Review:

Krachgeschichten

(Frank Schäfer)

Metal rules! Oder auch „Die ewige Faszination verzerrter Riffs“ (FS)

Frank Schäfer schrieb mit „Krachgeschichten“ ein kurzweiliges Buch über seine Faszination für Heavy Metal. Die Sammlung von Anekdoten ist unabhängig voneinander und nicht aufeinander bezogen. Einige sind amüsant, einige informativ und einige etwas belanglos. Schäfer ist als Schriftsteller, Musik- und Literaturkritiker tätig; wir kennen ihn zum Beispiel aus der „Rock Hard“, der „taz“ und dem „Rolling Stone“. Hier sind einige seiner Krachgeschichten bereits als Artikel erschienen und gebündelt ergibt sich ein Buch mit 240 Seiten, das ab dem 8. August in den Regalen steht oder per Klick im online-Versandhaus deines Vertrauens den Weg zu dir finden könnte. Vielleicht hat der ein oder andere auch sein Buch „Hear 'em All: Heavy Metal für die eiserne Insel“ gelesen, das 2018 erschien.

Ich habe das Buch entspannt im Urlaub unter französischen Pinien gelesen, untermalt vom leisen Rauschen des Atlantiks. Vielleicht wäre eine musikalische Lesebegleitung mit eingängigen AC/DC-Killerriffs, mit BLACK SABBATHs „Paranoid“, Lemmys E-Bass-Aufstand in MOTÖRHEADs „Iron Fist“ oder den gekonnten Percussive-Harmonics in VAN HALENs „Spanish Fly“ passender. Denn es geht Frank Schäfer immer wieder um diese Stilikonen vergangener Jahrzehnte. Bei der Beschreibung ihrer Musik, ist das Augenmerk insbesondere auf das Gitarrenspiel gerichtet. Gut gefällt mir auch, die Analyse der Stimme des AC/DC-Screamers Brian Johnson, der im Oberkörper eine „Kompressionshaltung“ einnimmt und der Kopf als „Resonanzraum oder vielmehr als Überdruckventil“ beteiligt ist. Vielleicht, so der Autor, sind die Gehörprobleme des charismatischen Rockers so zu erklären. Auch die Idee, das Clare Cunningham von THUNDERMOTHER die Vertretung für Johnson hätte übernehmen sollen, erachte ich als sinnvoll; Frauenpower! Schäfer berichtet von Konzertabenden bei ROSE TATOO, RAVEN, GUNS`N`ROSES und GOJIRA. Metal der härteren Gangart lässt Frank Schäfer in seinen „Krachgeschichten“ außen vor. Seine persönlichen Erinnerungen und Bekanntschaften stammen aus niedersächsischen Gefilden wie Braunschweig und Hannover. Der Autor erzählt auch, wie er beim Magazin „Rock Hard“ anfing und, dass man damals ob der guten Musik bierselig in Dortmunds Stripclubs versackte. Er erläutert die „ironische Imagekonstruktion“ des DANKO JONES als großmauliger Rockstar und huldigt die Phasen der Historie von MOTÖRHEAD bis hin zum letzten Wacken-Gig, als Lemmy entkräftet und krank auf der Bühne stand. Er prangert die Plattenverträge vom Label „Noise Records“ an und die zwiespältige Szeneperson K.-H. Walterbach, die trotz linker Hausbesetzervergangenheit zum Metal kam und dort dem Kapitalismus frönt. Die wohl amüsanteste Schilderung steht gleich zu Beginn des Buches, im Kapitel über die „Full Metal Cruise“. Bei der Beschreibung der Metal-Kreuzfahrt mit hoher „Alter-Sack-Dichte“ teilt Frank Schäfer ein paar böse Seitenhiebe aus: den Bontempi-Orgelist MAMBO KURT wäre er sehr gerne losgeworden und POWERWOLF werden als „infantil sakral aufgemandelter Sound-Mumenschanz“ beschrieben. Den frechen Stil dieses Kapitels hätte Frank Schäfer von mir aus gerne beibehalten oder an noch mehr Stellen im Buch aufblitzen lassen können. „Krachgeschichten“ ist kurzweilig und gut zu lesen.

Die Erzählungen erinnern an ein angeregtes nerdiges Gespräch über die eigene Lieblingsmusik: über Heavy Metal; vielleicht in einer Kneipe nach ein paar Bier. Es geht um die Fans, um die Szene, um Musiker und um Erinnerungen. Und es ist Platz für Ironie, Selbstironie, etwas Sarkasmus und viel Nostalgie.  

Krachgeschichten


Cover - Krachgeschichten Band:

Frank Schäfer


Genre: Heavy Metal
Tracks:
Länge: 0:0 (Buch)
Label: ‎ Zweitausendeins
Vertrieb: