Review:

Masterpiece Of Bitterness

(SOLSTAFIR)

TIPP
Nach ihrem 2002-Scheibchen waren die Isländer keineswegs untätig und fügten ihrer ellenlangen Discografie noch ein weiteres Demo (2004) und den Schwarzen Tod hinzu. Das verhalf den Vulkaninslern zur ungeteilten Aufmerksamkeit einer bekannten finnischen Labelkrake, zum Plattenvertrag und eben zum neuen, vorliegenden Album. Wobei: Die Vokabel "Album" tut diesem echten Kunstwerk unrecht. Die vier Skandinavier haben ein enorm vielschichtiges Werk (übrigens nicht mehr nur auf isländisch) mit jeder Menge Abwechslung noch mehr Emotionen geschaffen. Klar, es geht immer noch irgendwie um Black Metal - vielleicht auch um den viel- und gern zitierten Avantgarde-BM. Als ernstzunehmener Vergleich drängt sich ebenfalls ein Haufen Insulaner auf, nämlich Primordial aus Irland. SOLSTAFIR klingen ähnlich melancholisch bis verzweifelt, trümmern gelegentlich wüst los ("Bloodsoaked Velvet"), haben aber öfter den Mut zu unendlichen Langsamkeit des Seins. Diese Melodiebögen spannen sich von anmutiger Schönheit hin bis zum absoluten Schmerz, ein Song wie "Nature Strutter" steigert sich in grenzenlose emotionale Raserei. Sieben Songs sorgen in 70 Minuten für all das, was einem Menschen in seinem ganzen Leben passiert - die Schönheit und das Biest, Trauer und Leid, Freude, Genuss und Leidenschaft - all das stopfen die unglaublichen Reykjaviker auf einen kleinen Datenträger mit 700 MB Fassungsvermögen. Wer Lust hat auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, der muss diese Scheibe haben - wird leiden und sie doch lieben. Junges Schwarz-Wurzel-Gemüse hingegen sollte noch reifen, ehe es sich der großen Herausforderung von der kleinen Insel stellt. Erhaben und kolossal - danke dafür, auch an Spinefarm.

Masterpiece Of Bitterness


Cover - Masterpiece Of Bitterness Band:

SOLSTAFIR


Genre: Black Metal
Tracks: 10
Länge: 70:22 (CD)
Label: Spinefarm
Vertrieb: Soulfood