Interview:

2005-01-29 Circle Of Grin

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Bereits im letzten Jahr hatten die Kölner Alternative Rocker von CIRCLE OF GRIN mit ihrer zweiten EP "The End Will Be The Same" ein ganz heißes Heisen im Feuer, war für mich eindeutig der Newcomer des Jahres. Jetzt haben sich die Jungs mit dieser Leistung und durch tolle Liveauftritte völlig zu Recht einen Plattenvertrag erspielt, mit "Same As It Never Was" noch eine weitere Schippe zugelegt und ein wirklich absolut überzeugendes Debüt hingelegt. Klar, dass sich jetzt viele Fragen ergeben haben, die uns Drummer Carsten Brennecke trotz Babystress (er war zwei Tage zuvor erst nach "lockeren" 18,5 Stunden Vorlauf zum erstenmal Daddy geworden!) in einem äußerst angenehmen Gespräch auch sehr bereitwillig beantwortete. Egal ob Bandhistorie, Songwriting, Karneval, Fußballlieblingsclub oder schlichtweg die Musik als solches - zu allem wusste er interessantes zu berichten.InterviewZum Einsteig würden wir gerne etwas genauer wissen, was ein Drummer bei COG so als Grundvoraussetzung denn alles so mitbringen muß?



Ich denke mal in unserer Band spielt der Faktor "Rotz & Energie" eine ganz wichtige Rolle außerdem sollte man ein nicht allzu statisches Spiel draufhaben. E es muß rocken aber man muß auch einfach "tight" sein bzw. so klingen. Wir achten daher bei unseren Studioaufnahmen besonders darauf, dass unser Livefeeling von unseren Auftritten sich immer deutlich hörbar durchschlägt. Kurz gesagt ein cooler Mix aus viel Groove, authentischen Rock und Energie - darauf kommt bei dieser Band ganz im speziellen an.



Ihr habt eure EP zuletzt ja auch schon in einem Studio aufgenommen. Im direkten Vergleich dazu worin liegen denn da die wesentlichen Hauptunterschiede sowohl grundsätzlicher Art als auch bei den Aufnahmen selbst?



Stimmt, wir haben die letzte Scheibe ja tatsächlich in unserem Proberaum aufgenommen aber schon unter relativ guten Bedingungen. Dies lag aber hauptsächlich daran, dass unser "Deida" (Michael Dieterle/Gitarre) ein ziemlich hochwertiges Equipment sein Eigen nennt und wir hierdurch mit einer Achtspurbandmaschine arbeiten konnten. Jetzt bei den Aufnahmen der aktuellen CD waren da schon kleine Welten sowohl was die Ausrüstung, die technischen Möglichkeiten aber auch was die Betreuung und alles was dazu gehört anbetrifft. Gerade mit Guido Lukas als der (Haupt) Producer war dies natürlich eine ganz andere Baustelle.



Wie muß sich denn ein Laie, der noch nie in einem Studio war, den Aufnahmeprozess so in etwa vorstellen? Ihr spielt eure Takes ein, meinetwegen 20 mal bis der an den Reglern sagt, es war gut kann man lassen, machen wir den nächsten Song oder



Nun bei den vorherigen Aufnahmen haben wir alles d.h. jedes Instrument schichtweise nacheinander aufgenommen, Deida musste sich gleichzeitig um alles kümmern, wir waren mit dem Ergebnis als solches nicht zufrieden, da der Unterschied zwischen live und Aufnahmen zu groß war und auch den Sound bekommt man als Nichtprofi halt einfach nicht so gut hin. Es hat nicht so gerockt wie’s eigentlich müßte.

Daher haben wir uns auch im Vorfeld nach vielen Gesprächen für Guido Lucas als Produzenten entschieden, weil er ein Philosophie vertritt, die wir ebenfalls sehr gut finden: Es gibt dabei zwei Aufnahmeräume, in dem einen ist das Schlagzeug, davon durch eine Glasscheibe getrennt sind die Kollegen in dem anderen Raum mit ihren Instrumenten und zusammen spielt man dann unisono die Songs ein. Wenn da einer mal Müll spielt, wird die ein oder andere Spur zwar eventuell noch mal etwas nachgebessert aber im Großen und Ganzen bleibt ein Track so weitestgehend "unbehandelt" so stehen. Es geht dadurch auch bei weitem entspannter zu, man muß einfach nur konzentriert spielen, die Profis sitzen am Mischpult und machen den Rest.



