Review:

Dark Wings Of Steel

(Rhapsody Of Fire)

by Gast
Seit ihrer Gründung in den späten Neunzigern spalten RHAPSODY die Geister: Was für den Einen die epochale Krönung meisterhafter, klassischer und symphonischer Metal-Klänge ist, ist für den Anderen schlichtweg meisterhafter Kitsch made in Italy. Ganz klar, der opernhafte Männergesang, die endlos verschachtelten Melodien, Chor- und Orchester-Elemente sowie der verstärkte Einsatz von Tasteninstrumenten mag nicht jedermanns Sache sein, schafft es aber auf der anderen Seite eine gewaltige Anzahl von Fans um sich zu scharren.

Im Jahre 2011 haben sich RHAPSODY geteilt: Während Komponist und Gitarrist Luca Turilli das Projekt unter dem Namen LUCA TURILLI’S RHAPSODY mit „Ascending To Infinity“ weiter in eine Welt aus Epik und Filmmusik lenkte, versuchte Keyboarder (und ebenfalls generischer Komponist) Alex Starpoli mit RHAPSODY OF FIRE zurück zu den Ursprüngen zu finden und die (einst) prägnanteren Keyboard-Melodien hinter den komplizierten Gitarren-Soli wieder etwas in den Vordergrund zu rücken. Nun spalten die fortlebenden Geister RHAPSODY’s die einstige Fan-Gemeinde. Sollte man die beiden Projekte vergleichen, oder es lieber sein lassen?

Wie auch schon Turilli‘s Vorlage klingt auch Starpoli‘s Version glasklar nach RHAPSODY. Allerdings unterscheiden sich die beiden gleichzeitig, stärker sie nicht könnten. So wirken RHAPSODY OF FIRE auf „Dark Wings Of Steel“ weitaus düsterer als Luca Turilli‘s Variante. Viel mehr Dramatik bekommt der Hörer hier geboten, der Gesang von Lione wirkt weniger schmalzig, die Orchesterteile weniger pompös, das gesamte Arrangement an sich weniger kitschig und irgendwie gereift. Man bleibt hier stets episch und die Songs sind durchweg auf einem sehr hohen und schwer nachzuahmenden Niveau verfasst, doch bleibt Starpolis Truppe irgendwie bodenständiger als Turilli‘s Mannschaft. Diese tiefen, treibenden Keyboard-Melodien sind es, die RHAPSODY OF FIRE hier ausmachen. Weniger Spuren, weniger Spielereien und vor allem weniger Höhen, weniger Schauspiel als „Ascending to Infinity“ ‒ Das bietet „Dark Wings Of Steel“.

Ich persönlich finde, die Abkehr vom Sonnenlicht steht RHAPSODY OF FIRE sehr gut zu Gesicht. Atmosphärischer und ehrlicher als der Gegenpart, orientiert sich Starpoli definitiv mehr im Metal-Bereich als Turilli. Das RHAPSODY (OF FIRE) auch ganz gut ohne ihren Master-Komponisten und Seitenzupfer auskommen, beweist die neue Scheibe allemal.

Dark Wings Of Steel


Cover - Dark Wings Of Steel Band:

Rhapsody Of Fire


Genre: Power Metal
Tracks: 11
Länge: 59:33 (CD)
Label: AFM
Vertrieb: Soulfood