Review:

Zwielicht

(MENTAL CRUELTY)

Es soll ja in subversiven Kreisen diverse Leute (mich eingeschlossen!) geben, die beim reinen Hören oder Lesen von Begriffen wie „Deathcore“ übelsten Ausschlag, Zuckungen und Brechreiz bekommen. Wenn das Ganze zudem noch mit „symphonischen“ Elementen garniert wird, scheint Waterboarding dagegen wie pure Erholung zu wirken. Nun ergibt es sich aber, dass MENTAL CRUELTY diese hippe Mischung nicht nur auf ein sehr erträgliches Niveau hieven, sondern sogar über weite Strecken durch cleveres Songwriting überzeugen. Was bei gleichgesinnten Bands oft in wirren Mittel-zum-Zweck-Krach ausartet, hat bei dem Quintett aus Karlsruhe unerwartet viel Struktur; der Bombast und die epischen Parts werden sehr zielgerichtet eingesetzt, und auch der Klargesang, der hin und wieder das Geschehen dominiert, wirkt nicht aufgesetzt, sondern wird punktgenau integriert – lediglich die sterile, künstlich tönende Doublebass zerrt an den Nerven. Wer also dieser sehr krawalligen Stilrichtung gegenüber aufgeschlossen ist, bekommt etwa mit „Obsessis A Daemonio“, „Nordlys“, dem getragenen Titelsong oder dem mit mächtigen Midtempo-Passagen versehenen „The Arrogance Of Agony“ einige sehr gelungene  Stücke, die „Zwielicht“ neben einem ansehnlichen Digipak mit 16-seitigem Booklet inklusive aller Texte für die Zielgruppe mehr als interessant machen. Wer es allerdings gerne oldschoolig, rotzig und weniger hektisch-kalkuliert mag, sollte nach wie vor einen großen Bogen machen…

 

Zwielicht


Cover - Zwielicht Band:

MENTAL CRUELTY


Genre: Death Metal
Tracks: 10
Länge: 48:54 (CD)
Label: Century Media Records
Vertrieb: Sony Music