Review:

Crimson Messiah

(IRON FATE)

TIPP

Je später der Abend, desto angenehmer die Gäste. Allerdings ist es im Fall von IRON FATE nicht der Abend, sondern das Jahr, und weil es eben schon sehr spät ist, ist „Crimson Messiah“ auch dementsprechend angenehm ausgefallen. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Das Ding ist ein absoluter Kracher geworden. Schon das Debüt „Cast In Iron“ war ein klasse Werk und so war auch beim hier vorliegenden Nachfolger meine Erwartung nicht gerade klein. Dass IRON FATE diese Erwartung aber mal mir nichts dir nichts pulverisieren, das überrascht mich dann doch. Satte 11 Jahre hat man sich Zeit gelassen und sich hörbar weiterentwickelt. Die recht deutlichen JUDAS PRIEST / RAM-Reminiszenzen tauchen hier höchstens noch sporadisch (im Rausschmeißer „Lost Forever“) auf und weichen einem recht divergenten Klangbild, welches man am ehesten in den Weiten der USA verortet, aber bestimmt nicht im beschaulichen Niedersachsen.

Mit „Crimson Messiah“ und „Malleus Maleficarum“ zeigt man sich erst einmal von seiner bissigen Seite, ohne jedoch Melodien und Nachvollziehbarkeit zu vernachlässigen. Überhaupt ist die Trefferquote an traditionellen und doch originellen Riffs und Leads sensationell hoch. Dazu kommt, dass man diese in wunderbar fließende Songs gegossen hat. Hier stört nix, hakt oder klingt nicht durchdacht. Trotzdem dröhnt noch genug Spontanität und Dreck aus den Boxen. Das ist ein epischer Spagat, den auch Van Damme nicht besser hinbekommt.

Bei „We Rule The Night” wird das Tempo etwas rausgenommen und IRON FATE überzeugen mit unkitschigem Melodic-Songwriting deluxe. Besser kann man US Metal - nichts anderes ist das hier - nicht spielen. Und wo wir gerade beim Thema sind: Bei „Crossing Shores“ gibt sich Harry Conklin von JAG PANZER die Ehre. Man ertappt sich bei Lesen des Infos unweigerlich bei dem Gedanken „Wie blöd muss man sein, um sich auf der eigenen Scheibe mit einem der besten Metal Sänger der Welt vergleichen zu lassen?“. Nun, im Falle von Denis Borsowski ist es keine Blödheit, sondern gesundes und berechtigtes Selbstbewusstsein, denn er steht Conklin in nichts nach, und beide agieren absolut auf Augenhöhe. Gerade Borsowski hebt mit seinem variablen und kraftvollen Gesang die Songs noch einmal eine Stufe höher. Wer zu Recht seit den 80ern und frühen 90ern Leute wie Midnight (CRIMSON GLORY), Mark Vanderbilt (Ex-KAMELOT), Rey Parra (SACRED WARRIOR) oder Bill Carter (SCREAMER) vergöttert, der wird sich ebenso verwundert wie entzückt die Ohren reiben, denn Borsowski gehört genau in diese Katergorie der US-Edelshouter. So hat seit Olaf Bilic hierzulande niemand mehr geklungen.

Auch wenn IRON FATE wie beim fast zehnminütigen „Stranger (In My Mind)“ etwas ausladender agieren, verlieren sie niemals den roten Faden, sondern beweisen, dass sie auch über die längere Distanz einen Song spannend und kurzweilig gestalten können.

Und selbst eine Klischeehymne wie „Guardians Of Steel“ ist hier nicht im Ansatz platt, sondern überzeugt mit musikalischem Tiefgang und Qualität. Man höre nur die traumhaften Doppel-Leads.

Alles in allem haben IRON FATE mit „Crimson Messiah“ eines der besten traditionellen Metal-Alben des Jahres 2021 veröffentlicht. Auch International wird man sich zukünftig richtig strecken müssen, um dieses Niveau zu erreichen.

Crimson Messiah


Cover - Crimson Messiah Band:

IRON FATE


Genre: Power Metal
Tracks: 10
Länge: 56:23 (CD)
Label: Massacre Records
Vertrieb: Soulfood