Review:

Theia

(KALAHARI)

Und Asterix und Obelix hatten doch Recht: „Die spinnen, die Römer!“ Keine Ahnung, ob die Band tatsächlich aus Rom stammt, aber aus Italien wird uns in jedem Fall die neue EP „Theia“ serviert. Und warum spinnen die jetzt? Das werde ich gerne in diesem Review aufklären. Fangen wir also einfach mal an.

Die Scheibe beginnt mit dem Titelsong „Theia“, welcher mit cleanen Gitarren und einer wirklich sehr schönen und sauberen Gesangsleistung beginnt. Erinnert mich entfernt an PSYCHOTIC WALTZ und lässt somit sofort aufhorchen. Der Sound wird dann härter und marschiert, flankiert von einem Growl in Richtung Power Metal. Die Stimme von Sänger Nicola Pellacani sitzt und bringt den Song gut in Schwung. Leider gefallen mir die eingestreuten Growls nicht ganz so gut, da sie irgendwie nicht ins Gesamtbild passen. Zu diesem Thema möchte ich mich aber später erst äußern. Insgesamt ein sehr moderner und guter Song, der besonders durch die wirklich überzeugende Gitarrenarbeit punkten kann. Die PSYCHOTIC WALTZ-Parts sind eh nicht zu schlagen.

„Followers Of The Lich“ beginnt mit einem stampfenden, mitreißenden Rhythmus um dann in einen schönen Power-Metal-Song überzugehen. Leider passen die eingestreuten Growls wieder nicht wirklich. Dafür ist der Refrain, der mit schönen Chören unterlegt wurde, definitiv passend und astrein eingesungen. Die gespielten Soli zeigen, dass die Musiker nicht erst seit gestern ihr Instrument um den Hals hängen haben, und das Schlagzeug hält den Song gut zusammen und stopft jedes Soundloch. Der zweite Teil des Songs wird mir mit typischen 4/4-Breakdowns und Growls dann doch zu gewollt auf modern getrimmt. Es kommt einem tatsächlich so vor, als wüsste die Band nicht, wohin die Reise gehen soll. Insgesamt ist der erste Teil von „Followers Of The Lich“ wirklich gut gelungen und Teil zwei hätte man sich leider sparen können.

Kommen wir zu „Zombie Night“, welches flott beginnt und wieder moderne Spielelemente enthält. Die Vocals pendeln zwischen Gebrülle und cleanem Gesang, und die Gitarren brillieren ein ums andere mal. Der Refrain überzeugt mich nicht wirklich, und der Song hat für mich eher den Charakter eines Lückenfüllers.

So! Und jetzt ist der Punkt gekommen, alle drei vorhergehenden Songs einfach mal zu vergessen. Bisher hatten wir es mit einer durchaus gutklassigen Scheibe zu tun, die wahrscheinlich aber schnell in Vergessenheit geraten wäre, aber was jetzt kommt, das kann man nicht vergessen. Jetzt wird es nämlich WELTKLASSE! Und ich meine wirklich WELTKLASSE! Aber lest selbst:

Und dann kam „I Am The Mountain“. Der Song fängt balladesk an, und Sänger Pellacani unterstreicht sein grandioses Stimmvolumen. „I Am The Mountain“ steigert sich in eine geniale Halbbalade, welche METALLICA zu Glanzzeiten nicht besser komponieren hätten können. So will ich KALAHARI sehen. Selten so eine tolle Mischung aus METALLICA, ANGEL DUST und ICED EARTH gehört. Tolle Gitarren, toller Gesang, klasse Bass- und Schlagzeugleistung. So geht ein verdammter Metal-Hit! Genau so! Der Song ist eine Granate vor dem Herrn und macht für sich die Scheibe schon zu einem Pflichtkauf!

Geht’s noch geiler? Als ich den Songtitel „Cable Core“ gelesen habe, schwante mit wieder Böses. Das Wort Core macht halt doch Angst. Aber nein, es geht noch geiler! 1, 2, 3, 4, und los geht’s mit einer Leistung, an die ICED EARTH nur in ihren Sternstunden anstinken können. Ich habe während des Lieds auf einem Heimtrainer geschwitzt, und bei diesem Refrain schoss mir ein „Geil!“ aus dem Mund. Ich konnte nichts dagegen machen. War schon „I Am The Mountain“ ein Kracher, bläst alleine der Refrain von „Cable Core“ alles bisher gehörte in den Wind. Wahnsinn, und egal, wer das komponiert hat, dieser Mensch gehört in den Metal-Olymp! Es kommt im Metal ja immer mal zu wirklich guten Songs, die man immer wieder gerne anhört und genießt, aber dieser Song überschreitet diese Grenze. Bei einem Underground-Act einen Alltime-Klassiker zu finden, das ist wirklich selten, aber KALAHARI haben es geschafft. Meinen Glückwunsch!

Tja, was soll ich sagen. „Die spinnen, die Römer“! Spielen eine EP ein, deren Schmuckstücke sich am Ende befinden. Wären alle Songs von der Qualität dieser beiden Songs, dann hätten wir hier einen Klassiker zu vermelden, der wohl durch die Metalwelt-Presse gegangen wäre. Leider steht sich die Band in den ersten drei Songs noch zu sehr mit modernen Einflüssen selber im Weg. Daher die große Bitte: Longplayer aufnehmen und bitte nur noch den traditionellen Weg gehen. Dann wird das definitiv was mit den großen Bühnen dieser Welt. So, und ich höre jetzt „I Am The Mountain“ und „Cable Core“ in Dauerrotation. Wahnsinn!

 

Theia


Cover - Theia Band:

KALAHARI


Genre: Metal
Tracks: 5
Länge: 22:12 (EP)
Label: Eigenproduktion
Vertrieb: Distrokid