUIDAKRAs innovativstes Werk ist, ohne dabei ganz abzudriften. Man kann dieses Album sehr oft hören und entdeckt immer neue Sachen. Meiner Meinung nach ist dieses Album langlebig und wird nicht so schnell langweilig. Lediglich die Folk-Einflüsse sind auf dem Album etwas mehr in den Hintergrund getreten, jedoch trotzdem vorhanden. In Sachen Kategorie tue ich mich da immer so schwer, so würde ich das Ganze eigentlich als Folk Metal bezeichnen. Oh, da hat sich einfach eine Menge getan, denn Musik ist nicht einfach ein Fliessbandprodukt. Ich sage immer: Das ist die Sprache meiner Seele. Und genauso, wie ich mich in den vergangenen neun Jahren als Mensch weiterentwickelt habe, so hat sich auch die Musik verändert. Je älter man wird, desto mehr wird man mit sowohl positiven als auch negativen Dingen des Lebens konfrontiert und das geht auch nicht spurlos an einem vorbei. Das spiegelt sich auch in der Musik wieder. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Weiterentwicklung: mit wem man zusammen diese Musik macht. Denn jeder Mensch bringt in irgendeiner Weise seine Persönlichkeit mit rein. Der eine mehr, der andere weniger. In der Vergangenheit war es oft so, dass fast alles von Marcel und mir übernommen wurde und dies irgendwann zur großen Last wurde. Nach dem Line-Up-Wechsel, wollte ich endlich mit Leuten musizieren, die sich vollwertig einbringen. Und dies ist auch der Grund, warum es SUIDAKRA heute noch gibt. Denn aus meiner Sicht ist diese Besetzung, auch unter dem Freundschafts-Aspekt , die beste die es jemals gab. Sonst hätte ich das Ganze auch gleich sein lassen können, denn immerhin ist es kein Job. Stilistisch ist es halt so, dass man auch als Musiker und Songwriter besser wird und dies trägt dazu bei, dass die Songs besser strukturiert sind. Man kann gewisse Akzente setzen und seine eigenen Ideen einfach besser umsetzen.


Noch mal zurück zur "Folklore"? Ich denke nicht selten an Robin Hood, wenn ich euch höre…


Helden in Strumpfhosen, was? Hahaha... Als Marcel 1995 in die Band eingestiegen ist, hat er diesen Einfluss mitgebracht, denn er hatte vorher in einer Irish-Folk-Band gespielt. Und diese Folksachen haben uns echt fasziniert, da man eine schöne Atmosphäre damit kreieren kann. Und da wir uns von Anfang an nicht auf eine Art von Musik festlegen wollten, war dies auch ein guter Einfluss, um die Songs so abwechslungsreich wie möglich zu machen. Wir wollte nie ein reines Knüppelalbum machen, da wir auch als Menschen nicht immer nur wütend sind ;-) Dieser Gegensatz uns einfach ermöglich uns in mehreren Weisen auszudrücken. Allerdings haben sich im Laufe der Zeit auch die musikalischen Einflüsse geändert, somit spiegelt jedes SUIDAKRA-Album eine gewisse Zeitspanne des Lebens. Wir sind in der Vergangenheit einfach offener geworden und haben mal hier und da mal über den Tellerrand geguckt. Das hat uns davor gerettet, uns selber zu kopieren.


Spielt Folk oder Fantasy denn textlich eine Rolle. Habt ihr wieder ein Thema wie Artus verwurstet? Hobby Robb vielleicht, den Rächer von Witwen und Waisen?


Nach zwei Konzept -Alben wollten wir auch dieses Mal etwas anderes machen. So sind wir auch von keltischen Mythologie abgewichen, da wir dieses Thema unserer Meinung nach ausgereizt haben. Bei "Signs For The Fallen" setzt sich Marcel, der für die Lyrics zuständig ist mit Dingen auseinander, die uns im alltäglichen Leben zu denken geben. Allerdings wird das Ganze schon in gewohnter Weise in Metaphern ausgedrückt, damit es nicht platt wirkt, sondern sich auch besser in die Musik einpasst. Marcels Art und Weise, die Lyrics zu schreiben, ist auf jeden Fall erkennbar. Es spielen dabei aktuelle Dinge im Weltgeschehen eine Rolle, wie z.B. "Crown The Lost" wo der Anschlag auf das "World Trade Center" Anlass war. Aber auch generelle Überlegungen über die Einstellung zum eigenen Leben spielen in den Texten (z.B. "A Vision´s Demise") eine Rolle.


