Review:

1982

(SODOM)

SODOM haben am Rad der Zeit gedreht und servieren uns auf der "1982"-EP schönes Old School-Material neu eingeknüppelt. Auf den Titeltrack trifft das freilich nicht zu. Jener wurde erstmalig im August 2022 als Single und Video unter's Volk gebracht und fand sich später leider nur auf einer CD in einer sündhaft teuren Sammelbox. Eben dort waren außerdem auch "Witching Metal", "Victims Of Death" und "Lets Fight In The Darkness Of Hell" vertreten. Der fünfte Track auf der EP "Equinox" (vom 1986er-Debüt "Obsessed By Cruelity") geisterte als Neuaufnahme hingegen nur im Netz als Download. "Witching Metal" dürfte wohl die älteste Nummer in dieser Sammlung sein. Diese astreine Thrash-Granate entstand im Frühjahr 1982 und kam dann auf's erste Demo-Tape.

Dazu Tom: "Im Grunde genommen, wählten wir damals die falsche Tonart, aber uns ging es nicht um musikalische Korrektheit, sondern um die Attitüde. Wir waren gegen das Establishment, hatten Ärger mit unseren Lehrern und Ausbildern, da wir ihrer Meinung nach die falschen Klamotten trugen und die falsche Musik hörten. In der Berufsschule war ich der Einzige, der auf Metal stand. Alle anderen hörten New Wave oder Neue Deutsche Welle."

"1982" erinnert sowohl textlich als auch musikalisch an die ersten Gehversuche von SODOM. Mir persönlich gefällt die Portion Groove, die der Track ausstrahlt. Mit dem Remix wurde ihm jedoch ein wenig die Schärfe genommen.

"Vermutlich würden wir solche Songs heutzutage anders komponieren und zeitgemäßer arrangieren. Aber wir sehen dies als kleine Zeitreise mit dem Flair der frühen Achtziger. Uns geht es darum, noch einmal an die wilden Jahre zu erinnern." (Tom Angelripper)

Durch die Neueinspielung soll der Brückenschlag in die Gegenwart vollzogen werden. Das Material wurde mit der aktuellen Besetzung zwar neu eingespielt, aber hierfür verwendeten die Gelsenkirchener ausschließlich traditionelle Instrumente und Marshall-Amps. Das Geschepper von damals ist fraglos Kult. Es hatte etwas Anarchisches, und wir Konsumenten befanden uns damals eben in der selben Situation wie die Musikschaffenden, so dass die Jungs uns quasi aus der Seele grunzten. Den alten 50 DM-Plattenspieler, der über einen Ghettoblaster verstärkt wurde, gibt es nun auch nicht mehr, und so ist es heute eine Freude, den alten Tracks nun als echtes Thrash-Brett in modernem Soundgewand zu lauschen und das Haupthaar zu schütteln.
Allerdings hinterlässt die Marketing-Strategie dahinter einen faden Beigeschmack. Diese steht eigentlich in direktem Kontrast zu dem, was Tom und seine Spießgesellen besingen und wieder aufleben lassen wollen, nur dass die Truppe nun offensichtlich auf der anderen Seite steht. Aus dieser Sicht ist es clever, einen seltenen Song zu erschaffen, ihn einem exklusiven Publikum zur Verfügung zu stellen, um ihn dann später nochmal an die breite Masse zu verkaufen.

Mit dieser EP soll ferner so richtig Appetit auf die Tour gemacht werden, die unter dem Motto "Evil Obsession - The Most Unholy Tour Of The Year" im Dezember 2023 stattfindet, auf der man ein klassisches "Old School-Set" geboten bekommt.

 

 

SODOM live:

1982


Cover - 1982 Band:

SODOM


Genre: Thrash Metal
Tracks: 5
Länge: 18:29 (EP)
Label: Steamhammer
Vertrieb: SPV