Review:

Body Census

(Wumpscut)

Man braucht bald zwei Hände um alle WUMSPCUT Alben aufzuzählen, die pünktlich wie der Osterhase seit Jahren auf den Musikmarkt aufschlagen. Nach einigen Aus- und Durchfällen ist Ratzingers Kind WUMSPCUT seit dem letzten Album wieder auf einen hörbar morbideren Weg zurückgekehrt - den auch sein neuestes Werk "Body Celsus" weiterschreitet. Der publikumsscheue Protagonist WUMPSCUTs bleibt bei seinen Leisten: die Vocals dröhnen aus dem Vocoder, dem Sound bleibt sein Industrialtouch, brutale Härte oder richtige Noise-Eskapaden fehlen. Im Detail jedoch bewegt sich etwas: Ein Poet war er nie, den Textanteil in vielen Song hat er jedoch radikal auf ein Minimum reduziert. Den oft und ausgiebig gefrönten Endlosschleifen seiner Beats und Sounds tut das nur in Maßen gut, da mich diese nur bei den ersten Songs des Albums wirklich überzeugen. "The Beast Sleep Within You" eröffnet als wohl bester Song das optisch beeindruckend gestaltete Album, indiskutabel überflüssig weil langweilig beschließt es das von Ratzingers Muse Onca eingesungenen "The Fall". "Body Census" wirkt versöhnlich, technisch durchdacht, musikalisch düsterer - aber insgesamt lange nicht mehr wegweisend. Die Melodie von "Ain’t That Hungry Yet" gefällt mir, der langsame, be- wie durchdachte Rhythmus und die Stimmung des Titeltracks "Body Census" ebenso. Die Texte sind zu kurz und Ratzingers Ton auch nicht bissig genug um wirklich subtile Ironie zu transportieren, und so können "Are You A Goth" oder "Homo Goticus Industrialis" durchaus als Hommage an die verstanden werden, die seine Miete zahlen. "Body Census" gehört sicherlich zu den besseren WUMSPCUT Werken nicht nur der letzten Jahre. Aber an der Spitze der Szene steht der damit aber nur noch als Art Alterspräsident, den Ton gibt er nicht mehr an.

Body Census


Cover - Body Census Band:

Wumpscut


Genre: Electro
Tracks: 11
Länge: 47:24 (CD)
Label: Betonkopf
Vertrieb: Soulfood Music