Ihr kommt aus dem wunderschönen Monheim. Die Stadt ist mir so was von kein Begriff …


Eigentlich ist es erstaunlich: Monheim ist eine sehr kleine Stadt, aber es gibt im Bereich Musik sehr viel Aktivität. Als wir 1994 anfingen, war es noch viel krasser. Da kannten wir unzählige Bands, die hier Musik gemacht haben. Jeder spielte irgendwie in einer Band. Allerdings haben sich im Laufe der Zeit die meisten Bands aufgelöst. Unser Drummer Lars und Bassist Marcus, haben damals in einer Death-Metal-Band "Autumn Nostrum" gespielt, die es leider auch nicht gibt. Allerdings haben wir die Umstände genutzt und uns zusammengetan, um weiter Musik zu machen. Es gibt zwar nicht mehr so viele Bands, wie es früher der Fall gewesen ist und eine richtige Szene gibt es auch nicht, es gibt aber trotzdem noch Gute Bands wie "Still It Cries".


Und sonst so?


Nun ja... Monheim... Ist eigentlich nichts Besonderes. Eigentlich fühle ich mich nicht so wohl hier, würde lieber in ein Ort mit viel Natur hinziehen. Aber ich habe noch Glück, da ich weiter außerhalb direkt am Wald wohne, da bekomme ich nicht soviel mit ;-) Es ist schon erschreckend, wenn man sich mehrere Wochen in Bühne im Studio aufhält, wo man 20 Minuten mit dem Auto unterwegs ist, um die nächste Tankstelle zu finden, nur weil man ein paar Bier trinken möchte und dann plötzlich wieder hier ist und man der Übergang von einer zu nächsten Stadt nicht mitbekommt. Der Rhein war früher immer eine Gute Gelegenheit, um Partys zu feiern. Mitten in der Nacht brauchte man nicht mal Licht, denn auf der anderen Rheinseite befindet sich Bayer. Und das megafette Ding ist so hell, dass man alles sehen kann, selbst im Suff. Ehrlich gesagt ist das nicht das, was ich mir vorstelle, wenn ich an eine perfekte Heimatstadt denke. Marcus wohnt in Düsseldorf, ist halt ne Grossstadt, mehr muss man nicht sagen, aber er fühlt sich da sehr wohl. Irgendwann wenn es die Lebensumstände ermöglichen, werde ich hier auf alle Fälle die Fliege machen...


Apropos "in die Ferne schweifen". Seid ihr denn live-technisch unterwegs? Und wo ward ihr bereits? Unterschiede bei den Fan-Reaktionen festgestellt?


Wir haben ja das "Rock Harz Festival" gespielt, das war recht cool. Überhaupt will ich so viele Konzerte wie möglich spielen. Fanmässig gibt es schon Unterschiede. Da musst du gar nicht ins Ausland reisen. Die verschiedenen Mentalitäten machen sich schon bei den Deutschland-Konzerten bemerkbar. Doch bisher konnten wir keine schlechte Erfahrung machen, so dass wir sagen würden. "Da nie wieder!" Es ist halt immer anders, man muss sich manchmal auf die Leute einstellen, aber solange man die Musik als gemeinsame Komponente hat, ist es kein Problem. Was wir gerade bei der letzten Tour gemerkt haben ist, dass wir gerade im Ausland, wie Österreich beispielsweise schon anderes gesehen werden, da wir aus Deutschland kommen. Die Leute empfinden es als was Besonderes, wenn wir da spielen. Kann natürlich auch daran liegen, dass wir halt öfter in Deutschland unterwegs sind... Eigentlich ist es egal, wo wir sind. Wenn die Leute gut drauf sind und das Konzert geil ist, ist mir das egal, ob ich gerade in Buxtehude oder sonst wo bin.


Ihr seid ja justament mit "Children Of Bodom" und "Soilwork" unterwegs gewesen.


Also ich und Marcel waren echt begeistert, als wir hörten, dass wir mit denen auf Tour gehen, da wir beide Bands sehr mögen. Bei unserem letzen Release wurde ich oft gefragt, mit welchen Bands ich gerne auf Tour gehen würde und na ja...genau mit diesen Bands war ich gerade auf Tour. "COB" sind eine großartige Band und vor allem sind sie bodenbeständig geblieben so, wie ich sie kennensgelernt habe. Sie sind super-nett gewesen. Ob, sie zu viel gehypt werden oder nicht, kann ich nicht beantworten, denn immerhin kann sich ja jeder Fan seine eigene Meinung über diese Band machen und es wird auch keiner gezwungen die CDs zu kaufen. Für mich ist deren Erfolg auf jeden Fall gerechtfertigt, denn sie sind in jeder Form eine professionelle Band.


