Review:

Spiritual Vertigo

(Sonus Umbra)

SONUS UMBRA wäre wohl auch ein cooler Name für eine Düstercombo gewesen, bedeutet es doch in etwa soviel wie "der Klang des Schattens”. Mit dieser Einschätzung würde man hier aber gehörig daneben liegen - dargeboten wird progressiver Rock mit starker Affinität zu den atmosphärischen Klängen der Siebziger. SONUS UMBRA ist das Kind des mexikanischen Alleskönners Luis Nasser, welcher neben dem kompletten Songwriting auch noch für Bass, die akustischen Gitarren, ein paar Vocals und vor allem für die Keyboards verantwortlich zeichnet. Luis und seine aus Mexiko stammenden Mitstreiter sind mittlerweile im amerikanischem Baltimore beheimatet und liefern nach dem 2000er-Werk "Snapshots From Limbo" mit "Spiritual Vertigo" ihr zweites SONUS UMBRA-Album ab. (Allerdings erschien 1998 unter dem Namen RADIO SILENCE bereits das eigentliche Debüt "Laughter In The Dark".) Dabei kommt einem "Spiritual Vertigo" wie eine neue Bekanntschaft vor welche an einen alten Freund erinnert. Und dieser alte Freund ist recht fix ausgemacht. Denn spätesten beim ausgezeichneten "Self-Erosion" meint man Alan Parsons wäre aus der Vergangenheit zurückgekehrt - und das nicht nur wegen des Gesanges von Andres Aullet - auch akustische Gitarre und Keyboard lassen wehmütig den Sound der Endsiebziger auferstehen. Dabei sind SONUS UMBRA alles andere als eine Kopie von Alan Parsons Project. Ihr Sound trägt, dem Bandnamen gerecht werdend, eine immer wieder durchschimmernde Düsternis und unterschwellige Traurigkeit in sich, welche in der musikalischen Grundstimmung und den Lyrics zum Ausdruck kommt. Den Einsatz einer zweiten, weiblichen Gesangsstimme bei einigen Songs (Lisa Francis von Nasser’s zweiter Band KURGAN’S BANE), wie z.B. dem rockenden "Amnesia Junkies Pt I (Pax Americana)" verstärkt diesen melancholischen Eindruck noch. Dazu lassen SONUS UMBRA gekonnt verschiedene Spielereien in ihre Kompositionen einfließen (ähnlich den alten Pink Floyd). Bereits der Opener "Bone Machine" und das folgende ruhigere "Fool’s Arcadia" zeigen dies eindrucksvoll auf. Einflüsse von Rush und anderen Proggrößen tauchen auf und in den Instrumentalpassagen wird sogar mit dezent jazzigen Tönen überrascht ("Fascinoma"). Gekonnt wird der Spagat geschafft zwischen Keyboard dominierten Tracks und rockenden Gitarrenparts, beides gestützt von der Wärme einer Akustikgitarre. Den Abschluss bildet dann das über 10-minütige "Snakes & Ladders". Mit einem fast spaciger Start versehen, wieder von Lisa Francis klarer Stimme unterstützt, bildet diese sich emotional steigernde Hymne einen grandiosen Abschluss eines gelungen Albums. Einen spirituellen Schwindelanfall bekomme ich zwar bei "Spiritual Vertigo" noch nicht - aber was SONUS UMBRA da kredenzen mundet einfach. Prog-Freaks sollten da mal reinhören.

Spiritual Vertigo


Cover - Spiritual Vertigo Band:

Sonus Umbra


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 61:31 (CD)
Label: The Sound Of The Shadow
Vertrieb: Just For Kicks