Review:

Abyss Of Wrathful Deities

(GRAVE MIASMA)

Beim Hören von „Abyss Of Wrathful Deities” riecht man förmlich den verstaubten, ranzigen Verwesungsgeruch einer dunklen Gruft, eine rabenschwarze Atmosphäre hüllt sich um die Musik von GRAVE MIASMA. Hier ist also der Name Programm! Das Trio aus London macht altmodisches, altbewährtes Todesblei ohne Schnörkel und Firlefanz.

Die 2002 gegründete Truppe GOAT MOLESTÖR benannte sich 2006 in GRAVE MIASMA um, und erst 2013 erschien der erste Longplayer ("Odori Sepulcrorum") der Engländer. Hier wurde noch relativ doomig zur Sache gegangen. 2021 folgt nun, in inzwischen abgeänderter Besetzung, das Album Nummer zwei. Nur kein Stress! Musikalisch sind die Jungs namens Y., T. und D. inzwischen breiter aufgestellt. Wüste Drums, wummernd tiefe Gitarrenklänge, schlängelnde Riffs und aufkreischende sirenenartige Soli hat das neue Album parat. Die Stimme von Yoni „Y“ Ben-Haim packt mich nicht so richtig, und die Vocals weisen meines Erachtens durch die Produktion zu viel Hall auf, aber das ist Geschmackssache. Gitarren-Leads und der Gesang werden im unscharfen Mix vergraben. Wahrscheinlich ist das der fies hallende Klang der Spinnenweben-verhangenen Gruft.

Mit „Guardians Of Death” eröffnet ein flotter Old School-inspirierter Death Metal-Track mit heulenden und bellenden Gitarren und allerhand Breaks. Der Text von „Rogyapa“ handelt vom tibetanischen Totenritual der Luftbestattung, wobei die Greifvögel sich über den Kadaver hermachen. Raubtierfütterung und Bestattung in einem, aber auch ein Sinnbild eines irdischen Kreislaufs. Trillernde Leads treffen auf hysterische Gitarrensoli. „Ancestral Waters“ ist lang und drückend, variabel in Stil und Tempo. Dabei zeigt die Band ein gekonntes Gespür dafür, an den richtigen Stellen das Tempo rauszunehmen. In „Erudite Decomposition“ heißt es dann „Butter bei die Fische“: Doublebass angeworfen, und es wird direkt auf die Kacke gehauen. Ganz anders folgt „Under The Megalith“ mit doomigen Passagen und bissigen Riffs. „Exhumation Rites” erklingt episch und groovend, und beim Schlußlicht „Kingdoms Beyond Kailash“ sind mystische Klänge einer Sitar eingebettet.

„Abyss Of Wrathful Deities“ ist dumpf, drückend, schwergängig und dabei sehr atmosphärisch. Aber das Album hat einige Längen, und die Songs bleiben nicht unbedingt schnell im Kopf hängen. Jedoch kann es mit einigen Hördurchgängen wachsen. Diesen britischen, beinahe „unschwedischen“ Dampfwalzen-Stil kennen wir auch von Größen wie BENEDICTION und BOLT THROWER, mitunter auch von den Amis MORBID ANGEL und INCANTATION. Die Mucke ist aufwühlend, das Schlagzeug- und Gitarrenspiel haben teilweise einen hypnotisch-rituellen Charakter. Hier und da kommt eine finstere SAMAEL-affine („Blood Ritual“…), schleppende Black Metal-Note hinzu, die sich vom Death Metal-Mainstream abzuheben weiß. Denn häufig wird es im Death Metal heutzutage spannend, wenn er sich an Genre-Grenzen wagt. Und vielleicht liegt die Stärke von GRAVE MIASMA unter anderem darin, Old School Death Metal zu zocken, aber ihn mit schwarzgefärbten Stilelementen anzureichern und zu veredeln.

 

Abyss Of Wrathful Deities


Cover - Abyss Of Wrathful Deities Band:

GRAVE MIASMA


Genre: Death Metal
Tracks: 9
Länge: 52:51 (CD)
Label: Sepulchral Voice Records
Vertrieb: Sepulchral Voice Records