Review:

Ardeo

(Nachtgeschrei)

So richtig viel konnten die Frankfurter Folkies mit ihren ersten beiden Alben „Hoffnungsschimmer“ und „Am Rande Der Welt“ nicht ausrichten, was zum Einen wahrscheinlich an dem momentan noch vorherrschenden Überangebot des Mittelalter-Booms liegt (da hoffe ich langsam auch inständig, dass bald ein Ruck durch diese Szene geht und den ganzen Müll dahin zurückspült, wo er hergekommen ist…), zum Anderen aber ganz sicher an dem großen Gewöhnungsbedürftigkeitsfaktor von NACHTGESCHREI. Die Songs fahren immer noch eine nicht zu unterschätzende Schlagerlastigkeit auf, sind instrumental völlig unspektakulär, und Sänger Holger „Hotti“ Franz klingt nach wie vor wie ein gescheiterter Heldentenor irgendwo zwischen Gröhlemeyer, Roy Black und Karel „Biene Maja“ Gott. Das wirklich Erstaunliche ist aber, dass die Stücke durch ihre melancholische, eingängige Gangart einen hohen Wiedererkennungsfaktor und mitunter sogar so etwas wie Hitpotential besitzen, sieht man mal von den wahrlich nicht immer kitschfreien Texten ab. „An Mein Ende“, „Herzschlag“, „Ich Hör Nichts Mehr“ oder „Hinter Deinen Augen“ klingen trotz aller Kritikpunkte, die man der Band vorwerfen kann, auf ganz eigene Weise kauzig, fast schon übertrieben pathetisch, dadurch manchmal unfreiwillig komisch, aber immer irgendwie sympathisch. Ich kann jedenfalls behaupten, dass ich „Ardeo“ alles andere als übel finde, vielleicht auch, weil sich die Truppe mit ihrem (gewollten?) „Trash-Einschlag“ vom Großteil des mittlerweile leider im kreativen Spielmannssumpf versunkenen Restes abhebt.

Ardeo


Cover - Ardeo Band:

Nachtgeschrei


Genre: Folk
Tracks: 11
Länge: 50:21 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood