Review:

The Collection Box (5-CD+DVD)

(Kings Of Leon)

Die KINGS OF LEON waren zu Anfang ihrer Karriere wohl eher ein Geheimtipp der Indie-und Alternative-Szene. Dann, mit ihrem 4. Album „Only By The Night“ und den Singles „Sex On Fire“ und „Use Somebody“ startet man voll durch und katapultierte sich an die Spitze der Charts – und in den Mainstream. „The Collection Box” von RCA/Sony umfasst alle fünf Studioalben der Band aus Nashville (in Papphüllen, mit Booklet), sowie eine DVD (“Live At The O2 – Londond, England”), die gut aufzeigt wie groß die Brüder Caleb, Jared und Nathan Followill sowie Cousin Matthew Followill geworden sind. Die Show ist eine Best-Of-Veranstaltung in relaxter Form (Setlist siehe unten). Aufgenommen am 30. Juni 2009, zur Zeit ihrer megaerfolgreichen Phase grooved sich die Band cool durch ihre Hits. Die Bühnenperformance gleicht eher einem Songwriterauftritt (was die KINGS OF LEON ja an sich auch sind) als der einer Rockband, die Intensität vor allem auch der älteren Stücke ist atmosphärisch greifbar. Wohltuend - große Gesten und Effekte abseits der Songs fehlanzeige. Klasse Auftritt.

„Youth And Young Manhood“ wurde 2003 allenthalben als das Debüt des Jahres abgefeiert. Reichlich Legenden ranken sich um das Quartett und der sehr kurzfristigen Entstehung des Albums. Egal. „Youth And Young Manhood“ ist rau und melodisch, macht gute Laune und hat dabei zynisch, derbe Inhalte zu bieten. Der Gesang hat was von einer Whisky-Bar, die Typen schienen direkt aus den 60ern zu kommen. Der erste Auftritt der KINGS OF LEON war mit Songs wie „Red Morning Light“, „California Waiting“, „Molly's Chambers“ und „Holy Roller Novocaine“ äußerst geschmackvoll garniert und stach aus der durch immer mehr Gleichförmigkeit gekennzeichneten Szene heraus. Indie-Rock mit Blues und Country klingt erst mal wenig spannend. „Youth And Young Manhood“ bewies das Gegenteil.

Ende 2004 legte man dann mit „Aha Shake Heartbreak“ gekonnt nach. Bestach das Debüt noch durch etwas rauen, unbeholfenen Charme, so lassen Songs wie „King Of The Rodeo“, „Taper Jean Girl“, „Milk“ und „The Bucket“ ein gereiftes Quartett erkennen. Man ging einen Tick ruhiger zu Werke, getraute sich auch mal etwas über den eigenen Tellerrand zu schauen und perfektionierte handwerklich den Stil des Vorgängerwerkes. Vieles wirkt zugänglicher, die Country-Rock’n’Roll-alles-egal-Attitüde wurde sauber verpackt – trotzdem hat das Album eine erstaunliche Langzeitwirkung. Es gibt nicht Wenige die in „Aha Shake Heartbreak“ ein Zwischenalbum sehen, dass das Durchstarten der KINGS OF LEON erst ermöglichte.

„Because Of The Times“ (2007) darf man dann durchaus als Weiterentwicklung der Band sehen. 2 ½-Jahre lies Album Nummer drei auf sich warten, ruhigere Stücke treten weiter in den Vordergrund (das starke und mit einer Ohrwurmmelodie versehene „The Runner“ sei da mal genannt); bereits der Opener „Knocked Up“ spielt mehr mit Stimmungen als das er „nur“ rockt, kontrastiert vom nachfolgenden gitarrenlastig-rauen „Charmer“ das die straighte Richtung des Debüts aufgreift. Mit dem ebenfalls wieder flotten „On Call“ gab es den ersten Hit der KINGS OF LEON. Eine Anbiederung an den Mainstream stellt Album Nummer drei aber beileibe nicht da. Man ist halt „noch“ besser geworden, die Songs verströmen Energie und Atmosphäre ohne plakativ laut, heftig oder mit Effekten versetzt zu sein. „Because Of The Times“ ist ein intensives Album, das etwas Zeit braucht um seine volle Wirkung zu entfalten; und dies ist ja bekanntlich auch ein Qualitätsmerkmal.

