Review:

Boundless

(Long Distance Calling)

TIPP

Mit „Boundless“ geht die Münsteraner Instrumental-Rock-Institution einen Schritt zurück – gleichzeitig aber auch einen nach vorne. Endlich – man muss es wohl so sagen – ist die Band nämlich wieder ohne Sänger. Die beiden Vorgängeralben „The Flood Inside“ und „TRIPS“ wurden über weite Strecken durch klassischen Lead-Gesang bestimmt, was jedoch zu konventionelleren und flacheren  Songstrukturen führte. Offenbar waren LONG DISTANCE CALLING mit dem Ergebnis selbst nicht komplett zufrieden, weshalb sie sich für ihr neues Album wieder vollständig auf die Kern-Band fokussiert haben.

Einen Schritt nach vorne geht die Band in ihrer Vielseitigkeit: „Boundless“ enthält sowohl die härtesten Riffs ihrer Diskographie als auch effektvoll eingesetzte elektronische Sounds und Samples. Letztere kommen besonders eindrücklich bei „In The Clouds“ zum Tragen, das sphärisch und rein elektronisch beginnt, in dessen Verlauf die Gitarren und das Schlagzeug jedoch nach und nach die Oberhand gewinnen. „Like A River“ dagegen spielt mit Spaghetti-Western-Atmosphäre, das psychedelische „The Far Side“ wiederum zieht im Mittelteil ein 70s Retro-Keyboard aus dem Hut und das dramatische Ende von „On The Verge“ wird durch Streicher-Samples unterstützt.

Dieses Album ist tatsächlich „Boundless“, weil hier kein Gesang eine Struktur vorgibt, sondern die Band ihre Musik einfach fließen lassen konnte. Die Stücke sind kunstvoll und gleichzeitig organisch aufgebaut, bewegen sich von drückenden Riffs zu atmosphärischen, fließenden Passagen und wieder zurück und steigern sich am Ende oft zu epischen Themen, am eindrücklichsten im über 9-minütigen Opener „Out There“. Das macht „Boundless“ zur stärksten Veröffentlichung seit dem selbstbetitelten Album von 2011 bzw. knüpft es mit seiner Dichte, Komplexität und Intensität direkt daran an.

 

 

 

 

Boundless


Cover - Boundless Band:

Long Distance Calling


Genre: Rock
Tracks: 8
Länge: 49:25 (CD)
Label: Inside Out
Vertrieb: Sony