Wie lange hattet ihr denn da überhaupt Studiozeit für die Aufnahme zur Verfügung" "



Ja insgesamt waren es nur 9 Tage und dann noch fünf Tage für den (End) Mix aber dies ist auch nur dann möglich, wenn die Vorbereitung stimmt will sagen, die Proben waren lange und sehr intensiv. Die Stücke mussten vorher schon als solches passen und voll Intus sein, denn für weitere Feinabstimmungen wäre einfach keine Zeit gewesen. Stunden oder Tagelange Overdubs wie dies bei vielen Großproduktionen oft der Fall ist wären bei unserem Debüt schon rein finanziell nicht drin.



Ihr habt von der letzten EP auch einige Songs noch mal auf die neue Scheibe, die insgesamt 12 Tracks beinhaltet, mitdraufgenommen warum?



Stimmt wir haben vier von den fünf noch mal komplett neu aufgenommen - wir hatten letztlich in der engeren Auswahl rund 20-22 Stücke aber diese Lieder erschienen uns einfach so gut, dass mit drauf mußten. Außerdem wollten wir so etwas den Bogen von den älteren zu neueren Sachen spannen, damit man auch die Entwicklung hören kann wird und wir außerdem noch eine bessere Vielfalt im Klangbild erreichen.



Durch die Neuaufnahmen klingen die Songs noch mal um einiges dynamisch-packender oder?



Ich finde auch, die Songs sind außerdem noch eine Ecke schneller geworden und haben auch so nochmal unheimlich dazu gewonnen. Aber außerdem gerade vom Feeling her kommt es einfach noch rotziger und mit mehr Livegefühl rüber.



Wie seid ihr eigentlich zu eurem Label gekommen?



Nun wir machen ja alle, zwar nicht in dieser Band, aber insgesamt schon ziemlich lange Musik und da haben sich natürlich Kontakte ergeben. Wir sind daher auch keine wirklichen Newcomer mehr, COG gibt’s seit 2001 und einige unserer Mitglieder wie u.a. Deida hatten vorher schon mit anderen Formationen kleinere Plattendeals von daher war man in der Musikszene rund um Köln schon kräftig unterwegs, man kannte sich. Genauso war es mit Christian Klemek, der ja EAT THE BEAT gegründet hat, der war damals als Gitarrist unterwegs und als wir CIRCLE OF GRIN formiert hatten war er auch des öfteren bei unseren Konzerten und so ergab sich dann halt die ganze Geschichte.



Es gibt ja die Band erst seit Dezember 2001 wie kam es denn damals dazu?



Nun wir waren zu der Zeit eigentlich noch alle in anderen Bands aktiv, allerdings ging dort musikalisch nicht mehr allzu viel voran, es stagnierte größtenteils in diesen Konstellationen. Wie auch immer aber in verschiedenen "Projekten" hatten wir oder Teile von uns auch zuvor schomal zusammengesielt. Dann war es ansonsten wirklich so, dass ich kurz vor Weihnachten, nach einem halbjährigen Auslandsaufenthalt in Argentinien mit Deida telefoniert habe so nach dem Motto "Ich hab’ bock auf Mucke, laß uns einfach mal in den Proberaum gehen". Dann haben wir die Leute angerufen, klassisch zusammen gejammt und das hat dann so geknallt, dass wir erst selbst darüber erstaunt waren tja und damit war alles andere erledigt und es wurde ziemlich konkret mit COG.



Du warst im Ausland?



Ja ich bin ein halbes Jahr in Argentinien rumgereist, die Sprache gelernt und viel interessantes erlebt. Ich studiere Jura und dann war das erste Staatsexamen vorbei, dann kommt das Referendariat, meine Freundin kommt auch daher und da bot sich dass einfach als gute Gelegenheit an. Es war eine wichtige Erfahrung für mich wobei ich derzeit kurz davor bin ein richtiger Anwalt zu werden, die schriftlichen Klausuren sind vorbei, jetzt stehen "nur" noch die mündlichen Prüfung an.



Ist ja auch nie schlecht wenn man einen Anwalt in der Band hat ...?



Nee, dass kann wirklich nichts schaden daher liegt mein Schwerpunkt im Bereich "Musikrecht" und alles was damit zu tun hat.



Die verschiedenen Jobs in eurer Band sind ja wie man hört alle durch enge Freunde abgedeckt wie läuft dass denn genau ab und was machst du sonst noch?



