Review:

Mythmaker

(Skinny Puppy)

Die altgedienten Szeneveteranen und Industrial/EBM-Vorreiter SKINNY PUPPY haben sich schon auf "The Greater Wrong Of The Right" zu clubbigen Sounds hingezogen gefühlt und lieferten Breakbeat-durchtränkte, gar poppige Sounds ab. Was einerseits modern klang, entzog ihrer Musik zu weiten Teilen die Experimentierfreude. Wer sich daran störte, könnte mit dem gelungeneren "Mythmaker" durchaus wieder glücklich werden. Knapp drei Jahre nach ihrem letzten Album sind SKINNY PUPPY mit einem tollen Album zurück. Tanzbarkeit überlässt man 2007 weitestgehend ganz entspannt den Jüngeren. "Mythmaker" besinnt sich endlich wieder auf die Stärken des kanadischen Dreiers um Ogre, cEvin Key und Mark Walk: Die Überlegene Erfahrung beim Einsatz der Elektronik, ein bis ins Detail durchdachtes Soundgerüst und nicht zuletzt den Willen mit den Sounds zu spielen. "Magnifishit" beginnt mit epischer Dramatik und einer kleinen Melodie, die einfachen Beats kokettieren mit einem militärisch anmutenden Marsch. Und auch wenn sie kein dominierendes Element auf "Mythmaker" darstellt, genießen es SKINNY PUPPY sichtlich, sich im Spannungsfeld aus kraftvoller Breite und sehr sparsam instrumentierten Parts zu bewegen ("Haze"). Die Ballade "Jaher" überraschend im Gegensatz dazu mit einem erstaunlich prägnanten und wenig effektbehafteten Gesang Ogres, der zusammen mit einer Akustikgitarre einen träumerischen Sound erzeugt. Als Hommage an das Vorgängeralbum gerät das fetzige und Single-taugliche "Politikil", das seine Electro-Rock-Härte aus einer Gitarre zieht (die hängt um den Hals von nicht-Gründungsmitglied M. Walk). "Politikil" markiert dennoch für mich die schwächere Seite des Albums, da es abgesehen von einem cool-spacigen Zwischenpart zu langweilig ist - da überrascht es nicht, dass "Politikil" zum Soundtrack eines Computerspiels gehört, denn so klingt es auch. Die Breakbeats integrieren sich harmonischer ins Klangbild als auf dem Vorgänger, prägen aber den Sound bei Songs wie "Ambiantz" - aus dem eine grandios platzierte Kirchenorgel die Quintessenz herausholt. Richtig ätzend werden SKINNY PUPPY aber beim abschließenden Übersong "Ugli". Es ist nicht die brutale Härte die etwa MINISTRY dafür auffahren müssen. Es sind krachige Samples die sich bisweilen ins schmerzhafte Zusammentürmen ohne an sich aggressiv zu sein, ein rasiermesserscharfes Gitarrenriff und eine monotone Wiederholung der "Jesus wants to be ugly"-Textzeile die dem Hörer einiges abfordern - denn neben der musikalischen Peitsche an die man sich gewöhnen könnte, gibt es immer wieder das richtige Maß Zuckerbrot - hier in Form eines durchaus eingängigen Chorus. Bissige Texte mit zeitgenössischen Themen treffen bei SKINNY PUPPY endlich auch wieder auf intelligent gemachte Elektronik. Es gibt nicht viele Bands, die das nach einem Vierteljahrhundert Szeneaktivität von sich sagen können.

Mythmaker


Cover - Mythmaker Band:

Skinny Puppy


Genre: Electro
Tracks: 10
Länge: 49:0 (CD)
Label: Synthetic Symphony
Vertrieb: SPV