Review:

Preferential Tribe

(Wumpscut)

Eigentlich ist es doch traurig. Einige Leute mögen Rudy nicht mehr. Und Rudy mag einige Leute auch nicht mehr. Und warum der ganze Streit? Weil im Kopf von WUMPSCUTs Rudy ein paar Dinge etwas durcheinander geraten scheinen. Es war bisher die Domäne von durchsichtigen Partyludern mit auffälligen, plumpen und dummen Aktionen auf sich Aufmerksam machen zu müssen. Und man sollte ja meinen, dass Rudy so was nicht nötig hat, nicht umsonst hat er in der düsteren Ecke der Electroszene einen respektablen Ruf. Doch weit gefehlt. Der Stein des Anstoßes ist die Wiener Band Blutharsch, mit sehr zweifelhaftem Ruf: Spielereien mit braunem Gedankengut und Symbolismus, musikalisch extreme Geschmackssache. Rudy hat es nun für nötig befunden, dieser Band die Chance zu geben, mit einem Remix eines - abgrundtief schlechten - Blutharsch Songs auf seine CD zu kommen. Was im Kopf eines Mannes vorgeht, der sich auf diese Weise ins Gerede bringen muss, das Kalkül auf die entsprechend empörte Presse wohl im Hinterstübchen, will ich gar nicht wissen. Denn auch künstlerisch ist bei Blutharsch einiges im Argen bzw. weniges vorhanden und es gäbe sicher zig Alternativen die in jeder Hinsicht mehr zu bieten hätten. Und so muten alle Erklärungen und Empörungen Rudys fragwürdig bis lachhaft an und jede objektive Beurteilung dieses Themas führt zu dem Schluss, dass dies, gelinde gesagt, ein Schuss in den Ofen war. Zwei neue Songs, an denen mir aber schon vorher jede Lust vergangen war und einige neue Versionen alter Songs finden sich auf den beiden CDs. Der Rest wurde bisher lediglich in limitierter Form als "Music For A German Tribe" und "Preferential Legacy" veröffentlicht. Erstere sind deutschsprachige Versionen der englischen Originale (1997). Zweite erschien 95 als LP und dürfte ebenfalls nur in den wenigsten Plattenschränken stehen. Das ganze in schickem Digipack zum Preis einer normalen CD, Fans werdens danken, mehr Worte darüber verlieren bringt nichts. Satire darf alles, Rudy nicht. Schon einige haben die Grenze zwischen Satire und Lächerlichkeit nicht mehr ganz erfassen können, Rudy wird das auch noch merken. Ein entsprechender Vermerk auf der CD lädt zum zweiten Nachdenken über die provokanten Anspielungen ein und manövriert sich damit selbst ins Aus. Lasst euch zu einem dritten Nachdenken einladen. Und lasst dann die Finger davon! Man sollte wissen wann genug geredet wurde, für Rudy ist es jetzt so weit. Buch zu.

Preferential Tribe


Cover - Preferential Tribe Band:

Wumpscut


Genre: Electro
Tracks: 33
Länge: -:- (CD)
Label: Betonkopf Media
Vertrieb: Soulfood