Review:

Phase 2

(THE END MACHINE)

Sind das jetzt DOKKEN unter einem anderen Namen, oder ist das Zweitwerk von THE END MACHINE ein eigenständiges Werk mit einem völlig anderen musikalischen Background? Die Frage ist schwierig zu beantworten, da die Bandbesetzung ziemlich für Variante eins spricht. Die alten DOKKEN-Mitglieder George Lynch, Jeff Pilson und Robert Mason, der bekanntlich auch bei LYNCH MOB seine Stimmgewalt unter Beweis stellen konnte, sprechen hier eine deutliche Sprache. Ein DOKKEN-Mitglied hat die Segel gestrichen, aber wurde innerhalb der DOKKEN-Familie ersetzt. Drummer Mick Brown hat seine Drumsticks an seinen Bruder Steve Brown übergeben, der auf „Phase 2“ einen mehr als anständigen Job abliefert.

Die Frage des musikalischen Backgrounds ist leicht zu beantworten. Wollte man sich bei dem Erstlingswerk „The End Machine“ noch deutlich von DOKKEN unterscheiden und setzte auf eher bluesige Töne, so nähert man sich auf dem vorliegenden Album doch immer mehr dem bekannten DOKKEN-Sound an. „Phase 2“ orientiert sich (natürlich) grundsätzlich an dem Sound von DOKKEN, aber man findet jederzeit auch Parallelen zu Bands wie T&T, WARRANT oder SOULS OF WE. Zu Beginn wird mit „Blood And Money“ eine ordentliche Uptempo-Nummer aus dem Ärmel gezaubert, die musikalisch überzeugen kann, aber leider bleibt der Hook ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Dafür macht ein erstklassiges Gitarrensolo hellhörig und bringt den Song wieder auf Spur. Nach diesem Einstieg zieht man sich in eine Bar zurück und lauscht „We Walk Alone“. Was ruhig beginnt, steigert sich zu einer erstklassigen Hymne, deren Refrain so schnell nicht vergessen wird. Hier zeigt Robert Mason, wie ein guter Fronter einem Song noch das Sahnehäubchen aufsetzten kann. Starker Song! „Crack The Sky“ ist ein höllischer Groover, der auch auf einem alten BON JOVI-Album hätte stehen können. An das erste Album erinnert „Dark Divide“, welches sich zurückhaltend gibt und über starke Basslines verfügt. Hier wird eher dem Blues gehuldigt, und man lässt die metallische Schlagseite ein wenig außen vor. Für Abwechslung ist auf „Phase 2“ also bestens gesorgt. „Plastic Heroes“ beginnt sehr ohrenschmeichelnd, aber dann kommt dieses Killer-Riff. Leider klingt Mason hier ein wenig kraftlos und kann das musikalische Level nicht halten. Der Song wirkt zu statisch und auf den Sänger ausgerichtet, der aber nicht komplett aus sich herausgeht. Die restlichen Songs bewegen sich im gleichen Fahrwasser. Mal wird dem Blues gefrönt, und oft wird auch in härtere Gefilde gedriftet. Alles auf einem ordentlichen Niveau, aber es befindet sich kein wirklicher Hit auf der Scheibe, der „Phase 2“ ins Oberhaus katapultieren würde.

Insgesamt ist die Scheibe hochklassig, aber kein Pflichtkauf. Hier gibt es tatsächlich andere Genre-Vertreter, die noch mehr Leidenschaft vorweisen können und einfach spontaner und hungriger erscheinen. „Phase 2“ ist definitiv kein Fehlkauf, aber bei dem Überangebot an gutem AOR sollte man eventuell auch anderen Bands eine Chance geben.

 

Phase 2


Cover - Phase 2 Band:

THE END MACHINE


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 55:9 (CD)
Label: Frontiers Music S.R.L.
Vertrieb: Soulfood