Review:

Escape

(Germ)

Mit ihrem neusten Album „Escape“ tauchen GERM in finsterste Welten ab. Hinter GERM steht einzig und allein Tim Yatras (AUTUMN’S DAWN, AUSTRE bis 2009), der für wohl schon für so manche wohlklingende Depression aus Down Under verantwortlich war. Gerade der direkte Vorgänger „Grief“ (2013) konnte mich seinerzeit sehr von der Band überzeugen und lief in lang anhaltender Dauerrotation. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an „Escape“. Kann die „Flucht“ als Resultat der „Trauer“ das mächtige Vorgängerwerk toppen?


Negativ fällt erst einmal auf, dass die Spielzeit von „Escape“ um mehr als zwanzig Minuten gekürzt wurde. Doch das heißt ja nichts. Und trotz sehr, sehr exzessiven Hörens tue ich mich wirklich schwer eine finale Bewertung zu „Escape“ abzugeben. Wie schon erwartet ist das Album düsterer, depressiver, verzweifelter und leider auch (im Vergleich zum Vorgänger) eintöniger. Klar gibt es sie hier auch, die wunderschönen Melodien, den Wechsel von Screams zu Clean-Gesang und leisem Flüstern, dezente Elektro-Einschübe und leicht poppige Ansätze. Doch leider wurde die Intensität dieser Einflüsse und das „experimentelle“ hier etwas zurückgeschraubt. Zart post-rockige Songs wie „Blue A The Sky, Powerful As The Waves“, düstere, elektronische Interludes wie „An End“ oder so etwas geniales wie “Butterfly” (mit Audrey Sylvain) wird man auf „Escape“ nicht finden und das hat mich anfangs etwas enttäuscht. Dennoch ist „Escape“ (unter anderen Aspekten betrachtet) ein unglaublich starkes Album mit sehr guten Songs – nur dauert es hier etwas länger das zu erkennen. Songs wie die übrigends auf Youtube veröffentlichten „Escape“ oder „I’ll Give Myself To The Wind“ geben einen guten Einblick in GERM’s düstere Welten. Während der Opener fast in manisch depressive WOODS OF DESOLATION-Welten verschlägt, lässt das folgende „I’ll Give Myself To The Wind“ mit seinen dominaten Gitarren und zwischenzeitlich fast makaber fröhlichen Melodien eher an GHOST PATH denken. „Under Crimson Skies“ lässt jede Menge Klargesang einfließen und erinnert mich am ehesten an den Vorgänger. Hier treffen zerbrechliche Clean-Refrains auf depressivem Schwarzmetall mit ausgedehnten, Post Rock-Passagen. Sehr viel Schwarzmetall und Postrock gibt es auch in dem leicht progressiv aufgebauten „The Old Tree“, bevor GERM mit „With The Dead Of A Blossoming Flower“ klanglich wieder zu den ersten beiden Songs zurückfinden und das Album mit dem verträumten „Closer“ ausklingen lassen.

Unterm Strich gibt es auf „Escape“ einige Höhepunkte und auch als Gesamtwerk kann man das Album durchaus als gelungenes Post Black Metal-Album bezeichnen. Doch leider konnte „Escape“ den auf „Grief“ und „Loss“ vorhandenden Abwechslungsreichtum nicht halten. Fans von Bands wie WOODS OF DESOLATION, GHOST BATH und AUSTERE sollten hier auf jedenfall mal rein hören.

Escape


Cover - Escape Band:

Germ


Genre: Black Metal
Tracks: 08
Länge: 44:58 (CD)
Label: Prophecy Productions
Vertrieb: Soulfood