Review:

A Journey Into The Unknown

(MENTALIST)

TIPP

Normalerweise besteht die goldene Regel, dass das wichtigste Album einer Band der dritte Output sein muss. Tja, bei MENTALIST ist dies scheinbar nicht so, da sich die Band scheinbar vorgenommen hat diese Regel zu brechen. Mit „A Journey Into The Unknown“ überspringt die Band gleich 2-3 Qualitätslevel und lässt den Vorgänger meilenweit zurück. Wer das Debütalbum „Freedom Of Speech“ nicht kennt, dem sei gesagt, dass wir hier nicht von einem Rohrkrepierer sprechen, sondern von einem wirklich guten Powermetal-Album! „A Journey Into The Unknown“ beinhaltet zwar alle bekannten Trademarks des Debüts, aber legt bei jeder Note, jedem Drumschlag und bei jedem Gitarrensolo noch eine Schippe drauf.

Man bewegt sich stilsicher in HELLOWEEN, GAMMA RAY, PINK CREAM 69 Gefilden. Besonders Sänger Rob Lundgren erinnert oft an eine Mischung aus Kai Hansen und Michael Kiske und zeigt, dass er mit diesen Referenzsängern mehr als mithalten kann. Auch die Gitarrenfraktion um Kai Stringer und Peter Moog haben einige nette Kabinettstückchen aus dem Hut gezaubert und überzeugen sowohl im Songwriting als auch bei Soloparts. Über die Drumfraktion müssen wir nicht viel erzählen. Thomen Stauch scheint nach BLIND GUARDIAN eine neue Heimat gefunden zu haben und man hört bei jedem Schlag, dass der gute Mann mit Herz und Seele für MENTALIST brennt. Unscheinbar, aber grundsolide führt Florian Hertel die Bassfraktion durch die 11 Songs, welche für über eine Stunde beste Unterhaltung sorgen.

Gleich der Titelsong bleibt im Kopf. „A Journey Into The Unknown“ legt in bester HELLOWEEN-Manier los und Vocalist Rob bekräftigt sogleich seinen Anspruch auf einen Platz in der Metal-Elite. Ein wirklich toller Song, der mit einem Refrain beeindruckt, welcher locker auf einer frühen HELLOWEEN-Scheibe Platz gehabt hätte. Hier ist auch das Video empfohlen, welches die Band sehr sympathisch zeigt und eine Abwechslung von dem heutigen Einheitsbrei anbietet – mehr davon! Apropos HELLOWEEN – MENTALIST müssen sich in keinster Weise  vor dem Genremonster verstecken. Der neue Output der Kürbisköpfe ist zwar sehr gelungen, aber mir gefällt „A Journey Into The Unknown“ tatsächlich noch einen Tacken besser. Das liegt daran, dass MENTALIST einfach ehrlicher und direkter auf den Punkt kommen. Zwar weisen alle Songs eine Länge von über 4 Minuten auf (das Intro „Horizon mal ausgeschlossen), aber kein Stück wirkt künstlich überfrachtet und jede Passage hat ihre Daseinsberechtigung.

Das Songmaterial ist grundsätzlich bangkompatibel, aber immer noch so verspielt, dass für Feinheiten genug Platz eingeräumt wurde. Mal laden opulente Refrains und ruhige Rock-Passagen zum Verschnaufen ein, um dann wieder den Geschwindigkeitsregler auf Vollgas zu stellen. Bei dieser Abwechslung kommt definitiv keine Langeweile auf. Der Songtitel „Dentalist“ zeigt eine lustige Seite der Band auf. Ich habe bisher noch nicht auf den Text geachtet, aber dem Tempo nach könnte es sich um eine Flucht aus einem Wartezimmer handeln. „Live Forever“ zeigt eine deutliche Vorliebe zu IRON MAIDEN auf, was besonders durch eine zweistimmige Gitarrenarbeit untermauert wird. Zu Coverversionen mag man stehen wie man will. Mit „Manchild“ der Künstlerin Neneh Cherry hat man sich an einen gefährlichen Song gewagt, da das Original tatsächlich anbetungswürdig ist. METALIST übertreffen zwar nicht die Urfassung, aber blamieren sich auch nicht. Eine gelungene Version, welche natürlich als spaßvoller Bonustrack gewertet wird. Schlecht geht aber definitiv anders…

Ich fasse es mal zusammen. HELLOWEEN hat sauber abgeliefert, IRON MAIDEN wird sauber abliefern, aber MENTALIST liefern nicht nur ab, sie garnieren ihre Arbeit noch mit einer extragroßen Schleife. Wie wollen die Jungs das bei Album Nummer 3 noch toppen? Fazit: Das Teil ist ein Alleskönner! Kaufen!

 

 

 

A Journey Into The Unknown


Cover - A Journey Into The Unknown Band:

MENTALIST


Genre: Heavy Metal
Tracks: 11
Länge: 60:29 (CD)
Label: Pride & Joy Music
Vertrieb: Soulfood