Ihr solltet vor kurzem ein das Akustik-Konzert in Hamburg spielen. Warum ist das denn ausgefallen?


Das war eine ärgerliche Geschichte, da uns einer vom Headbangers Ballroom anrief, ob wir nicht Lust hätten dieses Konzert zu spielen. Wir waren gleich begeistert von dieser Geschichte und sagten sofort zu. Danach habe ich noch einige Gespräche geführt, um klar zu gehen, dass es klappt. Also war es für uns beschlossene Sache, als unser Webmaster plötzlich vor einigen Wochen auf der Headbangers-Ballroom-Homepage für diesen angesetzten Termin andere Bands angekündigt sah. So fragte er gleich beim Veranstalter nach, was denn los sei? Und dieser wusste nichts davon, dass wir dort spielen sollten. So hat sich rausgestellt, dass unsere Kontaktperson nicht befugt war, darüber zu entscheiden, wer wann wo spielt und dies Sache mit dem SUIDAKRA-Konzert zwar kurz einmal erwähnt hat, aber das war es dann auch. Es war auf keinen Fall das Verschulden der Headbangers-Ballroom-Veranstalters. Es ist aber trotzdem schade, da wir uns drauf gefreut haben, weil es mal eine neue Erfahrung wäre. Aber wenn sich die Gelegenheit irgendwann wieder bieten sollte, werden wir dies natürlich nachholen...


Hier in Hamburg sind viele Konzerte schlecht besucht. Gestern musste Overkill sogar in der winzigen kleinen Markthalle spielen. Wie kommt’s?


Nun ja, wir haben bisher das Glück gehabt, dass unsere Konzerte meistens gut besucht waren, und so geben wir uns dann die größte Mühe, um das den Fans wiederzugeben... Und bisher haben das die Leute anerkannt, wie wir an den Gästebucheinträgen bei uns auf der Webpage lesen konnten. Wir sind jedem dankbar, der zu unseren Konzerten kommt, und quatschen mit den Fans nach den Konzerten, trinken Bierchen zusammen. Wir wollen mit den Leuten einfach eine Mega-Party feiern und ordentlich rocken. Aber es stimmt schon in Vergleich zu früher gehen die Leute heutzutage nicht mehr so oft auf Underground-Konzerte. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht genau, woran das liegt.


Womit wir im Underground angekommen wären. Begriffe wie Kommerz, Schubladendenken etc. werden gerade hier gern mal benutzt.


Davon halte ich nicht viel. Was ist denn Kommerz? Wenn du auf ein Undergroundkonzert gehst und Eintritt bezahlst, kaufst du ja auch was. Ich habe keine Band gesehen, die sich als Underground bezeichnete, die gesagt hat, wir nehmen keine Gage, wir sind kein Kommerz (Benefizkonzerte ausgeschlossen). Man verkauft ja auch keine Scheiße. Denn wie schon erwähnt: die Leute können im Endeffekt selbst entscheiden, was sie hören, und wenn die Musik ihnen etwas gibt, dann ist es ein Geben und Nehmen. Wie ich auch bereits andeutete, ist mir das ganze Kategorie-Denken auch egal. Wenn es irgendwelche Leute brauchen, bitte schön, davon wird die Musik auch nicht besser oder schlechter... Ich für meinen Teil höre die Musik, die mir was gibt, egal unter welchen Banner das Ganze läuft.


Noch zum Thema Ausverkauf. Eure Alben "Lupine Essence", "Auld Lang Syne", "Lays From Afar" und "The Arcanum" sind über das Label Neonknight Records noch Mal rausgekommen. Nicht ganz in eurem Interesse scheint mir.


Nicht wirklich, da wir nicht mal darüber unterrichtet wurden, dass die CDs wieder auf den Markt geschmissen werden. Wir hatten kein Mitspracherecht was Cover etc. angeht. Aber wir klären derzeit das Ganze und werden demnächst dazu auch auf unserer Webpage www.suidakra.info Näheres sagen können.




Und jetzt alle Gruppenbild Na logo Die Band!