Review:

Repentless

(Slayer)

Als im Jahre 2013 Jeff Hannemann starb, weil ihn eine Spinne biss und er wegen der Unfähigkeit Gitarre zu spielen, letztlich völlig dem Alkohol verfiel und einem Leberleiden erlag, brach für mich eine kleine Welt zusammen. Traurig war ich, war doch ein Held meiner Jugend verloren gegangen, dem ich viele Songs zu verdanken hatte, die mich in den unterschiedlichsten Lebenslagen begleiteten. SLAYER blieben sich stets treu, folgten keinem Trend und gelten noch immer als die Definition von Thrash Metal. Die letzten SLAYER Alben konnten meinem Empfinden nicht mehr mit den frühen Werken mithalten, dennoch ließ das Interesse an der Band nie nach. Nachdem im Jahre 2009 erschienen "World Painted Blood" mussten die Fans nun volle sechs Jahre warten, bis nun in 2015 der neue Silberling namens "Repentless" in die Regale wandern sollte. Nach dem Weggang von Dave Lombardo, der sicherlich gar nicht mehr zählen kann, wie oft er sich nun mit Araya und King verworfen hat, ist Paul Bostaph zum dritten Mal wieder an die infernale Schießbude zurückgekehrt, der meines Erachtens einen mehr als würdigen Ersatz darstellt. Für Jeff Hannemann, in dessen Fußstapfen wohl niemand eintreten kann, ist jetzt Gary Holt, bekannt als Leadgitarrist von EXODUS am Werke, der die Band bereits seit 2011 für Liveauftritte für den damals erkrankten Hannemann nun dauerhaft als Bandenmitglied ersetzen soll.

"Repentless" wurde von Terry Date produziert, der schon mit SLIPKNOT oder PANTERA zusammen arbeitete, so dass man hier auf eine bewährte Kapazität der härteren Klänge zurückgriff. Mit ca. 42 Minuten Spielzeit weist die Scheibe keine besonders erwähnswerte Spielzeit auf, so dass man auch keinen Vergleich zum knackig kurzen "Reign In Blood" anstellen braucht, der jedoch gerne immer bei einem neuen SLAYER Album wieder gezogen wird. Das Album beginnt ungewohnt mit einem fast zweiminütigem Instrumentalintro namens "Delusions of Saviour", bevor mit "Repentless" der Titeltrack, zu dem auch ein Video produziert wurde, durch die Boxen hämmert. Im Video spielt die Band den Song während eines doch recht blutigen Gefängnisaufstandes, was einem vom generellen Szenario schon sehr an "St. Anger" von METALLICA erinnert und somit nicht besonders einfallsreich erscheint. Der Song ist für mich allerdings eine große Enttäuschung, hat er doch nicht wirklich ergreifende Riffs oder Hooklines, die einen mitreißen könnten. Auch der Refrain ist überaus schwach und man muss sich fragen, warum gerade dieser Song hier sogar noch Namensgeber und Videoauskupplung wurde. Stände nicht SLAYER, niemand würde ihn feiern, machen wir uns doch nichts vor. Etwas forcierter geht es dann aber mit "Take Control" zur Sache, der insbesondere in der zweiten Songhälfte, also so ab Minute zwei, durch kompromissloses Riffing und einen treibenden Gesang zu überzeugen weiß. Hier blitzt die Genialität von SLAYER einmal auf und ich fahre quasi hoch aus dem Sessel, als ich dem Song lausche! Deutlich langsamer geht es dann mit "Vices" zur Sache, der zwar einige gute Riffs hat, mir aber doch zu wenig homogen ist, als dass er zu überzeugen wüsste. "Cast The First Stone" ist wieder eine langsamere Nummer mit einigen brachialen Schlagzeugsegmenten, die den Song dann aber doch in die erste Liga hieven. Da verzeihe ich auch, dass man sich hier am bekannten "Reign In Blood"-Riff etwas angelehnt hat, um dem Song die nötige Spannung zu geben. Das sehr langsame "When The Stillness Comes" beginnt mit einem cleanen Gitarrenintro, natürlich denkt man hier wieder an "Seasons In The Abyss", wobei der Song letztlich bei weitem nicht in der gleichen Liga spielt, trotzdem kein Ausfall. Etwas schneller geht "Chasing Death" zur Sache, gutes Introriff, dennoch verliert sich der Song später und bleibt nicht im Ohr hängen. "Implode" ist leider ebenso ziemlich belanglos und nicht wert, dass man hierzu weiter ausführt. "Piano Wire" hingegen ist eine klassische alte SLAYER Nummer und hätte man evtl. auch auf dem "Seasons In The Abyss" wiederfinden können. Der Song, der es damals nicht mehr auf die "World Painted Blood" Scheibe schaffte, marschiert im Midtempo und hat wohl auch schon einige Jahre auf dem Buckel, da er als einziger Song auf dem Album noch von Jeff Hannemann geschrieben wurde. Kerry King hatte im Interview gesagt, dass man den Song noch etwas aufgepizzat hätte. Nun denn, die Nummer funktioniert für mich. "Atrocity Vendor" ist jedoch kaum einer Erwähnung wert, wohingegen das folgende "You Against You" ein paar geile und typische SLAYER Riffs aufweist und schon straighter zur Sache geht. Der Song will definitiv laut gehört werden! Ein Ausfall hingegen ist wieder der letzte doch recht lahme Song "Pride in Prejudice", der nicht richtig voran geht und geskippt werden will. Doch dann ist auch schon Schluss mit dem Album.

Was bleibt ist ein doch nur durchschnittliches SLAYER Album. Ob die Riffpolizei Hannemann/King nun mit Holt/King ihre würdigen Nachfolger gefunden hat, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Für mich gibt es hier keinen Daumen hoch, aber SLAYER Fans werden sicherlich nicht grundsätzlich enttäuscht werden, auch wenn ich mir doch weit mehr erhofft hätte. Auf der folgenden Tour, die ich schon sehnsüchtig erwarte, werden jedoch wieder andere Songs abgefeiert als die, die man auf "Repentless" präsentiert bekommt. Schade. 

 

 

Repentless


Cover - Repentless Band:

Slayer


Genre: Thrash Metal
Tracks: 12
Länge: 41:56 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Warner