Bis zu unserem Profivertrag war ich für das Booking die letzten drei Jahre zuständig, jetzt natürlich nicht mehr, denn wir haben jetzt eine voll professionelle Betreuung. Meine Freundin Vicky war als Designerin von Anfang an für unsere Website, Promo & Kommunikation zuständig. Oder auch noch andere wie unser Kumpel Oli der das Video sowie den Schnitt mitbetreut hat - so fanden sich viele, die uns gut fanden und uns daher einfach unterstützen, um uns letztlich weiter nach vorne zu bringen.
Mittlerweile entwickelt es sich für uns als Band selbst immer mehr so, dass wir uns nach dem Plattendvertrag hauptsächlich mit unserer Musik beschäftigen können.



Seid ihr letztlich mit dem Endergebnis der Debüt CD zufrieden oder wolltet ihr im Nachhinein doch was geändert haben?



Nun es gibt ja immer die ein oder andere Stelle bzw. Kleinigkeit, die man hätte auch anders machen können aber insgesamt sind wir schon absolut zufrieden mit der Scheibe, gerade weil diese Aufnahme letztlich so gut gelungen wie "live" auf der Bühne.



Wie geht ihr denn so vom Songwriting her vor, gibt’s da Hauptideengeber oder macht ihr das gemeinsam?



Nun meistens kommen die Ideen von der Gitarrenfraktion d.h. es sind oft nur Riffs die wir dann im Proberaum bei gemeinsamen Jams weiter ausarbeiten, weiterspinnen oder auch wieder verwerfen. So ergibt sich dann eins nach dem anderen und beim Spielen wird es dann irgendwie zusammengebastelt aber in keinster Weise konstruiert. Wenn’s mal nicht klappt machen wir mit etwas anderem weiter - wir erarbeiten uns so also die Songstrukturen nicht sondern warten letztlich bis die passenden Ideen quasi von selbst kommen.



Mir persönlich gefallen die etwas melodischeren Songs schon etwas besser als die stärker aggressiv geschriehenen Tracks von Sänger Jan Müller - wie ist denn da dein Geschmack, hast du einen Favoriten?



Ja ich finde ganz besonderes "How We Fade Away" und den Opener "My Evil Twin" als Songs sehr gut weil die auch so den Bogen schlagen von heftigen Parts mit aggressiven Shouts hin zu den melodischeren Sachen. Wir reden dem Jan da auch überhaupt nicht rein, er muß das selbst entscheiden wie er das singt oder betont und bisher sind wir damit auch immer zufrieden gewesen. Klar, es gibt hier viele Bands die deutlich auf mehr Eingängigkeit setzen aber uns geht es stärker um Abwechslung sowie Ausgewogenheit. Es soll einfach nicht jeder Song ein Popsong sein, die Maxime mit dem Brecheisen die Ohren zu öffnen, gibt es bei uns nicht sondern es sollen auch noch genügend Ecken und Kanten übrig bleiben. Wir würden daher nie einen Song "bauen" um möglichst angepaßt dann z.B. ins Radio zu kommen.



Was hörst du oder ihr denn sonst noch so für Mucke?



Die eigene Musik höre ich eigentlich gar nicht so besonders an außer im Proberaum, natürlich hab’ ich die neue CD schon oft gehört, weil man ja wissen will wie’s klingt aber ansonsten, da kann ich für uns alle sprechen, hören wir gerne FAITH NO MORE oder INCUBUS ansonsten geht’s doch wieder sehr weit geschmacklich und heftig auseinander.
Jan und ich hören u.a. auch Harcdore/Metalcore mit Bands wie ENGAGE oder KILLSWITCH. Andre kommt ja ursprünglich vom Jazz her spielt daher auch diese halbakustische Gitarre und ist daher auch für die Sounds zuständig. Deida ist der klassische Rocker und mag die AC/DC Schiene und Sebi ist auch Faith No More/Incubus Fan.



Ihr seid also auch alles echte Kölsche Jungs und seid daher des Dialekts auch mächtig?



Ja ein wenig aber verstehen tu ich’s natürlich voll, die anderen mehr oder weniger schon auch so richtig. Bei mir dann eher nicht so ganz, da meine Eltern sogenannte Zugezogene sind (Raum Hannover & Stuttgart). Bei uns wurde daher mehr Hochdeutsch gesprochen.



Könnt ihr denn mit bekannten Kölner Bands wie BAP, Mundart oder natürlich passend zur Jahreszeit mit Karneval überhaupt etwas anfangen?



Eigentlich eher weniger, es stand auch nie zur Debatte auf Dialekt oder Deutsch zu Singen. Jan hat da gleich von Anfang gesagt, dass er lieber in Englisch singen möchte bzw. er sich so einfach besser ausdrücken kann und sich schlicht viel wohler fühlt als in seiner eigentlichen Muttersprache. Er studiert auch Amerikanistik und von daher ist ihm die Sprache auch relativ nahe. BAP und BRINGS sind ja ganz lustig aber so richtig gefallen na ja .