2008 - „Only By The Night” – das über 6 Millionen mal verkaufte Überfliegeralbum. An den Hits “Sex ON Fire” und “Use Somebody” kam man in den Monaten nach erscheinen des 4. KINGS OF LEON Album nicht vorbei. Natürlich – die Followill’s waren im Mainstream angekommen, der KOL-eigene Südstaatenrock hatte das Beste von U2 (mit denen man ja auch auf Tour war) und BON JOVI aufgesogen, Stadionrock sei das, hörte man auf Grund der bombastischen Klanggebilde alleweil, aber man war sich trotzdem treu geblieben. Südstaaten-Finesse, straightes, ausgereiftes Songwriting und der unverkennbarer Gesang wurde gepaart mit epischen Pathos und einer weiter zunehmenden atmosphärischen Dichtheit. Der Einstieg mit dem sich steigernden „Closer“, das zerfahren elektronisch rockende „Crawl“, der mit Piano versetzte Groover „Notion“ sowie das langsame, sehr atmosphärische „Cold Desert“ sind Highlights des anspruchsvollen Maintream-Rock. Balladen wie „Manhattan“ oder „Revelry“ erzeugen Gänsehaut. „Only By The Night” ist ein stimmiges und auch durcharrangiertes Album was zurecht ganz oben stand.

Auch wenn auf „Come Around Sundown“ die ganz großen Hits des Vorgängeralbums fehlen, steht das 2010 erschienene fünfte Werk qualitativ und inhaltlich gesehen „Only By The Night“ kaum nach. Allerdings hatte sich die von Album zu Album wachsende Aufregung um die KINGS OF LEON etwas gelegt. Von vielen Fans wurden die reichlich guten Songs bereits als “erwartet” eingestuft. Die Single „Radioactive“ schlägt dabei mit ihrem Ohrwurmrefrain und ihrem Pop-Appeal noch am ehesten die Brücke. Ansonsten versuchen die KINGS OF LEON mit Songs wie “The End” (perfekter KOL-Rock, klasse Gesang, fette Gitarre), “The Immortals” (Hymne), “Back Down South” (Country-Rock mit Fidel), “The Face” (äußerst nuanciert, instrumentales Meisterwerk) oder “No Money”(rockt gut nach vorne) wieder Einflüsse ihrer Anfänge aufzunehmen. Das gelang nur zum Teil, klingt “Come Around Sundown“ doch weniger nach Boogie und Tennessee, sondern eher nach Indie meets Pop in California; ist aber trotzdem ohne Wenn und Aber ein Werk der KINGS OF LEON und damit immer noch eine richtig gute, authentische Scheibe. Ach ja, der Gesang von Caleb Followill veredelt eh‘ jedwede musikalische Darbietung.

Damit outet sich die KINGS OF LEON “The Collection Box” als hochwertiges Erzeugnis, dass alles enthält was man von den KINGS OF LEON braucht. Die Entwicklung vom Vorzeige-Indie-Tipp zur Stadionband ohne Allüren ist hier gut nachvollziehbar. Für Fans zwar wohl eher nur wegen der DVD von Interesse, für jene denen der eine oder andere Song der KINGS OF LEON mal gefallen hatte, dass richtige zum zuschlagen. Und ob es von den Jungs bald was Neues gibt? Das wissen nur die Götter oder die KINGS selbst.



DVD: Live At The O2 London, England

01. Notion

02. Be Somebody

03. Taper Jean Girl

04. My Party

05. Molly's Chambers

06. Red Morning Light

07. Fans

08. California Waiting

09. Milk

10. Closer

11. Crawl

12. Four Kicks

13. Charmer

14. Sex On Fire

15. The Bucket

16. On Call

17. Cold Desert

18. Use Somebody

19. Slow Night, So Long

20. Knocked Up

21. Manhattan

22. Black Thumbnail

The Collection Box (5-CD+DVD)


Cover - The Collection Box (5-CD+DVD) Band:

Kings Of Leon


Genre: Alternative
Tracks: 88
Länge: 340:0 (CD)
Label: RCA
Vertrieb: Sony