Review:

The Art Of Dying

(Death Angel)

TIPP
Ich kann es schon hören: "Nicht so gut wie die alten Sachen!” oder "Act III war um Längen besser!". Darum spare ich mir die Vergleiche mit den alten Meisterwerken der Band, denn wenn eine absolute Wahnsinnsband nach 14 (!!!) Jahren des Herumirrens ein neues Werk auf die Hörerschaft loslässt, KANN sie die Erwartungen gar nicht erfüllen und sei es das beste Album seit Jahren. Ein bekanntes Problem also, das EXODUS zum Beispiel mit Bravour, METALLICA nicht mal im Ansatz lösen konnten. Betrachtet man "The Art Of Dying" jedoch als "Debüt" nach der langen Auszeit und legt die rosarote Vergangenheitsbrille ab, offenbart sich hier ein superbes Werk, das mitnichten sofort ins Ohr geht, sondern eine gewisse Reifezeit benötigt, um dann zu zeigen, wo der Hammer hängt. Das größte Attribut, das die Band über die lange Zeit gerettet hat, ist die Fähigkeit, verschachtelte, anspruchsvolle Songs zu schreiben, die zum Glück vom "Drei - Minuten - Knüppel - Thrash" abweichen und geschickt Progressivität und Härte verbinden. Nach einem kurzen Intro geht’s dann auch gleich los mit dem arschgeilen "Thrown To The Wolves", einer Uptempogranate mit Killerrefrain, die sich sofort festbrennt. "5 Steps Of Freedom" klingt danach schon eine ganze Ecke moderner und legt die neuzeitliche Note der Band frei. "Thicker Than Blood" hat einen Rock’n’Roll - Touch und groovt gut nach vorne, was auch durch die rockige und rotzige Produktion von Joseph Dobbs verstärkt wird, die sicher bei einigen Altfans für Unmut sorgen wird, objektiv gesehen aber alles Andere als störend wirkt. Zu meinen Faves auf dem Album gehört ganz klar "The Devil Incarnate", das schleppend, doomig und hymnisch durchstartet, dann aber gegen Ende zu einem Old School - Banger mutiert. Klasse! "Famine" kommt wieder etwas rockiger rüber und erinnert bisweilen sogar an skandinavische Rotzrocker. "Famine" und "No" kehren die Thrash - Wurzeln der Band hervor und klingen sehr aggressiv, dabei aber immer traditionell und technikbetont. "Spirit" wird von Drummer Andy Galeon intoniert und bollert ebenso hart wie melodisch umher, während bei "Land Of Blood" Basser Dennis Pepa das Mikro übernimmt und den Songs in eine coole Mitgrölnummer verwandelt. "Never Me" kehrt dann gegen Ende erneut die modernen Einflüsse heraus, bevor die von Gitarrist Rob Cavestany gesungene Halbballade "Word To The Wise" den würdigen Abschluss markiert. Man sieht, dass es auf "The Art Of Dying" an Abwechslung nicht mangelt. Zudem wartet jede der Nummern mit instrumentalen Feinheiten auf, die auch nach zigmaligem Hören noch manches Detail erkennen lassen. Das Album ist eine ausgewogene Mischung aus Technik, Spielwitz und dem unbändigen Drang, endlich wieder nach allen Regeln der Kunst das Haus zu rocken und daher eine echte Bereicherung. Flieg, Todesengel, flieg!!!

The Art Of Dying


Cover - The Art Of Dying Band:

Death Angel


Genre: Thrash Metal
Tracks: 12
Länge: 55:16 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Eastwest