Was denkst du denn gerade von Bands wie BRINGS die früher mal richtig gute Rockmusik gemacht haben und die sich jetzt der Party bzw. Karnevalsmusik hingewand haben?



Die haben natürlich, nach meinem persönlichen Empfinden schon die (große) Kohle gerochen, denn die alten Sachen fand ich ganz gut aber wahrscheinlich war das dann zu lokal begrenzt und wer einmal so in der Karnevalsgeschichte drinnen ist und ein paar Hits gehabt hat, der kommt da nicht mehr so leicht raus. Die Sachen laufen dann auch in Mallorca, bringen somit richtig Kohle und die Jungs sind schon seit Jahren dabei, leben davon und müssen auch ihre Familien damit ernähren.



Seid ihr an Karneval dann überhaupt unterwegs, denn da herrscht ja bei euch quasi Ausnahmezustand?



Wir sind nicht die totalen Muffel aber auch nicht die Harcdore Fans normalerweise 1 bis 2 Tage macht man da schon mit vor allem an Weiberfastnacht und dann ist es auch wieder gut, wir müssen da nicht tagelang abfeiern.



Ihr kommt demnächst auf große Deutschland Tour wann und wo kann man euch sehen?



Es sind zwei Wochen von der letzten Februarwoche bis Anfang März sind wir unterwegs und die Vorbands sind wechselnd, teilweise mit KORRODED (eher eine NEW Metal Band) oder die britischen Jungs von EDENMAIN (Hardcore) oder mit BLEEDING THROUGH. Wir werden dabei neben dem bekannten Material auch schon den ein oder anderen ganz neuen Song präsentieren.



Stilistisch würdest du immer noch eure echt gelungene Lieblingsbezeichnung gelten lassen?



Stimmt auf jeden fall wir sagen einfach immer noch "alternativer Tiefton Rock" dazu, das hat sich von Anfang an so eingebürgert und trifft es schlicht & einfach genau, was wir so machen. Wir haben den Rock nicht neu erfunden, sind stilistisch sicher einen Schritt zurückgegangen im Vergleich zu NEW METAL aber wir versuchen unseren Stiefel mit vielen klassischen Elementen zeitgenössisch aufzuarbeiten. Live kommen wir dann natürlich, bedingt auch durch die tiefen Sounds der Siebenseiter, sehr fett und von ziemlich unten daher, was für eine Alternative Band doch auch eher ungewöhnlich ist.



Ein Video habt ihr jetzt auch gemacht?



Ja zu "Turn Your Back On Me" der einzige ziemlich klassische Song über eine Trennungsgeschichte. Letztlich wird das Auseinaderleben in einer Beziehung auch im Video zwischen Jan und einem Mädel ziemlich klassisch abgehandelt. Die Liveszenen wurden in einer alten Halle aufgenommen der Rest in Köln. Sebi unser Bassist ist auch Kameramann und dieses Bilder hat er selbst gedreht wie auch die ganze Geschichte durch den "Do-it-yourself" Philosophie geprägt wurde möglichst wenig nach außen zu geben geprägt wie u.a. auch die Homepagegestaltung. Das Videokonzept stammt daher auch von uns und wurde nur dank vieler Helfer, die mit viel Fachwissen aber größtenteils umsonst mitgearbeitet haben, realisiert.



Bist du eigentlich auch ein Fußballfan?



Ja ich bin tatsächlich willenloser VfB Stuttgart Fan! Zum einen natürlich familientechnisch geprägt und zum anderen aus Trotz gegen all die ganzen langweiligen BAYERN Fans. Der VfB war halt schon immer eine interessanter Verein mal geht’s hoch dann wieder runter einfach eine sympathische Mannschaft. (Anm. der Redaktion: Jawoll und es gibt tatsächlich auch noch vernünftige Leute in Kölle!)



Ansonsten möchten wir abschließend alle MI Leser einfach mal dazu einladen auch mal bei einer deutschen Alternative Band auf der Homepage vorbeizuschauen um so der amerikanischen Übermacht etwas zu trotzen. Außerdem kann man sich bei uns die aktuelle Doppel A Seite Single sowie das Video absolut für umsonst downloaden. Also Leute, bitte einfach mal das rein deutsche Kategorisieren zur Seite schieben, sich nur die Musik reinziehen und dann erst urteilen - dass würde uns schon sehr freuen.