Review:

Mogontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken

(Nocte Obducta)

„Mogontiacum“ heißt Mainz – Und das neuste Album von NOCTE OBDUCTA. Dass Besondere an „Mogontiacum“ ist, dass es unter anderem Namen und in Sequenzen schon seit Ewigkeiten existiert und ursprünglich an „Nektar“ (2005) anschließen sollte. Einige Alben und mehr als zehn Jahre später ist es dann endlich soweit und „Mogontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken…)“ steht in den Regalen.
Was bringt das Album mit dem nostalgischen Titel und dem psychedelisch-düsteren Artwork mit sich?
„Mogontiacum“ ist vieles, aber keine Fortsetzung zu „Nektar“. NOCTE OBDUCTA haben lange an dem Album gefeilt und sich nicht mit der Ur-Form von damals zufrieden gegeben, neu und alt prallen hier aufeinander. Psychedelische Instrumentalpassagen, gotische Düsternis und finsterster Schwarzmetall koexistieren hier wie selbstverständlich und nirgendwo anders. NOCTE OBDUCTA klingen vertraut und doch neu. „Mogontiacum“ ist voller Gegensätze und doch homogen.

Mit „Am Ende Des Sommers“ haben NOCTE OBDUCTA einen sehr sperrigen und abstrakten Instrumental-Song an den Anfang gesetzt. Wabbernde Synthesizer, ruhige Drums und Akustik-Gitarren geben den Start in eine etwas zähe, psychedelische und einlullende Traumwelt. Im Kontrast dazu ist das „Löschkommando Walpurgisnacht“ hingegen purer Black Metal mit knüppelndem Schlagzeug und Highspeed-Poesie. Wo Songs wie der griffige Ohrwurm „Ein Ouzo Auf Den Nordwind“ sicher nicht nur Live-Potential haben, kommen „Glückliche Kinder“, „Die Pfähler“, „ Am Waldrand“ ausgesprochen atmosphärisch, mitreißend und vielseitig daher. Hier gibt es diese entscheidenden Momente, die einen gerne auf die Replay-Taste drücken lassen – und das zu Hauf. Dem neunzehn-minütigen „Desîhra Mogontiacum“ merkt man seine Läge natürlich nicht an. Nicht nur hier ist ein Blick in das Booklet ausgesprochen interessant, lohnenswert und aufschlussreich: NOCTE OBDUCTA singen von „Nektar“, „Aschefrühlung“ und „Anis“, trinken auf den „Nordwind“ und schaffen es ihre Musik fabelhaft durch ihre Lyrics zu untermauern – wie es nicht vielen Bands gelingt. NOCTE OBDUCTA arbeiten nämlich nicht nach dem (wohl beliebten) Prinzip „Reim-Dich-Oder-Stirb“ und erschaffen neben der wohlklingenden Musik Texte, die man sich gerne durchliest.

Der Sound von „Mogontiacum“ ist einmalig original und gegenwärtig. Auf schwammige Aufnahmen haben NOCTE OBDUCTA (wie üblich) verzichtet und man fühlt sich bei voller Lautstärke wie im Proberaum. Wem also avantgardistischer, deutschsprachiger Schwarzmetall mit vielen ruhigen und auch lauten Momenten zusagt, der sollte hier zugreifen!

Mogontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken


Cover - Mogontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken Band:

Nocte Obducta


Genre: Black Metal
Tracks: 10
Länge: 62:56 (CD)
Label: MDD Records
Vertrieb: Alive