Review:

Övergivenheten

(SOILWORK)

Auf ihrer zwölften Platte zeigen SOILWORK, dass sie sich immer wieder weiterentwickeln. Der Göteburger Melodic Death-Stil ist noch immer rauszuhören, tendiert aber vermehrt zum abwechslungsreichen Melodic bzw. Modern Metal.

Der wuchtvolle Titeltrack „Övergivenheten“ mit flottem Break in der Mitte bietet direkt Allerhand: melancholische Keyboardklänge, Banjo, schöne Gitarrenleads und melancholisches Schweden-Riffing. Die Strophen werden schnell gegrowlt und gescreamt, beim Refrain wechselt Björn Ove „Speed“ Strid zu klarem melodischem Gesang. Trademarks die Fans beruhigen und Neuzuhörer aufhorchen lassen. Übersetzt bedeutet der Titel „Verlassenheit“; das Album stammt auffallender Weise aus der kontaktarmen Coronazeit und der Gitarrist David Andersson hat düstere Texte beigesteuert. Ein gelungener Opener. Es folgt „Nous Sommes La Guerre” und der Track erscheint erst einmal Soilwork-untypisch: ein melodischer Rocksong, stark vom Stil des Nebenprojekts ihres Frontmanns Björn Strid und Gitarrist David Andersson geprägt. Es bleibt nicht der einzige Moment auf „Övergivenheten“, der an „The Night Flight Orchestra“ erinnert. Teils regieren AOR-Rock-Riffs und die harschere Sangesart wird bei ein paar Tracks weggelassen. „Electric Again“ ist aus einem ganz anderen Holz geschnitzt, es wird härter und die Gitarren flirren, bevor die Truppe bei „Valleys Of Gloam“ sehr eingängig agiert und mir einen Ohrwurm einpflanzt. „Is It In Your Darkness“ startet mit einem guten schnellen Riff, Blastbeats treffen auf schmissige Hooklines und auch kleine thrashende Einflüsse sind zu vernehmen. Ein gut platzierter Fausthieb in die Magengegend! „Vultures” besticht durch rockig-walzende Grooves. Immer wieder werden auf der Scheibe auch organisch akustische Elemente aufgenommen. „Morgongåva / Stormfågel” entpuppt sich als kleines Instrumental zur Halbzeit: eine kurze Umziehpause, um sich eine Lederjacke überzustreifen. „Death, I Hear You Calling“ ist ein Hard Rock-affiner Midtempo-Groover, wie er früher undenkbar gewesen wäre. Mit „This Godless Universe“ folgt eine starke Nummer, bei der nach einem langsamen Start, ordentlich Fahrt aufgenommen wird. Die Geige peppt das Ganze auf und „This Godless Universe" ist vorzüglich gesungen. Insgesamt kann man betonen, dass Goldkehle Strid ein hervorragender Sänger ist und seiner Band und seinen verschiedenen Projekten immer seinen eigenen Timbre-Stempel aufdrückt. Gegen Ende der Scheibe zeigen SOILWORK vermehrt progressive Anleihen und auch Bombast: „Golgata“ und der siebeneinhalbminütige Rausschmeißer „On The Wings Of A Goddess / Through Flaming Sheets Of Rain“. „Övergivenheten“ wurde im Nordic Sound Lab im schwedischen Skara aufgenommen und Thomas "Plec" Johansson verlieh der Veröffentlichung einen runden Sound. Der neue Bassist Rasmus Ehrnborn fügt sich gut ein.

Den Schweden ist eine gute und überdurchschnittlich abwechslungsreiche Platte gelungen, hier und da ist sie etwas catchy und zu poppig: „Övergivenheten“ wurde quasi zur Death-freie Zone erklärt. Vielmehr ergibt sich ein Wechselbad aus Sanftheit und Kraft. Mit „Övergivenheten“ haben Soilwork aber in Sachen Qualität und Songwriting nochmal eine Schippe draufgepackt.

Övergivenheten


Cover - Övergivenheten Band:

SOILWORK


Genre: Melodic Metal
Tracks: 14
Länge: 65:12 (CD)
Label: Nuclar Blast
Vertrieb: Rough Trade